Nach Amsterdam, Paris und Rom: Anfang Oktober 2018 richtet die Commission internationale de diplomatique in Kooperation mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig den 15. internationalen Kongress zur Diplomatik in Deutschland aus.
Experten aus ganz Europa nehmen internationale Verträge des Mittelalters und der frühen Neuzeit in den Blick. Von besonderem Interesse sind dabei die oft langwierigen und schwierigen Verhandlungen im Vorfeld der Vertragsunterzeichnung.
Zwischen dem 4. und 6. Oktober 2018 kommen aus 16 Ländern Europas Mitglieder der Commission internationale de diplomatique (CID) in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig zusammen. Internationale Bündnis-, Unions- und Friedensverträge sowie andere Dokumente zur Konfliktbeilegung des euro-mediterranen Mittelalters und der frühen Neuzeit stehen im Zentrum des internationalen Kongresses, der damit auch einen wichtigen Beitrag für ein zusammenwachsendes Europa der Gegenwart leisten soll. Gerade angesichts der aktuellen politischen Lage eröffnet der Blick zurück neue Perspektiven.
Diplomatische Vereinbarungen werden in der Gegenwart häufig auf die Begegnung führender Repräsentanten der beteiligten Staaten reduziert, die Verträge unterzeichnen. Die oft langwierigen und schwierigen Verhandlungen im Vorfeld bleiben ausgeblendet. Im Rahmen der Tagung werden erstmalig nicht nur fertige Verträge untersucht, sondern vor allem deren Zustandekommen über mehrere Zwischenstufen sowie deren Nachnutzung. Dies ist im Vergleich zur bisherigen Forschung in mehrfacher Hinsicht innovativ.
Die Quellen werden erstmals auf der Grundlage gemeinsamer grundwissenschaftlicher und historischer Kriterien großräumig analysiert. Die behandelten Verträge betreffen Fälle im lateinisch und im byzantinisch-griechisch geprägten Europa sowie Übereinkünfte zwischen Repräsentanten aus der christlich und der islamisch dominierten Mittelmeerwelt. Aus heutiger Perspektive beziehen sie sich auf die Geschichte von mehr als 30 Ländern in Europa und im Mittelmeerraum.
Die Diplomatik-Konferenz mit dem Titel „Quellen zur Geschichte der ‚internationalen‘ Beziehungen zwischen politischen Zentren in Europa und der Mittelmeerwelt (ca. 800–1600): Briefe – Urkunden – Verträge“ widmet sich auch dem Zustandekommen des heutigen Europa. So wird sich beispielsweise die erste Sektion mit den zentralen Dokumenten für die Bildung der Kalmarer Union (Dänemark, Norwegen, Schweden) am Ende des 14. Jahrhunderts befassen, die bereits unterschiedliche Interessen und Vorstellungen von einer Union widerspiegeln.
Dänemark und Norwegen verblieben jahrhundertelang in dieser Union (bis 1814), Schweden verließ sie bereits im 15. Jahrhundert. In der zweiten Sektion werden ausgewählte Verträge und flankierende Dokumente der polnisch-litauischen Union behandelt (14.–16. Jh.), welche die Stufen auf dem Weg von einer ursprünglich gleichberechtigten Union zu einer polnisch dominierten zeigen. Ein weiterer Tagungsschwerpunkt ist der erste größere europäische Friedensvertrag, der 1518 in London geschlossen wurde und viele Länder Europas einbinden sollte.
Weitere Informationen unter www.saw-leipzig.de/cid2018
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