Das Bündnis „Buchmesse gegen Rechts“ hat am Sonnabend eine kreative Intervention gegen die Präsenz rechter Verlage auf der Buchmesse initiiert. Mehrere Personen haben nahe der Leseinsel in Halle 3 die Strategien und Ziele der Rechten thematisiert. Die Aktion wurde von etwa 150 Menschen interessiert verfolgt, die die Vortragenden unterstützten und zum Weitermachen ermutigten.
Der Protest richtete sich gegen die Veranstaltungen „Hegung und Enthemmung“ und „Abenteuer Defend Europe“, die parallel auf der nur wenige Meter entfernten Leseinsel der Halle 3, stattfanden. Zum Abschluss wurde Götz Kubitschek, Verleger des extrem rechten Antaios-Verlages, ein Holzschwert für seine Fantasy-Literatur verliehen
Zuletzt auf der Frankfurter Buchmesse inszenierte sich die „Neue Rechte“ immer wieder als Opfer einer linken Zensur und Retter der Meinungsfreiheit. Im öffentlichen Diskurs um die Präsenz rechter Verlage wird immer wieder argumentiert, man solle diese nicht ausschließen und stattdessen einen offenen Dialog mit ihnen führen.
Hannah Sandner erklärt für das Bündnis: „Ziel unserer Intervention am heutigen Nachmittag war aufzuzeigen, dass die Neuen Rechten sich nur solange auf die Meinungsfreiheit beziehen, wie sie diese für ihre Ziele nutzen können. In unseren Beiträgen auf der Bühne haben wir dargelegt, dass die vorgeblichen Verteidiger der Meinungsfreiheit in Wirklichkeit ihre Feinde sind. Das Ziel der Rechten ist nicht die Beteiligung am Diskurs sondern dessen Abschaffung. Dass dies die Strategie dieser Bewegung ist, lässt sich in den Publikationen des Antaios-Verlages deutlich nachlesen.“ Die Rechten ließen es sich nicht nehmen ihre Ablehnung der Meinungsfreiheit praktisch zu demonstrieren, indem sie versuchten die Kundgebung zu stören und handgreiflich gegenüber MessebesucherInnen wurden.
Protest am Samstag, 17. März 2018 gegen Neonazis auf der Buchmesse 2018. Quelle: Leipziger Bündnis „Buchmesse gegen Rechts“
Der Antaios-Verlag mit Sitz auf dem Rittergut Schnellroda gilt als wichtiges Organ der „Neuen Rechten“. Dessen Gründer Götz Kubitschek, einer der maßgeblichen rechtsextremen Vordenker, hat dort ein „Institut für Staatspolitik“ gegründet, das bei regelmäßigen„Akademien“ das Who-is-Who der rechten Szene versammelt. Neben politischer Schulung wird die Vernetzung zwischen einer völkisch-nationalistischen Elite über AfD und Pegida bis zur rechtsradikalen NPD und der vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung gefördert.
„Für uns ist die Buchmesse ein Ort des Austauschs und der Debatte. Diese endet aber da, wo sie die Grundsätze einer offenen Gesellschaft in Frage stellt. In unseren Redebeiträgen auf der Bühne haben wir dargelegt, dass die Schriften des Antaios Verlag nichts anderes sind als klassisch rassistische, frauenfeindliche und völkische Ideen in neuem Gewand“, ergänzt Sandner. „Rechte mögen sich auf die Meinungsfreiheit berufen, jedoch haben sie im öffentlichen Diskurs nichts zu suchen. Statt mit ihnen zu reden, wollen wir uns dafür einsetzen, dass rechte Positionen wieder gesellschaftlich geächtet werden.“
Rechte besprechen auf der Leipziger Buchmesse den Regimesturz + Video
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