Die Themen „Industrialisierungsprozesse und Industriekultur in Leipzig“ stehen im Mittelpunkt des 10. Tages der Stadtgeschichte am 19. und 20. Oktober im Ratsplenarsaal des Neuen Rathauses. Eröffnet wird die Veranstaltung 10 Uhr von Leipzigs Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning. Der Besuch der öffentlichen Veranstaltung ist wie immer kostenfrei und ohne Voranmeldung möglich.
Die Referenten blicken nicht nur auf den rasanten Aufstieg des Industriestandortes Leipzig im Kaiserreich, sondern fragen angesichts des reichen vor- und frühindustriellen gewerblichen Erbes auch nach den Anfängen und den Voraussetzungen, nach Kontinuitäten und Brüchen auf dem Weg ins Industriezeitalter. Ebenso gilt das Interesse der Leipziger Industrie im 20. Jahrhundert, dem „Zeitalter der Extreme“ (E. Hobsbawn), sowie den Folgen und Wirkungen mehrfacher politischer Systemwechsel.
Die Abendveranstaltung am Freitag, 19 Uhr, findet in diesem Jahr im Kunstkraftwerk (Saalfelder Straße 8) statt. Den Abendvortrag hält der österreichische Wirtschaftshistoriker Franz Mathis zum Thema „Ohne Großstadt keine Industrie – ohne Industrie kein Wohlstand“. Am Samstag findet im Anschluss an das Vortragsprogramm eine Führung durch Plagwitz auf den Spuren des Industriezeitalters statt. Weitere Infos zum Programm und den Inhalten: www.leipzig.de/stadtgeschichte.
Leipzig vollzog in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Metamorphose von einer stark durch den Handel geprägten Mittelstadt hin zur industrialisierten Großstadt, in der dem Handel gleichwohl große Bedeutung zukam. Vor allem seit den 1860er Jahren nahm die gewerbliche Produktion einen Aufschwung und brachte eine vielgestaltige, blühende Industrie hervor. Die Stadt war nach der Wende zum 20. Jahrhundert das Zentrum der mitteldeutschen Industrieregion und zählte zu den bedeutendsten Industriestädten des Deutschen Reiches.
1914 lag sie in der Zahl der Großbetriebe mit mehr als 1000 Beschäftigten an zweiter Stelle hinter Berlin. Da Leipzig weiterhin ein national und international bedeutsamer Messeplatz war, wies es vor dem Ersten Weltkrieg den Doppelcharakter einer bedeutenden Industrie- und Handelsstadt auf – in dieser Gleichzeitigkeit wohl einzigartig in Europa. Leipzig besaß zudem als Universitätsstadt einen beträchtlichen Ruf. Ziel der wissenschaftlichen Tagung ist es, in Vorbereitung der 4. Sächsischen Landestaustellung 2020 zum Thema „Industrie.Kultur.Mensch“ sowie des sächsischen „Jahres der Industriekultur“ den wissenschaftlichen Diskurs zu intensivieren, neue Forschungen anzuregen und gewonnene Erkenntnisse in die Industriekultur einzubringen.
Der Tag der Stadtgeschichte 2018 ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Universität Leipzig, der Technischen Universität Dresden, des Stadtarchivs Leipzig, des Leipziger Geschichtsvereins e. V., von Dr. Helge-Heinz Heinker, sowie des Kunstkraftwerks. Er setzt sich aus einer wissenschaftlichen Tagung und einem populärwissenschaftlichen Begleitprogramm zusammen, welche sich gleichermaßen an Fachhistoriker und Geschichtslehrer wie an historisch interessierte Laien richtet und trägt damit vielfältigen Interessen an der Auseinandersetzung mit Geschichte Rechnung.
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