„Sachsen setzt beim Gewässerschutz auf einen kooperativen Weg. Zusammen mit den Landwirten wollen wir mit wirksamen und innovativen Verfahren einen noch gewässerschonenderen Einsatz stickstoffhaltiger Düngemittel erreichen“, das sagte Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt heute (3. April 2019) anlässlich des simul+Feldtages auf dem Gutshof Raitzen (Ortsteil von Naundorf, Landkreis Nordsachsen).
„Dazu bietet der Freistaat Sachsen den Landwirten vor allem Förderung an und hilft, durch Wissenstransfer neue Verfahren schnell in die Praxis zu überführen.“Dazu wurden in sogenannten Nitrat-Gebieten, also Gebieten, in denen im Grundwasser der Schwellenwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter überschritten wird, vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Arbeitskreise für Landwirte eingerichtet.
Auf Praxisflächen der Landwirte werden dazu vor allem innovative Verfahren demonstriert, die zu einem effizienteren Einsatz von Düngemitteln und damit zur Minderung der Nitratauswaschung führen. Die Ergebnisse und Erfahrungen werden den Landwirten in Workshops sowie im Rahmen von Feldtagen vermittelt und gemeinsam diskutiert.
„Ziel ist, dass die Verfahren von den Landwirten ausprobiert und umgesetzt werden“, so der Minister. „Auf diese Weise konnten bereits Erfolge erreicht werden. So düngen ein Drittel der Landwirte ihren Winterraps bereits heute in Abhängigkeit von der aufgewachsenen Biomasse. So können im Schnitt 30 Kilogramm Stickstoffdünger pro Hektar eingespart werden. Verfahren der teilflächenspezifischen Düngung wendet bereits mehr als ein Viertel der Landwirte an. Dadurch wird eine Überdüngung ertragsschwacher Teilflächen wirksam verhindert“, so der Minister.
Ab diesem Jahr wird die Intensität des Wissenstransfers in den Nitrat-Gebieten verstärkt. Neben Workshops, Feldtagen und Praxisdemonstrationen wird den Landwirten künftig auch eine einzelbetriebliche Begleitung durch externe Berater bei der Einführung und Umsetzung wirksamer und innovativer Verfahren angeboten.
Zunächst sollen dabei die jeweiligen Potenziale des Betriebes zur Verbesserung des Stickstoffmanagements und damit zur Verminderung von Stickstoffausträgen ermittelt werden. Auf dieser Grundlage werden dann Maßnahmen abgestimmt und angewendet. In den ersten Jahren der Umsetzung werden die Betriebe dabei fachlich begleitet. Ziel ist es, die Anwendung der Maßnahmen zu optimieren und dauerhaft beizubehalten.
Mithilfe weiterer angebotener Fördermaßnahmen ist es bereits gelungen, dass besonders gewässerschonende Bewirtschaftungsverfahren wie Ökolandbau, Anbau von Zwischenfrüchten, bodenschonender Ackerfutterbau, Anlage von Grünstreifen oder von Blühflächen aktuell auf mehr als 20 Prozent der Ackerfläche angewendet werden. Das Potenzial der dadurch vermiedenen Stickstoffauswaschung liegt bei mehr als 4 000 Tonnen pro Jahr.
Außerdem bietet der Freistaat Sachsen den Landwirten auch die Förderung von Investitionen an, die auf die Vermeidung von Stickstoffausträgen gerichtet ist. Dazu gehören Investitionen in die Erhöhung der Lagerkapazität für Gülle bzw. Gärreste auf mindestens neun Monate sowie in emissionsarme Ausbringtechnik.
In den Jahren 2010 bis 2018 wurden 329 solche Investitionsvorhaben mit 28 Millionen Euro unterstützt. Die Höhe der Investitionen lag bei 75 Millionen Euro. Heute werden in Sachsen bereits 81 Prozent der ausgebrachten Gülle mit solcher modernen, besonders umweltschonenden Technik ausgebracht. Deutschlandweit sind es im Schnitt nur 45 Prozent.
„Insgesamt besteht ein erhebliches Potenzial, Düngemittel künftig noch präziser einzusetzen, und damit Verluste zu vermeiden und die Gewässer noch mehr zu schonen. Dieses Potenzial gilt es in den nächsten Jahren auszuschöpfen“, so der Minister. „Dazu trägt die Zukunftsinitiative simul+ bei, die wir vor drei Jahren gestartet haben. Genau wie in vielen anderen Bereichen bedarf auch die Weiterentwicklung einer gewässerschonenden, nachhaltigen Landwirtschaft intelligenter technischer Lösungen und einer schnelleren Überführung von Forschungsergebnissen in die Praxis“.
Auf dem simul+Feldtag wurden weitergehende Möglichkeiten einer nährstoffeffizienten Landwirtschaft demonstriert, wie zum Beispiel der Einsatz von Satellitendaten zur teilflächenspezifischen Düngung mit vielfältigen Möglichkeiten der Auswertung oder von Bodensensoren zur kleinflächigen Erfassung ertrags- und wasserschutzrelevanter Bodeneigenschaften.
Hintergrund:
Gedüngte Ackerflächen stellen eine Haupteintragsquelle für Nitrat in das Grundwasser dar. Rund 20 Prozent der sächsischen Ackerfläche liegen in sogenannten Nitratgebieten, also Gebieten, in denen im Grundwasser Nitratwerte gemessen werden, die den Schwellenwert von 50 Milligramm je Liter überschreiten. In diesen Gebieten besteht daher der größte Handlungsbedarf. Neben den Vorschriften der bereits verschärften Düngeverordnung (DüV) gelten in Sachsen für solche Gebiete seit diesem Jahr weitere Einschränkungen.
Wirtschaftsdünger wie Gülle, Gärreste oder Festmist müssen vor der Ausbringung auf ihren Nährstoffgehalt untersucht werden. Vor der Ausbringung ist der Boden auf bereits verfügbaren Stickstoff zu untersuchen, wenn mehr als 50 Kilogramm Stickstoff je Hektar ausgebracht werden sollen. Außerdem ist der Zeitraum um sechs Wochen verlängert, in dem die Ausbringung von Festmist im Winter verboten ist.
Für einen erfolgreichen Gewässerschutz bedarf es auch der Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel, der eine Zunahme von Trockenphasen, aber auch von Starkregenereignissen erwarten lässt. Dazu erforderliche Maßnahmen, die vom Freistaat Sachsen durch angewandte Forschung, Fördermaßnahmen und Wissenstransfer unterstützt werden, sind in der Broschüre „Klimawandel in Sachsen – wir passen uns an“ zu finden.
Broschüre „Klimawandel in Sachsen – wir passen uns an“: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/22321
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