Die Organisation der Freimaurerei als „Schule der Humanität“ litt wie andere Vereine unter den Repressionen der beiden Diktaturen im 20. Jahrhundert: Von den Nationalsozialisten verboten, wurde der Bund auch in der DDR nicht geduldet. Der freimaurerische Geist hielt sich in wenigen Brüdern; heimlich mussten sie sich treffen.
Wie es zu der ablehnenden Haltung in der Weimarer Republik, zum Verbot im „Dritten Reich“ und schließlich zur Reaktivierung nach der Friedlichen Revolution von 1989/90 kam, beschreibt die Historikerin Dr. Franziska Böhl in ihrem neuen Buch „Freimaurerei und Diktatur. Die sächsischen Großlogen nach 1918“.
Der Eintritt zur Buchvorstellung am Dienstag, den 6. November 2018, um 19.00 Uhr im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist frei.
Die Freimaurerei ist ein ethischer Bund mit den fünf Grundidealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Er entstand im Zuge der Aufklärung: 1717 gründete sich die moderne Freimaurerei in England.
Rasch breitete sich die Organisation in anderen Ländern aus. 20 Jahre später konstituierte sich in Hamburg die erste deutsche Loge; ein Jahr später in Dresden und 1741 gab es die erste Loge in Leipzig. Während der Weimarer Republik gehörten dem Bund etwa 80.000 Männer in über 600 Logen an.
Erste umfassende Regionalstudie zu den sächsischen Großlogen
Sachsen war eines der wichtigsten Zentren der deutschen Freimaurerei. Fast zwei Jahrhunderte lang erfreute sich der Bruderbund wachsenden Zuspruchs in Mitteldeutschland. Nach dem Ersten Weltkrieg begann für die Freimaurerei jedoch ein Kampf ums Überleben und das eigene Selbstverständnis. Jahre der Abwehr, Anpassung, Unterdrückung und Zerrissenheit folgten.
Die Nationalsozialisten verboten die Logen der Freimaurer schließlich und auch in der DDR waren sie nicht geduldet. Erst mit dem Mauerfall und der damit einhergehenden Wiedervereinigung Deutschlands konnte sich die Freimaurerei im Gebiet der ehemaligen DDR wieder entwickeln.
Diese erste umfassende Regionalstudie zu den sächsischen Großlogen mit ihren Bundeslogen von der Historikerin
Dr. Franziska Böhl beleuchtet die Zeit der Weimarer Republik sowie die NS- und DDR-Zeit und steht beispielhaft für die Situation der Freimaurerei in ganz Deutschland.
Leipzig – einer der ältesten Freimaurerorte in Deutschland
Im dem druckfrischen Buch geht die Historikerin auch auf regionale Besonderheiten ein: Leipzig ist beispielsweise Sitz einer der ältesten Freimaurerlogen in Deutschland und war während der Weimarer Republik zugleich Sitz der Großloge „Deutsche Bruderkette“.
Weiter heißt es im Buch, dass sich die Brüder aus der Messestadt während der Weimarer Republik aktiv für die Abwehr von gegnerischen Beschuldigungen und für Aufklärung eingesetzt haben, sie hier während der NS-Zeit unter Beobachtung der Politischen Polizei standen und Orte für heimliche Treffen bis Ende der 1980er Jahre nachweisbar sind.
Buchvorstellung am Dienstag, den 6. November 2018, um 19.00 Uhr im ehemaligen Stasi-Kinosaal. Eintritt frei.
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