Der ehemalige Forschungsreaktor in Rossendorf wurde gestern (19. September 2019) symbolisch aus der atomrechtlichen Aufsicht entlassen. Im Rahmen des Festaktes zum Abschluss des Rückbaus des Forschungsreaktors und im Beisein von Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange wurde der entsprechende Bescheid an Dietmar Schlösser, Direktor des VKTA - Strahlenschutz, Analytik & Entsorgung Rossendorf e. V., übergeben. Damit endet nach 25 Jahren das größte Stilllegungs- und Rückbauvorhaben des VKTA.

»Die Mitarbeiter des VKTA haben in den vergangenen Jahren ausgezeichnete Arbeit beim Rückbau des Forschungsreaktors geleistet. Auch weiterhin hat der VKTA zahlreiche Aufgaben am Forschungsstandort Rossendorf«, sagte Staatsminister Schmidt. »So ist er Betreiber der Landessammelstelle für radioaktive Abfälle für den Freistaat Sachsen und erfüllt damit hoheitliche Aufgaben. Außerdem ist der VKTA mit seinen vielfältigen Leistungsangeboten aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen nicht nur im Rückbaumanagement, sondern auch im Bereich der Umwelt- und Radionuklidanalytik ein national und international gefragter Partner.«

»Ich danke allen Verantwortlichen des VKTA und der beteiligten Ministerien für die gewissenhafte Begleitung dieses Rückbauprozesses«, erklärt Staatsministerin Dr. Stange. Sie fügt an: »Der damit vollzogene Wandel des Standortes Rossendorf zeigt, wie Strukturwandel in der Forschung gelingen kann. Überholte Forschungsfelder werden beendet, die zugehörige Technik entsorgt. Das schafft Raum für aktuelle und zeitgemäße Vorhaben. Heute hat Rossendorf mit rund 1 500 Beschäftigten wieder in etwa die Größe von 1989. Bei den Forschungsgebieten Energie, Gesundheit und Materie spielt Radioaktivität auch weiterhin eine große Rolle. Die Forschung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf ist inzwischen weltweit anerkannt.«

Der VKTA wurde im Jahr 1993 von der Sächsischen Staatsregierung beauftragt, sämtliche kerntechnische Anlagen und Einrichtungen des ehemaligen Zentralinstituts für Kernforschung zurückzubauen. Dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst obliegt die finanzielle Verantwortung für den VKTA.

Um die Entlassung aus der atomrechtlichen Aufsicht zu erreichen, musste unter anderen das 9 000 Quadratmeter große ehemalige Gelände des Rossendorfer Forschungsreaktors in einem aufwendigen Verfahren saniert werden. Beim Rückbau fielen rund 41 000 Tonnen Material an, das nicht nur radiologisch sondern auch abfallrechtlich bewertet wurde.

Mehr als 99 Prozent dieser Materialien waren vollkommen unbedenklich und sind entweder deponiert oder zur Wiederverwendung freigegeben worden. Der Anteil von Bauschutt betrug rund 29 400 Tonnen. Nur circa 0,4 Prozent der angefallenen Materialien sind radioaktiver Abfall. Dieser Abfall, der in Rossendorf zwischengelagert wird, muss in den nächsten Jahren endlagergerecht konditioniert und verpackt werden.

Hintergrundinformationen:

Der Rossendorfer Forschungsreaktor war ein Tankreaktor sowjetischer Bauart mit zunächst zwei Megawatt thermischer Leistung, später erfolgte eine Erhöhung bis auf zehn Megawatt thermischer Leistung. Er wurde im Dezember 1957 am Standort Rossendorf vom damaligen Zentralinstitut für Kernphysik in Betrieb genommen.

Der Reaktor diente vor allem der reaktorphysikalischen Grundlagenforschung, der Durchführung von Neutronenstreuexperimenten und der Erzeugung radioaktiver Stoffe. Nach einer umfassenden Rekonstruktion im Zeitraum von 1987 bis 1989 wurde der Rossendorfer Forschungsreaktor nach mehr als 100 000 Betriebsstunden im Jahr 1991 außer Betrieb genommen.

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