Die neue Ausstellung widmet sich dem 1858 gegründeten Gewerbeverein in Grimma und den großen Gewerbeausstellungen 1860 und 1908. Vor allem die große Ausstellung von 1908 zeigt, mit welch enormem Aufwand und Engagement diese Präsentation von den Mitgliedern des Gewerbevereins, aber auch von der gesamten Stadtbevölkerung vorbereitet und durchgeführt wurde.
Diese Schau sollte den Grimmaer Bürgern, aber in den benachbarten Städten bis nach Leipzig zeigen, dass das Handwerk und der Handel auf der Höhe der Zeit standen und Grimma ein attraktiver Einkaufsort war.
Die Gründer des Gewerbevereins warben Mitglieder aus dem Handel, dem Handwerk und dem Bildungsbürgertum an. An Händlern, Handwerkern und Lehrern mangelte es vor 100 Jahren in Grimma nicht. 1910 gab es allein in der Altstadt ca. 250 Handelsgeschäfte und kleine Handwerksbetriebe und knapp 50 gastronomische Einrichtungen. In fast jedem Haus der Innenstadt befand sich ein Geschäft oder ein Handwerker mit Verkaufsmöglichkeit.
Den Anstoß für solche Events wie die Gewerbeausstellungen, die großen Reformationsjubiläen 1894 und 1907 oder die Altertumsausstellung 1900 hatten die Bürger, Händler, Gastwirte, Handwerker, Lehrer und Fabrikanten gegeben. Viele Stadtbewohner engagierten sich in Vereinen, die solche Großveranstaltungen maßgeblich mittrugen. Sie übernahmen das Unterhaltungsprogramm mit musikalischen Veranstaltungen, Tanz- und Sportvorführungen sowie Vorträgen und beförderten den bürgerlichen Gemeinsinn und die Eintracht. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kam es zur Gleichschaltung aller Gewerbevereine. Sie verloren nach und nach ihre Selbstständigkeit und lösten sich auf.
Nach der politischen Wende wurde im Mai 1992 der Gewerbeverein einem zweiten Anlauf in der Grundmühle mit zunächst 42 Mitgliedern neu gegründet. Ziel war es, den Mittelstand unterstützen und den Unternehmern Hilfe in Sachen Bürokratie zu geben, da in Ostdeutschland Erfahrungen mit dem neuen Wirtschaftssystem fehlten. Man wollte sich seitens der Unternehmer auch einer Stimme auf lokaler und Landesebene sicher sein. Zudem bot der Verein seinen Mitgliedern Hilfestellung bei Neugründungen, bei drohenden Rückführungsansprüchen oder bei geplanten Umbauten in der historischen Altstadt, die mit dem Denkmalschutz in Einklang zu bringen waren.
Wie schon beim alten Gewerbeverein sollten diese Ziele u.a. mit Vorträgen erreicht werden. Aktiv wurde der Verein auch im Marktausschuss und bei der Vereinheitlichung von Öffnungszeiten. In der Stadtpolitik setzte man sich seit Mitte der 1990er Jahre gegen den Parkplatzmangel in der Innenstadt und ein Überangebot von Verkaufsflächen, die damals vor allem auf der „grünen Wiese“ neu entstanden, ein.
Wie schon beim alten Gewerbeverein spielt auch die Wahrung des Gemeinsinns und die Förderung kultureller Einrichtungen oder Veranstaltungen eine große Rolle. Greifbar wird dies vor allem an der Ausrichtung der seit 1992 jährlich stattfindenden Stadtfeste oder des Autofrühlings seit 2015, die der Verein selbst trägt und ohne städtische Zuschüsse finanziert.
Seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Verein um die Jahrtausendwende, als ihm über 130 Mitglieder angehörten. Die beiden Hochwasser von 2002 und 2013 sowie ein verändertes Kaufverhalten und die starke Präsenz von Supermärkten und Discountern führten zu einem schleichenden Rückgang der Läden in der Altstadt, was nicht ohne Wirkung auf den Verein blieb. Gegenwärtig zählt der Gewerbeverein noch etwa 60 Mitglieder.
Die Ausstellung wird am 22.7. um 15:00 Uhr eröffnet. Den musikalischen Auftakt übernehmen die Mitglieder des Jugendblasorchesters Grimma. Anschließend laden der Freundeskreis und das Museumsteam zum Rundgang durch die Ausstellung ein. Zirka 16:00 Uhr beginnt dann die kleine Modenschau der Designerin Ulrike Andersch auf dem Museumshof. Im Anschluss laden die Mitglieder des Freundeskreises des Museums zu Kaffee und selbstgebackenem Kuchen ein.
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