Die neue Stipendiatin des »Marwa El-Sherbini-Stipendiums für Weltoffenheit und Toleranz« für die Jahre 2019 bis 2021 steht fest. Das aus Vertretern des Freistaates Sachsen, der Landeshauptstadt Dresden, DRESDEN-concept und der Zivilgesellschaft bestehende Kuratorium des »Marwa El-Sherbini-Stipendiums« hat beschlossen, Frau Maya Singh, ab dem 1. Oktober 2019 das Stipendium zu gewähren.

Die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping: »Maya Singh füllt ihren Anspruch, einen stetigen Beitrag für eine diskriminierungsarme und reflektierte Gesellschaft zu leisten, auf hervorragende Weise mit Leben. Sie engagiert sich vorbildhaft für ein Miteinander, welches geprägt ist von Respekt und Akzeptanz im Hinblick auf Herkunft, Glaube, Sexualität und Geschlecht. Ich freue mich sehr, dass wir mit Maya Singh eine so großartige Botschafterin für das Marwa El-Sherbini-Stipendium gefunden haben. Der Vorgängerin, Youmna Fouad, danke ich sehr für ihre gute Arbeit und wünsche ihr für ihre Zukunft alles erdenklich Gute.«

Oberbürgermeister Dirk Hilbert: »Ich freue mich, dass wir mit der neuen Vergabe des Marwa El-Sherbini-Stipendiums den Staffelstab für Weltoffenheit und Toleranz würdig weitergeben können. Mit Maya Singh wurde eine junge Frau ausgewählt, die ihre beispielhaften persönlichen Erfahrungen heute einsetzt, um anderen zu helfen. Wir dürfen gespannt sein auf das vielfältige Engagement und die Aktivitäten der frisch gebackenen Brückenbauerin zwischen den Kulturen.«

Prof. Eckhard Beyer, Geschäftsführer von DRESDEN-concept unterstreicht »Es ist heute genauso wichtig wie vor zehn Jahren, die Werte Toleranz, Weltoffenheit und Respekt in der Stadtgesellschaft zu verbreiten. Die Partner im DRESDEN-concept stehen hinter diesen und sind froh mit Maya Singh eine zusätzliche Botschafterin in die Stadt zu haben.«

Maya Singh lebt seit 2013 in Dresden. Sie ist in Nordrhein-Westfalen geboren und studiert an der Evangelischen Hochschule Dresden (EHS) im Masterstudiengang Soziale Arbeit. Nach Erreichen der Hochschulreife nahm sie zunächst das Studium für Soziale Arbeit in Dortmund auf und wechselte mit dem vierten Fachsemester nach Dresden. Aufgrund von eigenen Erfahrungen mit Ausgrenzungen bereits in jungen Jahren sowie bei ihrer temporären Tätigkeit als Sozialarbeiterin ist es ihr sehr wichtig, Vorurteile und rassistische Äußerungen zu thematisieren und von Diskriminierung Betroffene zu stärken.

Maya Singh engagiert sich neben ihrem Studium in den Studentenvertretungen der Hochschule, organisiert Veranstaltungen zu Themen wie Rassismus und Feminismus und unterstützt als Tutorin ausländische Studierende. Weiterhin arbeitete sie als studentische Aushilfe im Büro für Gleichstellung der Hochschule, wo sie an der Erstellung des Diversitätskonzepts der EHS mitwirkte. Weiterhin war sie ehrenamtlich beispielsweise im »Kinderhaus Rabe« der Diakonie Dresden oder im Verein »Internationale Gärten Dresden e. V.« aktiv.

Der Freistaat Sachsen, DRESDEN-concept und die Landeshauptstadt Dresden vergeben das Stipendium gemeinsam zum Gedenken an Marwa El-Sherbini. Ziel des Förderprogrammes ist die Unterstützung zukünftiger Führungs- und Fachkräfte, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich aktiv für Freiheit, Demokratie sowie die Grund- und Menschenrechte einsetzen.

Gefördert werden Studierende Dresdner Hochschulen in Aufbau- oder Ergänzungsstudien im Rahmen einer zweiten wissenschaftlichen Ausbildung. Voraussetzungen sind insbesondere interkulturelle Kompetenz, hohes gesellschaftliches Engagement, politisches Interesse und Kreativität. Das Stipendium wird in der Regel alle zwei Jahre zum Semesterstart am 1. Oktober ausgereicht und ist mit monatlich 750 Euro dotiert.

Das Stipendium wird zum vierten Mal ausgelobt. Frau Maya Singh folgt auf die Ägypterin Youmna Fouad (Stipendiatin von 2017-2019), Nurul Fatimah Khasbullah aus Indonesien (Stipendiatin von 2015-2017) sowie die Jordanierin Hiba Omari (Stipendiatin 2012-2014).

Hintergrund:

In diesem Jahr jährt sich die Ermordung der ägyptischen Pharmazeutin Marwa El-Sherbini zum zehnten Mal. Im Jahr 2005 kam Frau El-Sherbini mit ihrem Mann, dem Genforscher Elwi Ali Okaz, nach Deutschland. 2006 wurde der gemeinsame Sohn geboren. 2008 wurde Herr Okaz Doktorand des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Im August 2008 wurde Marwa El-Sherbini von ihrem späteren Mörder auf einem Dresdner Spielplatz als »Islamistin« und »Terroristin« beschimpft.

Nach Anzeige bei der Polizei wurde gegen den Beschuldigten Anklage erhoben. In der Berufungsverhandlung am 1. Juli 2009 am Landgericht Dresden tötete der Angeklagte die im dritten Monat schwangere Marwa El-Sherbini, als diese nach ihrer Zeugenaussage den Gerichtssaal verlassen wollte mit 16 Messerstichen und verletzte ihren Mann lebensgefährlich. Der dreijährige Sohn wurde Zeuge, wie seine Mutter verblutete.

Die Staatsanwaltschaft sprach von einem Einzeltäter, der aus einer »extrem ausländerfeindlichen Motivation« handelte. Der Täter wurde am 11. November 2009 durch das Landgericht Dresden wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, die besondere Schwere der Schuld wurde festgestellt.

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar