„Mein Körper gehört mir“ – ein Projekt zur Prävention sexueller Gewalt gegen Kinder an der Förderschule für Erziehungshilfe und der 90. Grundschule in Leipzig Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist für diese ein extremes, traumatisches Ereignis, welches großes Leiden verursacht und die gesamte weitere Entwicklung negativ beeinträchtigen kann. Aus diesem Grund fand im Mai 2016 im Förderzentrum für Erziehungshilfe in Zusammenarbeit mit der 90. Grundschule ein Präventionsprojekt statt, das sexuelle Gewalt gegen Kinder thematisiert. Auch die Eltern und andere Angehörige waren mit einbezogen. Initiiert wurde das Projekt von der Schulsozialarbeit der Diakonie Leipzig, die an dieser Schule tätig ist. Das Projekt wurde gefördert vom Verein „Menschen gegen Kindesmissbrauch e.V.“ und durch den Verfügungsfond Grünau.
Das dreiteilige Programm für Kinder der 3. bis 6. Klasse behandelt das Thema sexuelle Gewalt. Viele Erwachsene stehen vor der Frage, wie sie mit ihren Kindern darüber ins Gespräch kommen können. Mit dem Projekt „Mein Körper gehört mir!“ wird ein Theaterprogramm angeboten, das den Kindern das Thema kindgerecht und angstfrei vermittelt.
Die theaterpädagogische werkstatt (tpw) gGmbH hat das mehrfach ausgezeichnete Programm entwickelt und es bereits vor mehr als 2 Millionen Kindern erfolgreich aufgeführt. In Leipzig wurde das Programm umgesetzt von den Theaterpädagogen Katrin Büchner und Markus Marx. Sie spielten Szenen, die sich inhaltlich an der Lebenswirklichkeit von Kindern orientieren: eine Fahrt im Bus, Spielen auf dem Schulhof oder das Finden neuer „Freunde“ im Chat. Anhand dieser Spielszenen werden verschiedene Formen sexueller Gewalt erklärt.
Die inhaltliche Umsetzung des interaktiven Theaterstückes fand in enger Absprache zwischen dem Team der tpw und den Projektorganisatoren statt. Das Stück wurde je nach Alter der Kinder variiert und an die überwiegend vorliegenden Förderbedarfe (sozial-emotional, teilweise kombiniert mit Lernen) angepasst. Dabei wurden die Kinder auf spielerische Art und Weise an die Thematik „sexueller Missbrauch“ herangeführt, jede erlebte Spielsequenz wurde mit den Kindern besprochen. Die Kinder wurden darin bestärkt, auf ihre Gefühle zu achten und Grenzen einzufordern. Dabei ging es sowohl um sexuelle Übergriffe durch fremde Täter als auch durch Täter aus dem unmittelbaren sozialen/familiären Umfeld. Die Darsteller suchten gemeinsam mit den Kindern nach Auswegen und Lösungen, um den Kindern Handlungsstrategien zu vermitteln und Hilfestellung zu geben. Eine besondere Bedeutung hat hierbei der Austausch mit den Kindern, denn sie werden angeregt, Fragen zu stellen, Vorschläge zu machen und sich allgemein mitzuteilen. Sie erfahren so, was sexueller Missbrauch ist, dass sie ihren Gefühlen trauen können und dass jeder Mensch das Recht hat, „Nein!“ zu sagen, wenn eine Berührung unangenehm ist. Und die Kinder bekommen immer wieder den Impuls, sich Hilfe zu holen, wenn sie welche benötigen.
Im Anschluss an jede Veranstaltung fand eine klasseninterne Auswertungsstunde gemeinsam mit den Klassenlehrer_innen und der/m zuständigen Schulsozialarbeiter_in statt. Hier wurden die Inhalte der Theatersequenzen noch einmal besprochen und das Erlebte reflektiert und vertieft. Die Schüler_innen hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich auszutauschen. Dabei zeigte sich, wie verschieden das Verständnis und das Wissen der Kinder in Bezug auf das Thema „sexueller Missbrauch“ ist. Insbesondere bei den Klassen des Förderzentrums für Erziehungshilfe wurde ein deutlicher Bedarf an nachhaltiger und individueller Aufklärung und Förderung sichtbar.
Im Rahmen der Auswertung äußerten sich die Schüler_innen und Lehrkräfte überwiegend positiv über das Projekt. Entscheidend dafür waren insbesondere das schauspielerische Können der Theaterpädagog_innen und die spielerische und individuelle Herangehensweise. Nicht zuletzt wurde aber vor allem aufgrund der äußerst freundlichen und professionellen Präsentation der Darsteller_innen ein derart offener Umgang mit dem grundsätzlich tabuisierten und negativ-besetzten Thema erst möglich.
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