Eine Wechselausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig in Kooperation mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Die Ausstellung wurde von Günter Karl Bose, Felix Holler, Jaroslaw Kubiak und Daniel Wittner kuratiert.
Zeichen, Texte und Bilder werden von Terrorgruppen als Waffen genutzt. Wie aus Bildern und Buchstaben Waffen werden fragt die Ausstellung „Zeichen als Waffen. Zum Beispiel das Emblem der Roten Armee Fraktion“. Sie wird am 21. Juni eröffnet und ist bis zum 6. Januar 2019 zu sehen.
Um politische Handlungen zu erzwingen, setzen gewaltbereite Gruppen auf die Macht der Medien genauso wie auf Sprengstoff und automatische Gewehre. Die Ausstellung stellt das Emblem der Roten Armee Fraktion (RAF) aus fünfzackigem Stern, Maschinenpistole und den drei Buchstaben in einen zeithistorischen Kontext und unternimmt den Versuch einer Dekonstruktion der Bildwortmarke. Sie geht dabei exemplarisch der Frage nach, wie aus grafischen Zeichen Gewaltakte werden können.
1973 formulierte Gudrun Ensslin, eine der Wortführerinnen der RAF, im Gefängnis Stammheim: „… wörter, begriffe sind aktionen, aktionen sind begriffe.“ Dieser Logik folgen bis heute Kommandoerklärungen, Bekennerschreiben, Manifeste und Propagandavideos von Terrorgruppen. Gewalt wird von Zeichen befördert. Buchstaben sind dabei nicht unschuldig, Begriffe nie harmlos. Sie werden zu Waffen.
Das Emblem der RAF erschien zum ersten Mal im Mai 1971 auf dem Titel von „Das Konzept Stadtguerilla“. Im Herbst 1977 war es auf den Fotos des entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer zu sehen. Auch das Schreiben, das im April 1998 das Ende der Roten Armee Fraktion besiegelt, wird nicht von Unterschriften beglaubigt, sondern vom Emblem der RAF.
Heute ist diese grafische Hinterlassenschaft der RAF längst auch zur Pop-Ikone geworden. „Werben für die RAF – aus der Sicht eines Strafverfolgers“ ist denn auch der Impulsvortrag des Generalstaatsanwalts a.D. Klaus Pflieger zur Eröffnung der Ausstellung überschrieben. Für das Deutsche Buch- und Schriftmuseum ist das Thema der Ausstellung ein prominentes Beispiel dafür, dass „die Werkzeuge der Kommunikation – Zeichen, Buchstaben, Bilder – nicht neutral sind, sondern immer schon Deutungen der Wirklichkeit transportieren“, wie Stephanie Jacobs, Leiterin des Museums, zusammenfasst.
Dies an einem aktuellen Beispiel zeigen zu können, macht die Ausstellung für das Deutsche Buch- und Schriftmuseum zu einem wichtigen Programmbaustein.
Günter Karl Bose führt für das Kuratorenteam der Ausstellung aus: „Mit den Anschlägen auf das World Trade Center ist die ungeheure Dimension der Wechselwirkung von Terrorismus und globaler Massenkommunikation deutlich geworden. Terrorismus ist eine Kommunikationsstrategie. Wichtiger als die Taten selbst ist deren mediales Echo. Es macht also Sinn, sich an einem Ort wie dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum mit der RAF auseinanderzusetzen.“
Das im Institut für Buchkunst der HGB Leipzig erschienene Buch “Name, Waffe, Stern. Das Emblem der Roten Armee Fraktion“ von Felix Holler, Jaroslaw Kubiak und Daniel Wittner begleitet die Ausstellung. Es ist im Museum zum Preis von 19 Euro erhältlich. Kuratiert wurde die Ausstellung von Günter Karl Bose, Felix Holler, Jaroslaw Kubiak und Daniel Wittner.
Zeichen als Waffen. Zum Beispiel das Emblem der Roten Armee Fraktion Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig in Kooperation mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig 22. Juni 2018 bis 6. Januar 2019 Dienstag bis Sonntag sowie feiertags 10–18 Uhr, Donnerstag 10-20 Uhr, Der Eintritt ist frei.
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 21. Juni 2018, 19:30 Uhr
Keine Kommentare bisher