Die Kindertageseinrichtung „Henriette Goldschmidt“ in der Spittastraße 7 feiert am 30. Dezember 2018 ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum. Bei der gestrigen vorgezogenen Festveranstaltung dankte Oberbürgermeister Burkhard Jung allen Mitarbeitern und den Familien mit ihren Kindern sowie der Leipzigstiftung als Hauseigentümer für ihre engagierte Arbeit. Der Geschäftsführer der Leipzigstiftung, Christoph von Berg, übergibt der Einrichtung als Spende der Stiftung ein Holzhaus, das im Garten als Kinderwerkstatt genutzt werden soll.
Zur Würdigung des Lebenswerks der Frauenrechtlerin Henriette Goldschmidt (1825 – 1920) war vor mehr als 100 Jahren von führenden Leipziger Bürgern und dem Deutschen Fröbelverband dazu aufgerufen worden, einen „Volkskindergarten“ zu gründen. Er wurde als städtisches Kindertagesheim des sozialpädagogischen Frauenseminars am 30. Dezember 1918 im Arbeiterviertel Leipzig-Lindenau eröffnet.
Es war die erste Einrichtung in Leipzig, die 70 Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren ganztägig betreute und unbeaufsichtigte und ungeschützte Kinder dem Einfluss der Straße entzog. Das Tagesheim wurde in einer Fabrikgegend, in erreichbarer Nähe einer Speiseanstalt eingerichtet, so dass die Kinder mit einem Mittagessen versorgt werden konnten. Über viele Jahre hinweg war das Haus zudem Übungs- und Ausbildungsstätte des sozialpädagogischen Frauenseminars, des heutigen Beruflichen Schulzentrums für Sozialwesen der Stadt Leipzig „Henriette Goldschmidt“.
Die Einrichtung wurde vom Verein für Familien und Volkserziehung geleitet und 1921 in die HenriHinrichsen-Stiftung übernommen. Diese wurde von der Stadt Leipzig mit einem verbindlichen Stiftungszweck in treuhänderische Verwaltung übergeben und in die „Stiftung für sozialpädagogisches Frauenseminar“ umbenannt. Nach 1989 wurde die Einrichtung von der Leipziger Bürgerstiftung übernommen. Heute ist es eine kommunale Einrichtung mit 63 Plätzen, davon 13 für Krippenkinder. Das Gebäude gehört der Leipzigstiftung (vormals Leipziger Bürgerstiftung).
Im Jubiläumsjahr 2018 dreht sich in der Kita beim Projekt „Auf den Spuren der 100“ alles rund um die 100. Die Kinder erfahren von der Geschichte ihrer Einrichtung und vom Leben der Kinder und Erwachsenen zu früheren Zeiten. Für die Vorschulkinder vermitteln die Erzieherinnen anschaulich vieles rund um die Zahl 100.
Im Rahmen des Jubiläumsjahres entstand im Haus eine Fotogalerie, die die Geschichte der Einrichtung darstellt. Im März fand eine Buchwoche statt, bei der die Kinder Einblick in 100 Jahre alte Bücher nehmen konnten und ihnen daraus vorgelesen wurde. Im Frühjahr besuchten die zukünftigen Schulanfänger das Schulmuseum Leipzig, um zu erfahren, wie Kinder früher unterrichtet wurden.
Darüber hinaus unternahmen Schüler der Henriette-Goldschmidt-Schule mit den Kindern einen Ausflug ins Freilichtmuseum Canitz und erkundeten, wie Kinder und Erwachsene früher gelebt haben. Im gesamten Jahr hatten die Kinder die Möglichkeit, Spiele auszuprobieren, die vor 100 Jahren gespielt wurden. Eltern und Großeltern haben Gegenstände und Materialien aus ihrer eigenen Kindheit zur Verfügung gestellt und für die Kinder erfahrbar gemacht. Höhepunkt im Jubiläumsjahr war für die Kinder die Festwoche im September.
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