Eine in den Boden eingelassene, von dem Leipziger Künstler Harald Alff gestaltete Bronzeplatte erinnert seit heute an die Wiederherstellung des historischen Erscheinungsbildes der beiden wichtigsten innerstädtischen Gründerzeitviertel, des Waldstraßen- und des Bachstraßenviertels. Mittel aus dem Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ haben im Verbund mit privaten Investitio-nen und bürgerschaftlichem Engagement diese Entwicklung möglich gemacht. Geplant, koordiniert und vorangetrieben wurde der zielgerichtete Einsatz der Fördermittel (Städtebau- und Wohnungsbaufördermittel) vom Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung. Am 31. Dezember läuft die Förderung aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ aus.
„Seit 1991 sind rund 42,2 Millionen Euro Städtebaufördermittel geflossen, von denen etwa 33,7 Millionen von Bund und Freistaat kamen“, betonte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau bei der Enthüllung der Platte. „Dafür sei dem Bund und dem Freistaat als den Fördermittelgebern herzlich gedankt.
Die Förderstrategie der Stadt hat im Verein mit privaten Bauherren und Kapitalgebern sowie engagierten Akteuren vor Ort wesentlich dazu beigetragen, die hohe architektonische und städtebauliche Qualität der beiden wichtigsten innerstädtischen Gründerzeitviertel Leipzigs aufs Beste zur Geltung zu bringen. Ebenso gilt aber: Dass beide Viertel sich als liebenswerte Orte modernen urbanen Lebens entwickelt haben, wäre ohne die Zusammenarbeit mit den Bürgervereinen nicht möglich gewesen. Besonderer Dank gebührt dem Bürgerverein Waldstraßenviertel, dem Bürgerverein Bachviertel sowie den Vereinen Neue Ufer und Pro Leipzig für ihr bürgerschaftliches Engagement.“ Das Auslaufen der Förderung aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ bedeutet im Übrigen nicht das Ende von Förderung schlechthin. Künftig liegt das Augenmerk vor allem auf dem Grün im Süden des Bachstraßenviertels. Bereits beantragt sind Mittel für Vorhaben im Johanna- und Clara-Zetkin-Park, die auf das Entwicklungskonzept für beide Parks abgestimmt sind.
Das Waldstraßenviertel und das Bachstraßenviertel erstrecken sich insgesamt auf einer Fläche von etwa 150 Hektar. Aufgrund der Vernachlässigung zu Zeiten der DDR setzte in den 1970er Jahren der Verfall ein. Das Waldstraßenviertel, eines der größten geschlossen erhaltenen Gründerzeitviertel Europas, ist ein Flächenarchitekturdenkmal. 1990 wurde die Erhaltungssatzung für dieses Quartier beschlossen, 1991 folgte die Erhaltungssatzung für Bachstraßenviertel. Das 1991 explizit für die historisch wertvollen Stadtquartiere der neuen Bundesländer entwickelte Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ machte die Einrichtung des Städtebaufördergebietes „Waldstraßenviertel/Bachstraßenviertel“ möglich. Seitdem sind rund hier rund 300 Einzelmaßnahmen umgesetzt worden. Rund 740 Gebäude wurden mit reinem privatem Kapital saniert bzw. neugebaut.
Am Anfang stand hauptsächlich die Sicherung von denkmalgeschützter Bausubstanz. Später folgten private Modernisierungen bzw. Instandsetzungen, die anteilig mit Fördermitteln unterstützt wurden. Ein markantes Beispiel ist der aus den 1950er Jahren stammende Gebäudekomplex Ranstädter Steinweg 6-22 auf dem Gelände des früheren Gasthofes “Goldene Laute“ und später eines Hotels, das nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen wurde. Die Hochgarage dieses Hotels, die zu DDR-Zeiten unterschiedlichen Nutzungen diente, ist heute ein barrierefreies Apartmenthaus mit 105 Wohnungen.
Mit Unterstützung aus Städtebaufördermitteln konnten wichtige Eckgebäude erhalten und denkmalgerecht wiederhergestellt werden, etwa das aus den 1880-er Jahren stammende Haus Jacobstraße 2 unmittelbar neben der Angerbrücke in Ecklage zur Jahnallee mit Tordurchfahrt und Laden bzw.
Gaststätte sowie das 1867 errichtete Gebäude Pfaffendorfer Straße 1/Ecke Lortzingstraße, in dem sich zu DDR-Zeiten das Fischrestaurant „Gastmahl des Meeres“ befand, und alle Eckgebäude der Kreuzung Waldstraße/Feuerbachstraße. Gefördert wurden auch die Öffnung des Elstermühlgrabens sowie Umgestaltungen des öffentlichen Raumes, etwa der Waldstraße und des Waldplatzes mit der Verlegung der Haltestelle oder des Robert-Koch-Platzes und der Bau der Heiligenbrücke, einer wichtigen Fußgängerbrücke über den Elstermühlgraben. Unterstützt aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ wurden zudem Freie Träger für Kitas und Schulen wie das forum thomanum beim Bau des Hortes der Grundschule im ehemaligen Gemeindehaus der Lutherkirche sowie der Begegnungsstätte in der Villa Sebastian-Bach-Straße 3.
Die Entwicklungen im Waldstraßen- und Bachstraßenviertel sind auch Gegenstand des Heftes Nr. 60 der „Beiträge zur Stadtentwicklung“ (Blaue Reihe) des Dezernates für Stadtentwicklung und Bau. Die Publikation verdeutlicht noch die Geschichte der Städtebauförderung im Gebiet seit 1991 und zeigt an verschiedenen Beispielen ihren Erfolg auf. Sie kann beim Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (Technisches Rathaus, Prager Straße 118-136, Haus C, 6. Etage, Zi. 033) sowie beim Bürgerverein Waldstraßenviertel e. V., beim Stadtplanungsamt (Neues Rathaus, 4. Etage, Zi. 498) und online unter https://www.leipzig.de/publikationen-stadtentwicklung kostenlos bezogen werden.
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