Kultusminister Christian Piwarz und Sascha Wenzel, von der Geschäftsführung der Freudenberg Stiftung, haben heute (27. August) gemeinsam mit der Stiftung Lernen durch Engagement, Sächsische Jugendstiftung und Aktion Zivilcourage e.V. eine Kooperationsvereinbarung „Lernen durch Engagement für eine demokratische Schulentwicklung und Bildung in Sachsen“ unterschrieben. Ziel der Zusammenarbeit ist es, dass Schüler durch ein Engagement in ihrer Gemeinde oder ihrem Stadtteil Erfahrungen mit gesellschaftlichen Aufgaben, Ehrenamt und demokratischen Prozessen sammeln können.
„Engagement und Ehrenamt ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Um junge Menschen dafür gewinnen zu können, sind Vorbilder aus der Familie und dem Freundeskreis wichtig. Aber auch die Schule kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Gemeinsam mit der Freudenberg Stiftung und den Partnern bieten wir den Jugendlichen interessante außerschulische Lernorte und Beteiligungsmöglichkeiten an. Wir ebnen so den Weg dafür, dass sie möglichst lebenslang engagiert für das Gemeinwesen eintreten. Ganz nach dem Motto: Tu was Gutes und lerne dabei!“, so Kultusminister Christian Piwarz zur Unterzeichnung.
Sascha Wenzel ergänzt: “Die Freudenberg Stiftung ist dankbar für die langjährige Kooperation mit dem Freistaat Sachsen. Als unternehmensnahe Stiftung engagieren wir uns seit den 1990er Jahren für demokratische Kultur und soziale Inklusion in bildungsaktiven Mittelstädten Sachsens – beispielsweise mit dem sozialräumlichen Ansatz Ein Quadratkilometer Bildung. Sich in dem heute startenden neuen Vorhaben staatlicher und zivilgesellschaftlicher Partner für die Belange der Nachbarschaft und zugleich für neue Lernformen zu öffnen, ist eine Chance für wertebasierte Schulentwicklung und pädagogische Innovation.”
Lernen durch Engagement (engl. Service Learning) ist eine Lehr- und Lernform, die gesellschaftliches Engagement von Kindern und Jugendlichen mit fachlichem Lernen im Unterricht verbindet. Das Engagement wird im Unterricht gemeinsam geplant, reflektiert und mit Inhalten der Lehrpläne verknüpft. Mit dem Projekt „Lernen durch Engagement für eine demokratische Schulentwicklung und Bildung in Sachsen“ soll Service-Learning an Schulen in Sachsen landesweit aufgebaut und umgesetzt werden, um die Demokratiekompetenz von Schüler in sächsischen Schulen zu stärken, ihnen Zugang zu bürgerschaftlichen Engagement zu ermöglichen und sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern.
Andrea Büttner, Geschäftsführerin Sächsische Jugendstiftung: “Eine demokratische Gesellschaft lebt vom aktiven Engagement ihrer Bürger*innen und wird durch dieses gestaltet. Genau wie Rechnen und Schreiben muss es erlernt und erprobt werden, damit es später in alltägliches Handeln übergehen kann. Wir freuen uns, dass mit der Koordinierungsstelle für Lernen durch Engagement in Sachsen Schulen bei der stärkeren Etablierung von Lern- und Übungsfeldern unterstützt werden, welche im Unterricht, in Verbindung mit außerschulischen Partnern, Engagement- und damit Demorkatielernen ermöglichen.”
Sandra Zentner, Geschäftsführerin Stiftung Lernen durch Engagement – Service-Learning in Deutschland SLIDE gGmbH: “Demokratie stärken, Schule verändern – mit diesen beiden Zielen im Blick freuen wir uns, die innovative Lernform Lernen durch Engagement nun auch in Sachsen gemeinsam mit starken Partnern nachhaltig zu verbreiten. In Kooperation mit dem Kultusministerium, der Aktion Zivilcourage, der Sächsischen Jugendstiftung und der Freudenberg Stiftung können wir ab sofort landesweit Schulen darin unterstützen, die Demokratiekompetenz von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Mit dieser Zusammenarbeit setzen wir gemeinsam ein wichtiges Signal für gute Bildung und gelebte Demokratie in Sachsen.”
Geschäftsführer der Aktion Zivilcourage, Herrn Reißig: “Heute ist ein besonderer Tag für die Demokratiebildung an sächsischen Schulen. Wir freuen uns sehr, dass die heute gegründete Koordinierungsstelle für Lernen durch Engagement ab sofort allen Schulen in Sachsen mit Beratung und Fortbildung zur Verfügung steht.”
Die Kooperationsvereinbarung steht im Zusammenhang mit dem Handlungskonzept „W wie Werte“ zur Stärkung demokratischer Schulentwicklung und politischer Bildung in Sachsen. So können mit Lernen durch Engagement demokratische Lernarrangements an Schulen langfristig und nachhaltig etabliert und umgesetzt, im bürgerschaftlichen Engagement der Schüler außerschulische Lernorte einbezogen (Engagementpartner) und zugleich Schulentwicklungsprozesse angestoßen werden, die eine demokratische Lernkultur an Schulen dauerhaft unterstützen.
Gleichzeitig kann innerhalb des Gesamtprojektes mit dem inhaltlichen Fokus: „#netzrevolte – Demokratiekompetenz für die digitale Gesellschaft“ als Teil der Medienbildungsinitiative die Verbindung von digitaler und demokratischer Bildung von Schülern gefördert werden.
Praktische Beispiele für Lernen durch Engagement:
Grundschüler üben in Deutsch das betonte Vorlesen und bieten für einen Kindergarten ihrer Gemeinde Märchenstunden an; davon profitiert sowohl die Lese- und Sprachkompetenz der Schüler als auch die Angebotspalette des Kindergartens. Zugleich ist es auch Bestandteil der Berufsbildung, indem Schüler so erste Einblicke in den Beruf des Erziehers erhalten.
Oberschüler beschäftigen sich in Biologie mit Ökosystemen und der heimischen Tier- und Pflanzenwelt – sie legen in Kooperation mit dem regionalen Heimatverein einen Naturlehrpfad mit Infotafeln zum lokalen Ökosystem an und stellen Insektenhotels auf.
Gymnasiasten beschäftigen sich im Gemeinschaftskundeunterricht mit dem demokratischen Parteien- und Politiksystem. Sie besuchen den Stadtrat und debattieren mit Vertretern über die Perspektiven der Jugendlichen in der Region. Sie planen bedarfsgenaue Lösungen für ihre Generation und helfen bei der Vermittlung von komplexen Informationen, indem sie jugendgerecht kommunizieren.
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