Dicke Luft in Bitterfeld, Schaum auf der Elbe, Tagebaukrater in der Lausitz, radioaktive Wismut-Halden: Weite Teile Sachsens waren einst in der DDR ökologisches Krisengebiet. Junge Menschen begannen deshalb über Zukunftsfragen öffentlich zu diskutieren. Das war Ende der siebziger Jahre. Es entstand eine alternative Szene, die spektakuläre Aktionen erdachte, Untergrundschriften druckte und erste Demonstrationen organisierte. Viele Mitstreiter wurden deshalb von der Stasi verfolgt und dadurch politisiert. Die unabhängige Umweltbewegung entwickelte sich so zu einem wichtigen Teil der Opposition und zu einer Säule der Demokratiebewegung im Herbst ’89.
Jetzt präsentiert Michael Beleites, einer der Mitbegründer der alternativen Umweltbewegung in der DDR sein Buch „Dicke Luft: Zwischen Ruß und Revolte – Die unabhängige Umweltbewegung in der DDR“ im Museum in der „Runde Ecke“. Es betrachtet die Entstehung und Entwicklung der alternativen Umweltszene der DDR und ihren Anteil an der Friedlichen Revolution. Seltene Fotos und unveröffentlichte Dokumente geben der Darstellung eine besondere Lebendigkeit.
Bei der Buchpräsentation am Freitag, den 18. März 2016, um 20 Uhr in der „Runde Ecke“, kommen ehemalige Umweltaktivisten, wie Carlo Jordan, Dr. Christian Felix Matthes und Tobias Hollitzer mit Michael Beleites ins Gespräch. Es moderiert Lutz Rathenow.
Zu den Diskutanten:
Carlo Jordan organisierte verschiedene Protestaktionen. Er produzierte heimlich Dokumentarfilme über Umweltsünden in der DDR und gründete 1986 die Berliner Umweltbibliothek. 1989 beteiligte er sich am Aufbau der Grünen Partei in der DDR.
Christian Felix Matthes wirkte in der „AG Umweltschutz“ des Leipziger Stadtjugendpfarramtes. Mit der Schrift „Umweltschutz im Haushalt“ geriet er in die Fänge der Stasi. Seit 2001 ist er Mitglied der Beratergruppe für Energie in der Europäischen Kommission.
Tobias Hollitzer arbeite in verschiedenen Umwelt- und Dritte-Weltgruppen und war Mitinitiator des Pleiße-Gedenkmarsches. Im Herbst ’89 war Hollitzer ein entscheidender Akteur bei der Besetzung der Stasi-Zentrale. Heute ist er Leiter des Museums in der „Runde Ecke“.
Michael Beleites engagierte sich in verschiedenen Umweltinitiativen. Er erregte vor allem durch seine Recherchen zum Uranbergbau in der DDR Aufsehen. Von 2000 bis 2010 war er Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.
Lutz Rathenow engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung. Er war Begründer des Arbeitskreises Literatur und Lyrik und als Lyriker und Prosaautor tätig. Seit 2011 ist er Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.
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