Bei einer Operation, einer Bestrahlung oder einer Intervention über die Leiste kann es vorkommen, dass Lymphbahnen verletzt werden. „In den meisten Fällen bildet der Körper neue Verbindungen, so dass die Lymphe problemlos abfließen kann“, erklärt Prof. Dr. Langer, Bereichsleiter Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie an der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie des Universitätsklinikums Leipzig. „Mit der zunehmenden Zahl von minimal-invasiven Eingriffen über die Leiste wächst aber auch die Gruppe der Patienten, bei denen es Komplikationen durch verletzte Lymphbahnen gibt.“
Eine Standardtherapie gibt es derzeit nicht – aber es gibt zwei Lösungen: „Erstens kann man Lymphknoten dorthin transplantieren, wo sie gebraucht werden. Und zweitens kann man ein Lymphgefäß mit einer kleinen Vene verbinden, so dass wieder eine Verbindung zum Kreislauf entsteht. Diese sehr anspruchsvolle Operation – wir bewegen uns da in Dimensionen, die kleiner sind als die Mikrochirurgie – haben wir einige Male ausgeführt und gute Erfolge erreicht“, so Professor Langer.
Sein Team hat sich Techniken aus der Krebschirurgie und der Neurochirurgie angeeignet und am Universitätsklinikum auch die entsprechenden Geräte und Instrumente, um im Millimeterbereich zu arbeiten. Zur Verdeutlichung: Ein Lymphgefäß ist im Durchmesser kleiner als ein Millimeter. Dieses muss mit einer dünnen Vene verbunden werden „Die Naht muss halten, der Durchfluss gewährleistet sein – das ist schon Super-Mikrochirurgie“, sagt Prof. Langer nicht ohne Stolz. „Und ich bin selbst begeistert, wie gut das funktioniert: Die Lymphe, die sich sonst im Bein oder Arm staute und ständig über die offene Wunde in der Leiste austrat, wird im Körper abgeleitet. Das Bein wird wieder dünner, die Wunde schließt sich – der Patient profitiert erheblich.”
Die betroffenen Patienten hatten beispielsweise einen Eingriff über die Leiste gut verkraftet. Doch sechs bis acht Wochen später hatte sich die winzige Wunde in der Leiste immer noch nicht geschlossen, ständig trat Flüssigkeit aus, zudem schwoll ein Bein an. „Das Problem kennen alle Ärzte seit Jahren: Das Lymphsystem hat ein Leck. Durch den Druck der Flüssigkeit – immerhin produziert ein Bein pro Tag zwei Liter Lymphe – schließt sich die Wunde nicht. Sie nässt stark. Zudem sammelt sich im Bein oder Arm Flüssigkeit an, ein Lymphödem entsteht“, so Prof Langer. „Diese Komplikation stellt sich beispielsweise bei Brustkrebsoperationen ein, da konnte durch Lymphabflussprobleme ein Arm anschwellen. Eine hilfreiche Therapie ist Lymphdrainage. Wenn die nicht half, waren die Möglichkeiten bisher erschöpft. Jetzt aber können wir den Patienten oft auf Dauer, nachhaltig helfen.“
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