Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ verurteilt das am Samstag bekannt gewordene Ergebnis der Kohlekommission scharf. Im Abschlussbericht der Kommission werden der Bundesregierung Milliardenzahlungen an die Kohlekonzerne empfohlen, aber die Zukunft der von Abbaggerung bedrohten Dörfer bleibt ungewiss und die Klimaziele von Paris werden weit verfehlt.
Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“, in dem vom Kohleabbau betroffene Menschen aller drei deutschen Braunkohlereviere aktiv sind, fordert ein sofortiges Moratorium für Zwangsumsiedlungen sowie eine Garantie der Landesregierungen, dass die Dörfer stehen bleiben werden. In den kommenden Monaten ruft das Bündnis zu großen Protesten auf.
„Aus Sicht der Dörfer ist die Kohlekommission gescheitert“, so Marita Dresen aus Kuckum im Rheinland. „Wir sind verzweifelt und wütend. Wir harren hier schon so lange in Unsicherheit, und jetzt kommt nach all den Verhandlungen bloß raus, dass die Landesregierungen ,gebeten‘ werden mit uns ,in einen Dialog zu treten, um soziale Härten zu vermeiden‘?
Dass selbst die NGOs das Ergebnis als ,Einstieg in den Ausstieg‘ feiern, ist uns unbegreiflich. Für uns steht weiterhin alles auf dem Spiel.“ Jens Hausner aus Pödelwitz im Leipziger Revier ergänzt: „Wir müssen weiter bangen, während die Kohlekonzerne in unseren Regionen die Zerstörung vorantreiben und dafür auch noch Milliarden von der Regierung bekommen sollen. Aber wir werden uns dem gemeinsam mit der Klimabewegung in den Weg stellen!“
Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ fordert die Landesregierungen der Kohlereviere auf, ein Moratorium für alle Zwangsumsiedlungen und unerwünschte Vorbereitungsmaßnahmen zu verhängen. „Jeden Tag schafft RWE hier im Rheinland Tatsachen, reißt Infrastruktur ab, setzt Familien unter Druck und treibt einen Keil in die Dorfgemeinschaft.
Das geschieht systematisch nach dem Motto, ‚wer nichts mehr hat, will auch nicht bleiben‘. Aber gerade jetzt werden wir bleiben! Wir wissen, dass es eine Chance gibt und wir werden um sie kämpfen“, sagt David Dresen, Sprecher des Bündnisses aus dem Rheinland. Er verweist damit auf eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), welches errechnet hat, dass die Kohlemengen in den Tagebauen Garzweiler II und Hambach ausreichen, ohne dass Dörfer zerstört werden müssen.
Der Beschluss der Kohlekommission zu einer Reduzierung der Kraftwerksleistung um 3,1 GW Braunkohle bis 2022 macht diese Rettung möglich. In der Studie des DIW sind zudem Mindestabstände der Dörfer zur Tagebaugrenze von 1500 Metern einberechnet. Das Bündnis fordert, dass diese Mindestabstände eingehalten werden.
„Uns bleibt jetzt nichts anderes übrig, als auf die Straße zu gehen“, so David Dresen. „Wir wurden von der Politik alleingelassen. Wir fordern alle auf, die für den Erhalt des Hambacher Waldes demonstrieren gegangen sind, sich jetzt für die Dörfer einzusetzen. Wir stehen unter enormem Druck und wir brauchen Hilfe.“
Am 23. März ruft das Bündnis im Rheinland zum „Sternmarsch“ auf, am 30. März zum Waldspaziergang in der Lausitz, wo das Dorf Proschim weiterhin bedroht ist. „Wir sind viele, und wir werden noch viel mehr, und wir werden uns schützend vor die Dörfer stellen“, so Johanna Winter aus der Klimagerechtigkeitsbewegung. „Das Kommissionsergebnis reicht weder für die Menschen in den Braunkohlerevieren, noch für den internationalen Klimaschutz. Wir geben nicht auf, bis alle Dörfer bleiben!“
„Alle Dörfer bleiben“ ist ein deutschlandweites Bündnis, in dem Betroffene aller Braunkohle-Reviere und die Klimagerechtigkeitsbewegung gemeinsam gegen Zwangsumsiedlung und Klimazerstörung kämpfen. Informationen zum Bündnis gibt es unter https://www.alle-doerfer-bleiben.de/
Ende Gelände ruft zu mehreren Demonstrationen gegen den viel zu langsamen Kohleausstieg auf
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