Am 28. Januar einigte sich die Bundesregierung auf die Inhalte des Asylpaket II und verschärfte damit die bisherigen, seit November bestehenden Eckpunkte des geplanten Gesetzes. Verschiedene Punkte des Gesetzesentwurfes sind aus Sicht der Grünen Jugend untragbar: Durch die Aussetzung des Familiennachzugs für zwei Jahre können alle so genannten subsidiär Schutzbedürftigen ihre Familienmitglieder (meist Frauen und Kinder) nicht mehr auf sicherem und direktem Wege nachholen.
Dadurch wird eine der wenigen legalen und sicheren Fluchtmöglichkeiten noch weiter eingeschränkt. So ist die Aussetzung des Familiennachzugs nur ein Konjunkturprogramm für Schlepper, die die Bundesregierung vor kurzem noch bekämpfen wollte. Frauen und Kinder werden vor die Wahl gestellt, entweder in einem Land zu bleiben, in dem sie sich in großer Lebensgefahr befinden, oder sich auf lebensgefährliche Fluchtrouten zu begeben. In beiden Fällen wird der Tod dieser Personen in Kauf genommen. Weitere Tragödien sind somit vorprogrammiert.
Zusätzlich wäre diese Entscheidung pures Gift für die gesellschaftliche Teilhabe von Geflüchteten, die durch den Familiennachzug erheblich erleichtert wird. Von verschiedensten Politikern wurde in der Vergangenheit der Wert der Familie, der auch in Art. 6 GG geschützt ist, als Grundlage für ein funktionierendes Zusammenleben propagiert. Diese Aussagen werden durch die geplanten Gesetzesvorhaben vollkommen ad absurdum geführt.
Zudem sollen die Asylanträge bestimmter Geflüchtetengruppen im einwöchigen Schnellverfahren geprüft werden – ohne adäquaten Zugang zu unabhängiger und effektiver Rechtsberatung und Vertretung. Auch alle Geflüchteten ohne gültige Papiere können durch diese Schnellverfahren entrechtet werden. Faire Verfahren und Gleichheit vor dem Gesetz sind dadurch in keinster Weise mehr gewährleistet. Durch diesen Vorstoß wird das Rechtsstaatsprinzip für Geflüchtete ausgesetzt.
Außerdem soll die Abschiebung kranker und traumatisierter Geflüchteter erleichtert werden und es wird auf eine Ausweitung der “sicheren Herkunftsstaaten” auf die Staaten Algerien, Marokko und Tunesien hingearbeitet.
Das Prinzip der “sicheren Herkunftsstaaten” ist allgemein abzulehnen, da es das individuelle Recht auf Asyl einschränkt. Aber auch aufgrund der Menschenrechtslage in den Mahgreb-Staaten, können diese kaum glaubwürdig als “sicher” erklärt werden.
Gerade in Marokko werden Monarchie-, Islam- und Regierungskritiker verfolgt, gefoltert und sogar teilweise hingerichtet. Das Auswärtige Amt wird kein politisch unabhängiges Urteil zur Menschenrechtslage in diesen Ländern fällen.
Das Asylpaket II und die Einführung weiterer “sicherer Herkunftsstaaten” wird nicht nur Integration erschweren, sondern bedeutet auch eine massive Entrechtung und Gefährdung von Schutzbedürftigen. Es steht für eine weitere massive Aushöhlung des Grundrechts auf Asyl und tritt die Menschenwürde Schutzbedürftiger mit Füßen.
Die Maßnahmen dienen auch jetzt wieder der Anbiederung an einen zunehmend rassistischen Diskurs in der Bevölkerung und der Abschottung gegenüber Schutzbedürftigen.
Als Grüne Jugend verurteilen wir das Vorgehen der Bundesregierung aufs Schärfste. Es ist nicht nur verantwortungslos und unmenschlich, sich mit symbolpolitischen Maßnahmen auf dem Rücken Schutzbedürftiger als handlungsfähig zu profilieren. Es ist auch absolut inakzeptabel, dass das Wohl der von der Asylpolitik Betroffenen längst nicht mehr die Maßgabe für asylpolitische Entscheidungen ist und stattdessen die Befriedigung rassistischer Ressentiments in den Fokus rückt.
Als Grüne Jugend fordern wir Bündnis 90/Die Grünen auf, diesem Politikstil und der Entrechtung Schutzbedürftiger klar entgegenzusteuern und den geplanten Gesetzen die rote Karte zu zeigen.
Wir fordern die grünen Bundestagsabgeordneten auf, das Asylpaket geschlossen abzulehnen.
Zudem fordern wir alle Grünen in den Landesregierungen auf, in der Stellungnahme des Bundesrates zum Asylpaket II für deutlichen Widerstand gegen den Gesetzesentwurf zu sorgen. Wir appellieren an alle Landesregierungen, die weitere Ausweitung der sicheren Herkunftsstaaten abzulehnen.
Der Appell wird unterstützt von:
GRÜNE JUGEND Bundesvorstand
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Niedersachsen
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Nordrhein-Westfalen
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Sachsen
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Schleswig-Holstein
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Hamburg
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Thüringen
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Sachsen-Anhalt
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Mecklenburg-Vorpommern
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Bremen
Landesvorstand GRÜNE JUGEND RLP
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Berlin
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Bayern
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Hessen
Landesvorstand GRÜNE JUGEND Saarland
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