Etwa alle fünf Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an einer durch Rauchen verursachten Krankheit, das sind 332 jeden Tag oder 121.000 Menschen pro Jahr. Symbolisch stehen diese Zahlen für das Motto des diesjährigen internationalen Weltnichtrauchertages am 31. Mai: „Rauchen – eine Bedrohung für die menschliche Entwicklung“. Die Ärzte am Universitätsklinikums Leipzig (UKL) behandeln tagtäglich die Folgen des Rauchens: unter anderem Lungenkrebs und COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Sie wissen, wer raucht, schädigt seinen Körper – oft irreparabel. Ihre Empfehlung: Aufhören lohnt sich immer.
PD Dr. Hans-Jürgen Seyfarth, Oberarzt in der Abteilung für Pneumologie, und Dr. Sebastian Krämer, Oberarzt und Thoraxchirurg an der Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie des UKL, kennen noch mehr erschreckende Zahlen und Fakten: 16 bis 17 Millionen Raucher allein in Deutschland, von allen momentan auf der Erde lebenden Menschen sterben in diesem Jahr 6,5 Millionen Menschen durch Rauchen, Lungenkrebs bleibt von allen Krebsarten die häufigste Todesursache, und die Lungenkrankheit COPD hat in den Statistiken der Todesursachen bereits Platz 3 „erreicht“, nur noch übertroffen von Schlaganfall und Herzinfarkt – die wiederum indirekt auch mit dem Rauchen in Verbindung gebracht werden können.
„Obwohl Zigaretten immer teurer werden und die sogenannten Schockbilder auf den Verpackungen prangen, obwohl es seit Jahren in öffentlichen Einrichtungen und Plätzen ein Rauchverbot gibt“, so Oberarzt Seyfarth, „hält das in Deutschland nicht genügend Menschen vom Tabakkonsum ab.“ Dies zeige, ergänzt Oberarzt Krämer, wie groß das Suchtpotenzial sei, nicht nur nach Nikotin, sondern auch nach der Handlung selbst, eine Verhaltenssucht also.
„Heute bestreitet niemand mehr, dass in einer Zigarette mindestens 50 Krebs erregende Stoffe entstehen“, erklärt Krämer, „dabei geht es nicht einmal immer nur um Lungenkrebs, auch COPD kann zu sehr unangenehmem Leiden führen. Diese Krankheit ist nur linderbar, nicht heilbar!“ COPD bedeute eine dramatische Einschränkung der Lebensqualität, betont Pneumologe Seyfarth, Betroffene bekämen schlechter Luft, seien anfällig für Infekte, manchmal drohe gar der Erstickungstod.
Der Rat der Ärzte an alle Raucher: Aufhören.
„Auch, wer vor beispielsweise fünf Jahren die Zigaretten weggelegt habe, davor jedoch 40 Jahre lang rauchte, könne heute noch an Lungenkrebs erkranken. Aber das Risiko steige zumindest nicht mehr“, erläutert Dr. Krämer. „Die Funktion der Lunge wird durch das Rauchen immer schlechter“, fügt PD Dr. Seyfarth hinzu, „allerdings wird dieser Prozess durch das Aufhören unterbrochen.“ Daher gilt: Aufhören lohnt sich zu jeder Zeit!
Denn auch „Alternativ-Angebote“ wie die E-Zigarette sehen beide UKL-Experten eher kritisch. Langzeitfolgen seien hier noch nicht genügend untersucht worden, und ein Suchtverhalten verursachten diese genauso. Am allerbesten sei immer noch, gar nicht erst mit dem Rauchen zu beginnen. Dafür bedürfe es einer konsequenten und glaubhaften Aufklärung von Kindern und Jugendlichen über die Gefahren und Folgen des Rauchens. Als Beispiel nennt Dr. Seyfarth ein Projekt von Studenten, die regelmäßig an Schulen gehen, um die Schüler aufzuklären. Trotz der gegenwärtigen Situation bleiben beide Ärzte in ihrer Grundhaltung optimistisch. Aber, so Dr. Krämer: „das Rauchen und seine Folgen werden uns noch lang beschäftigen.“
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