Online einkaufen und bezahlen ist für Endkunden mittlerweile normal geworden. Anders sieht es allerdings beim sogenannten „Purchase-to-Pay“ (P2P) zwischen Unternehmen aus. Bei der Einführung und Nutzung durchgängiger P2P-Systeme besteht noch großer Nachholbedarf. Dies zeigt eine gemeinsame Studie von Prof. Holger Müller, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig), und Prof. Ronald Bogaschewsky, Universität Würzburg. An der Befragung nahmen insgesamt 181 Unternehmen aus Industrie, Dienstleistungsgewerbe, Handel und öffentlichen Institutionen teil.
„Sicherlich besitzen die Prozesse beim Online-Shopping eine weitaus geringere Komplexität als die Abwicklung von Einkaufsprozessen zwischen Unternehmen. So wird privat wohl kaum jemand eine formelle elektronische Rechnungsprüfung durchführen, was für Unternehmen im Gesamtprozess unabdingbar ist“, so Holger Müller, Professor für Supply Chain Management an der HTWK Leipzig. Nach Ergebnissen der Studie schaffen es beispielsweise nur ca. 40 Prozent der Unternehmen, Rechnungen elektronisch in ihre Systeme zu importieren. Damit ist eine Soll-Bruchstelle vorprogrammiert.
Müller: „Während in vielen Unternehmen Bestellungen schon komplett elektronisch abgewickelt werden, werden nachfolgend bis hin zur Bezahlung sowohl bei den Lieferanten als auch den einkaufenden Unternehmen noch sehr viele Schritte von Hand durchgeführt. Diese Bearbeitung führt nicht nur zu hohen Prozesskosten, sondern auch beispielweise zum Verpassen von Skonti durch lange Durchlaufzeiten.“ Dennoch zeigt die Studie, dass es durchaus einigen Best Practice-Unternehmen gelingt, maximalen Nutzen aus durchgängigen P2P-Prozessen zu ziehen. Die Mehrheit der Unternehmen ist sich auch der Potenziale bewusst, allerdings scheitern viele an der Umsetzung.
Auf dem Weg zum Einkauf 4.0 sind bruchstellenfreie P2P-Prozesse der Schlüssel, so die Analyse der Ökonomen. Denn ohne durchgehende Verknüpfung der operativen Abwicklungsprozesse werden die Ziele von Industrie 4.0 – eine auf den Kunden maßgeschneiderte Entwicklung, Fertigung und Wartung von Produkten bei Senkung der Produktions- und Logistikkosten – nicht zu erreichen sein. Müller: „Nur wenn vom Einkauf bis zur Bezahlung alles digital automatisiert abläuft, wird es möglich, Produkte wirklich industriell und individualisiert herzustellen.“
Die Studie „Purchase-to-Pay Prozesse: Stand der Anwendung und Trends 2016“ wurde von SAP Ariba und dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich unterstützt. Die komplette Studie finden Sie hier als PDF zum Download.
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