Der Sächsische Flüchtlingsrat sowie zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer haben sich in einem Offenen Brief erneut an den Ministerpräsidenten gewandt. Sie fordern, das bereits vor Monaten in Aussicht gestellte Konzept für einen besseren Bildungszugang über-18-jähriger Geflüchteter endlich vorzulegen und die in diesem Bereich tätigen Akteure einzubeziehen.
Juliane Nagel, Sprecherin der Linksfraktion für Migrations- und Flüchtlingspolitik, unterstützt diese erneute Initiative: „Über-18-jährige Geflüchtete erhalten hierzulande kaum Zugang zu Bildung. Dieses Problem ist seit 2016 ungelöst, obwohl fehlende Berufsaussichten die Integration behindern und Perspektiven tausendmal besser sind als Langeweile. Laut der Bundesagentur für Arbeit lebten Ende 2016 schon etwa 5.000 Geflüchtete ohne Schulabschluss in Sachsen. Geflüchtete Jugendliche, die jetzt das Alter von 18 Jahren erreichen, drohen ebenfalls aus dem System zu fallen. Seit März 2016 ist ihnen der Zugang zu Berufsschulen weitestgehend versperrt. Das CDU-geführte Kultusministerium senkte damals die Zugangs-Altersgrenze auf 18 Jahre ab.
Das Sozialministerium muss schleunigst handeln und ein Konzept vorlegen, damit junge Geflüchtete ihren Schulabschluss nachholen können. Dabei müssen Expertinnen und Experten aus der Bildungspraxis ebenso einbezogen werden wie der Landtag. Wie die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner eines entsprechenden Positionspapiers vom März 2017 hält die Linksfraktion die Modellklassen an der Produktionsschule in Moritzburg für vorbildlich. Dort lernen junge Geflüchtete in eigens eingerichteten Klassen intensiv Deutsch und zudem prüfungsrelevante Fächer, damit sie über die Schulfremdenprüfung ihren Schulabschluss erlangen können. Neben dem fachspezifischen Unterricht werden sie sozialpädagogisch begleitet und erhalten zudem Unterrichtseinheiten zu lebensweltlichen Themen und zur beruflichen Orientierung. Das Moritzburger Modell sollte an den Berufsschulen installiert werden!
Sollte die CDU-geführte Staatsregierung das Problem weiter ignorieren, dann schadet sie nicht nur den Geflüchteten, sondern der gesamten Gesellschaft. Denn ein Bildungsprogramm für junge erwachsende Geflüchtete kann die Integration befördern, der Bildung von Parallelgesellschaften und auch Radikalisierungstendenzen entgegenwirken. Auch dem Fachkräftemangel in bestimmten Branchen ließe sich mittelfristig entgegenwirken. Herr Ministerpräsident, werden Sie endlich tätig!
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