Während einer Depression funktioniert das Gehirn anders als im gesunden Zustand. Betroffene fühlen sich oft von negativen Gefühlen dominiert und es fällt ihnen schwer, diese unangenehmen Gefühlszustände zu regulieren. In zahlreichen neurowissenschaftlichen Studien, die unter anderem auch an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig durchgeführt wurden, zeigte sich bei Menschen mit Depression eine Unteraktivierung von vorderen Gehirnregionen, die für die Steuerung von Emotionen zuständig sind. Eine erfolgreiche Psychotherapie kann diese Unteraktivierung verändern und zu einer Verbesserung der Depression führen.
Eine leichte Elektrostimulation mit Hilfe von Gleichstrom (kurz tDCS, von engl. transcranial direct current stimulation) kann die Aktivität der vorderen Gehirnregionen gezielt verstärken. Dazu wird eine ausgewählte Region des Schädels von außen über zwei auf die Kopfhaut aufgelegte Elektroden mit einem leichten, kaum spürbaren Aktivierungsstrom stimuliert. Die Stimulation ist schmerzlos, ungefährlich und wird ohne körperlichen Eingriff durchgeführt. Es hat sich gezeigt, dass es durch eine regelmäßige Stimulation zu einer Besserung der depressiven Symptomatik kommen kann. Deshalb werden diese beiden Verfahren jetzt erstmals kombiniert eingesetzt.
Für eine wissenschaftliche Untersuchung dieses innovativen therapeutischen Ansatzes sucht die Medizinische Fakultät nun Betroffene, die gegenwärtig an einer Depression erkrankt sind und Interesse an einer Kombinationsbehandlung haben. Diese besteht aus einer nachweislich wirksamen verhaltenstherapeutischen Gruppenpsychotherapie und der Gleichstromstimulation. Ziel dieser aktuellen Studie an der Universität Leipzig ist es, herauszufinden, ob Lernprozesse in der Psychotherapie durch die Stimulation verstärkt und somit die Wirksamkeit der Therapie erhöht werden kann.
Das Angebot richtet sich an Frauen und Männer zwischen 20 und 65 Jahren, die Teilnahme am ambulanten Therapieprogramm dauert etwa drei Monate und ist kostenlos. Vor Studienbeginn werden die Teilnehmer zufällig einer Behandlungsgruppe zugeordnet. Dieser Vorgang ist aus wissenschaftlichen Gründen notwendig. Dennoch erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine antidepressiv wirksame Behandlung mittels Psychotherapie, die je nach Zuordnung durch Gleichstromstimulation ergänzt wird.
Weitere Informationen unter:
http://psychiatrie.uniklinikum-leipzig.de/psychiatrie.site,postext,ambulanz-affektive-stoerungen,a_id,3613.html
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