„Die modernen Hörgeräte sind hervorragend und verhelfen vielen Menschen zur Teilhabe an Gesprächen, also am gesellschaftlichen Leben“, sagt Prof. Dr. Michael Fuchs, Leiter der Sektion Phoniatrie und Audiologie der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum. „Dennoch können diese Geräte nicht bei allen Hörbeeinträchtigungen eingesetzt werden. In meinem Vortrag am Mittwoch, 4. April, will ich zeigen, welche Möglichkeiten sich für Menschen anbieten, bei denen Hörgeräte nicht verwendet werden können.“
Wie der Leipziger HNO-Arzt erklärt, schafft es selbst das beste Hörgerät nicht, Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit zu helfen. „Das technische Funktionsprinzip eines Hörgerätes besteht ja darin, Schallwellen aufzunehmen, zu verstärken und wieder abzugeben. Je größer der Verstärkungsbedarf, desto höher wird die Gefahr von Rückkopplungen, die sich in lautem Fiepen äußern. Es gibt aber neben der hochgradigen Schwerhörigkeit noch weitere Ursachen, bei denen auf ein Hörgerät verzichtet werden muss: chronische Entzündungen oder Knochenvorwölbungen im Gehörgang, chronische Mittelohrentzündungen oder individuelle Unverträglichkeiten. Die gute Nachricht ist aber: Für Betroffene, die ein normales Hörgerät nicht tragen können oder wollen, gibt es knochenverankerte Hörsysteme sowie Implantate, die selbst völlig taube Menschen die Welt der Töne erschließen.“
In seinem Vortrag wird Prof. Fuchs diese Hörsysteme und Implantate vorstellen und erläutern, welche Lösung bei welchen Problemen helfen kann. „Jeder Patient sollte aber wissen, dass die Operation nur der erste Schritt auf einem anstrengenden Weg zum Hören ist. Denn nach der OP ist eine individuelle Anpassung des Systems an den Patienten nötig. Das braucht schon beim normalen Hörgerät seine Zeit. Bei einem Cochlea-Implantat – das ist in den meisten Fällen die beste Lösung bei hochgradiger Schwerhörigkeit und erfordert, dass das Hören ganz neu gelernt wird – sind bei einem Erwachsenen 120 Therapiestunden nötig. Das sind immerhin rund zwei Jahre. Aber spätestens dann gibt es für die Patienten immer wieder Gänsehautmomente: wenn Schnee knistert, Wasser plätschert oder ein Vogel zwitschert.“
Vortragsreihe „Medizin für Jedermann“
“Moderne Möglichkeiten zur Verbesserung von Hörbeeinträchtigungen“
Mittwoch, 4. April, 18:15 Uhr bis 19:30 Uhr
Universitätsklinikum Leipzig
Hörsaal im Haus 4
Liebigstr. 20
04103 Leipzig
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