Ein Jahr nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen hat sich die sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, heute in Heidenau mit Bürgermeister Jürgen Opitz und Vertreter*innen des DRK, der Aktion Zivilcourage e.V. und dem Internationalen Begegnungszentrum getroffen.
„Das Ausmaß der damaligen fremdenfeindlichen Ausschreitungen hat uns alle schockiert, es hat Sachsen verändert“, erklärte Ministerin Köpping. „Es ist unsere Aufgabe, auf rassistische, fremdenfeindliche und rechtsextreme Umtriebe hinzuweisen und sie nicht zu verharmlosen. Gleichzeitig müssen wir diejenigen unterstützen, die sich für Demokratie einsetzen und dem oft blinden Hass gegenüber Anderen entgegentreten“, so Ministerin Köpping.
Die Ministerin erklärte weiter: „Es gibt in Heidenau und in ganz Sachsen viele Menschen, die sich für andere einsetzen. Sie stehen für Zusammenhalt, für die Integration Geflüchteter und für unsere Demokratie. Denen möchte ich heute danken, denn sie beweisen mit ihrem politischen und sozialen Engagement Zivilcourage, auch an Brennpunkten.“
Jürgen Opitz: „Es ist ungerecht, mit dem Finger auf die Menschen in Heidenau zu zeigen. Die Ausschreitungen und Tabubrüche vor einem Jahr in Heidenau haben unser Land und besonders unserer Stadt geschadet. Das entstandene Bild verstellt den Blick auf die Mehrzahl der Menschen in Heidenau, die von der ersten Stunde an Hilfe und Solidarität mit den Flüchtlingen gezeigt haben.“
Die Mittel für Integration in Sachsen sind in diesem Jahr von 11 Mio. Euro auf rund 46 Mio. Euro erhöht worden. Darin enthalten sind knapp 10 Mio. Euro für die Flüchtlingssozialarbeit, weitere 27 Mio. Euro stehen den Kommunen und Vereinen für Integrative Maßnahmen zur Verfügung.
Damit werden unter anderem Projekte der „Aktion Zivilcourage“ unterstützt, die mit der Koordination der ehrenamtlichen Helfer rund um die Erstaufnahmeeinrichtung betraut war. Julia Schindler von der Aktion Zivilcourage erzählt: „Über 750 Menschen meldeten sich binnen kürzester Zeit bei uns, um Zeit, Geld oder Sachspenden zur Verfügung stellen. Organisiert wurden Freizeitaktivitäten, Deutschunterricht und Betreuungsangebote für die 100 Kinder.“
Mit der Schließung der EAE verlagert sich nun der Einsatz der Freiwilligen. Viele engagieren sich weiter in anderen Gemeinschaftsunterkünften oder für die dezentral untergebrachten Asylbewerber. Hier betreuen sie Familien, bieten Deutschunterricht, organisieren Wanderungen oder Bastelnachmittage.
Die „AG Asylsuchende“ konnte ebenfalls mithilfe der Förderung aus den Integrativen Maßnahmen ein Internationales Begegnungscafé eröffnen, in dem beispielsweise Deutschkurse, Frauentreffs oder Familiennachmittage angeboten werden. Auch eine Fahrradwerkstatt gibt es. Marianne Thum: „Die Arbeit macht Spaß, weil die Helfer und die Geflüchteten zum Beispiel in den Deutschkursen sehr motiviert sind.“
Abschließend betonte Ministerin Köpping: „Die Absage an Hass und Gewalt, an Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung muss eindeutig sein. Ich bin heute hier, weil ich glaube, dass alle, die Verantwortung tragen, immer wieder Haltung zeigen müssen. Wir müssen die Ursachen für die Stimmung im Land benennen und für eine stärkere gesellschaftliche Zusammenarbeit arbeiten.“
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