„Ich bin beeindruckt von der großartigen und einfühlsamen Leistung der Schülerinnen und Schüler. Sie haben eine unfassbare menschliche Grausamkeit lebendig umgesetzt und mit den Ereignissen von Krieg und Flucht der heutigen Zeit in Verbindung gebracht. Dank an alle, die dieses einmalige Erinnerungsprojekt gemeinsam mit den Dresdner Sinfonikern gestaltet haben“, sagte Sachsens Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange nach dem Besuch der Uraufführung des Schülertheaterprojekts „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ am Freitag im Festspielhaus Hellerau.
In dem gemeinsamen Projekt beschäftigten sich 60 Neuntklässler des Gymnasiums Dresden-Plauen sowie des Vitzthum-Gymnasiums und die Dresdner Sinfoniker anhand des Romans von Franz Werfel mit hochaktuellen Themen wie Rassismus, Vertreibung und „ethnische Säuberung“. Das Stück wurde im Rahmenprogramm des Konzertprojekts „aghet – agit“ der Dresdner Sinfoniker aufgeführt. Darin thematisieren die Sinfoniker mit Musikern aus Armenien, der Türkei und Deutschland den Genozid an den Armeniern im Jahr 1915 und wollen ein Zeichen der Versöhnung zwischen den Völkern setzen. Die Türkei hatte bei der EU-Kommission gegen eine Förderung des Projekts interveniert. Die Schüler der beiden Dresdner Gymnasien widmeten sich ebenfalls diesem historischen Stoff, bereiteten unter der Leitung des Regisseurs und Schauspielers Tom Quaas die Geschichte dramaturgisch für ein jüngeres Publikum auf. Dabei wurden sie von den Sinfonikern begleitet.
„Ich wollte mit meinem Besuch in Hellerau zeigen, dass ich voll hinter dem Projekt der Dresdner Sinfoniker stehe. Es hat mich überhaupt nicht gewundert, dass die Türkei gegen das Musikprojekt protestiert, nachdem was wir in den letzten Monaten an Intervenierungen von türkischer Seite gegen satirische Äußerungen und freie Berichterstattung erlebt haben. Ich empfinde es als Unverschämtheit und als erschreckend, mit welcher Beharrlichkeit die türkische Regierung versucht, sich in die Kunst- und Meinungsfreiheit der Bundesrepublik einzumischen. Wir werden dem nicht nachgeben“, erklärt die Ministerin.
Sie ergänzt: „Die Kunstprojekte der Dresdner Schüler und der Sinfoniker regen zum gegenseitigen Verständnis und zur Versöhnung an. Die Sinfoniker sind ein internationales Ensemble mit Künstlern aus der Türkei, Armenien und Deutschland. Besser und persönlicher kann man sich über hundert Jahre nach solch einem Verbrechen wie dem Völkermord an den Armeniern nicht widmen. Wir werden vor dem Protest nicht einknicken und uns dafür einsetzen, dass die Sinfoniker ihr Konzertprojekt aufführen können. Die Unterstützung der Kulturstiftung wird weiter aufrechterhalten. Das ist selbstverständlich. Ich bin auch sehr froh, dass Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier klare Worte gefunden hat.“
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