Die städtischen Kultureigenbetriebe und die Akteure der freien Kunst und Kultur wollen enger zusammenarbeiten. Dazu hat Leipzigs Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke jetzt ein Strategiepapier vorgelegt, das in der Februar-Ratsversammlung vorgestellt werden soll.
Es umfasst beispielsweise folgende Formen der Zusammenarbeit:
- Bei einem Stammtisch „Leipziger Kunst und Kultur“ an wechselnden Orten kann offen über aktuelle Themen, abseits konkreter Veranstaltungen, diskutiert werden. Hier geht es um einen informellen Erfahrungsaustausch, der sich auch an eine interessierte Öffentlichkeit richtet.
- Bei regelmäßigen Rundgängen „Behind the scenes“ stellen Akteure der Freien Szene und der Kultureigenbetriebe Strukturen und Arbeitsweisen vor.
- Ein „Pitch“ wird als Austauschplattform organisiert, um Ideen und Projekte für langfristige Kooperationen zu entwickeln.
- Die Eigenbetriebe Kultur veröffentlichen feste Ansprechpartner für die Akteure der freien Kunst und Kultur.
- Mit einem neu konzipierten Evaluationsbogen werden Kooperationsprojekte erfasst und die Zusammenarbeit dokumentiert, um diese künftig weiter zu professionalisieren.
Bewährte Kooperationsformen werden auch weiterhin verfolgt. So vermieten die Eigenbetriebe Kultur (Gewandhaus, Oper, Schauspiel, Theater der Jungen Welt) regelmäßig ihre Räumlichkeiten an die Akteure der freien Kunst und Kultur; sie unterstützen bei der technischen Umsetzung von Produktionen; beide Partner nutzen die künstlerische und pädagogische Expertise des jeweils anderen und sie kooperieren bei der Projektsteuerung und der Öffentlichkeitsarbeit. Mit zahlreichen ungewöhnlichen Formaten auf neuem Terrain wird häufig ein neues Publikum generiert.
Eine Zusammenarbeit zwischen den städtischen Kulturbetrieben und der Freien Szene verläuft aufgrund der unterschiedlichen strukturellen Bedingungen nicht immer reibungsfrei. Doch wie können Kooperationen gestärkt werden? Wie kann die „Ungleichzeitigkeit der Systeme“ in produktive Ideen münden? Die Kulturbürgermeisterin ist überzeugt: „Die Innovationskraft der Leipziger Kultur wird durch Kooperationen zwischen der freien Kunst und Kultur und den Kultureigenbetrieben weiter Aufwind erfahren. Ungewöhnliche Konstellationen eröffnen neue Spielräume. Dies kommt allen zugute. Es geht nicht um ein Entweder-Oder, sondern ein kompetentes gemeinsames Handeln auf Augenhöhe. Dazu liegen nun konkrete Maßnahmen vor, die ein erster Zwischenstand eines langen Prozesses hin zu einem verstärkten Miteinander sind.“
Eigenbetriebe und Freie Szene
Die beiden Organisationsformen arbeiten mit unterschiedlichen Voraussetzungen: Die Eigenbetriebe Kultur der Stadt Leipzig stehen in öffentlicher Trägerschaft und werden programmunabhängig von der Kommune gefördert. Sie handeln in deren Auftrag und unterliegen einer selbständigen Wirtschaftsführung. Die Eigenbetriebe Kultur arbeiten mit einem künstlerischen Ensemble oder Orchester sowie im Repertoirebetrieb. Dieser hält verschiedene künstlerische Handschriften in einem wechselnden Spielplan vor und ist von langfristigen Planungshorizonten bestimmt. Ensemble- und Repertoirebetrieb sind historisch gewachsenen Prinzipien, die durch eine hohe Zahl von Aufführungen eine optimale Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen erlauben.
Als freie Kunst und Kultur werden Einzelkünstlerinnen und -künstler, Gruppen und Institutionen aller Sparten bezeichnet, die rechtlich selbstständig und nicht im unmittelbaren Auftrag der öffentlichen Verwaltung agieren. Akteure der freien Kunst und Kultur können eine öffentliche Förderung in Anspruch nehmen. Diese ist in der Regel befristet und wird regelmäßig von Gremien der öffentlichen Verwaltung begutachtet. Viele Akteure organisieren sich in projektbezogenen Arbeitsstrukturen und können so häufig schneller auf neue Impulse reagieren. In der freien Kunst und Kultur werden nicht selten innovative Formate erprobt, die die öffentlich getragenen Einrichtungen übernehmen.
Ausgangspunkt des vorliegenden Papiers war die Debatte „Impuls Kulturpolitik – Leipziger Kultureigenbetriebe und Freie Szene im Gespräch“ im September 2016. Die im Rahmen der öffentlichen Debatte geäußerten Vorschläge wurden durch eine temporäre Arbeitsgruppe weiter vertieft und in konkrete Maßnahmen übersetzt.
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