Auf einem Unternehmertreffen soll Oberbürgermeister Burkhard Jung die Teilnehmer mit der Bemerkung zur Kampagne "Leipzig kommt" erheitert haben; "Wir haben La Paloma gepfiffen, ohne Zähne im Mund zu haben", womit er meinte, dass die versprochene Entwicklung nicht sicher war. Siegfried Schlegel, Sprecher für Stadtentwicklung und Bau, seit 1990 in der Stadtverordnetenversammlung und ab 1994 im Stadtrat, bemerkt dazu: Tatsächlich ahnte 1990 kaum jemand, dass innerhalb von drei Jahren über 120.000 Industriearbeitsplätze in Leipzig abgebaut werden, ebenso in den anderen ostdeutschen Regionen.
“Glücksritter”, wie Herr Schneider, gefährdeten in den folgenden Jahren mit ihren kriminellen Machenschaften erhaltene und gerade neu entstandene Arbeitsplätze nicht nur in der Bauwirtschaft.
Auch wenn der Neustart 1990 nicht einfach war, so musste Leipzig jede Chance nutzen und die kommunale Infrastruktur in die Zukunft retten. Trotz Engpässen bei bewohnbaren Wohnungen, waren die Einrichtungen der Hochkultur, Gesundheitseinrichtungen sowie Kindertagesstätten sowie Schulen und die Hochschullandschaft gut aufgestellt. Da konnte Leipzig sich sehr wohl mit westdeutschen Großstädten messen. Bei Kinderkrippen- und Kindergartenplätzen war der Osten dem Westen sogar weit voraus.
Größte Herausforderung war die bauliche Sanierung und Modernisierung sowie Erweiterungsbauten für die Universität mit dem Klinikum und Hochschulen.
Durch die zentrale Lage besaß Leipzig ein leistungsfähiges Eisbahndrehkreuz, der Flughafenausbau mit zwei Start- und Landebahnen und ursprünglich einer Verbindungsbrücke war begonnen und Planungen für ein leistungsfähiges Straßennetz, wegen der Anforderungen zu Messezeiten, waren in der Schublade.
Zusammen mit kreativen Konzepten für die Stadt- und Regionalentwicklung sollten sich diese sogenannten “weichen Standortfaktoren” als knallharte Argumente im Wettbewerb um die Industrieansiedlungen wie Porsche oder BMW erweisen, war doch absehbar, dass niedrige Löhne langfristig nicht maßgebend sein können, ebenso wie Sympathien für Leipzig und seinen Geschichte.
Bei der BMW-Standortentscheidung waren Schwerin und das Tschechische Kladno ernst zu nehmende Konkurrenten. Kurze Planungszeiten und die Errichtung von Autobahn- und Gleisanschlüssen unter städtischer Regie beförderten Leipzigs Ruf bei Investoren. Sie kamen also nicht durch La Paloma-Pfeifen nach Leipzig. Vielmehr brachten das Engagement und die Aufgeschlossenheit für Neues der Leipziger und derjenigen, die hier neue Herausforderungen und eine neue Heimat fanden, auch in der Wirtschaft die Erfolge. Der Großteil der Leipziger Arbeitsplätze befindet sich in den Klein- und mittelständischen Unternehmen, in Wissenschaft, Forschung, Universität, Hochschulen und Behörden, Medien und Gesundheitseinrichtungen.
In Leipzig wurden auch offensichtlich übergroße Chancen genutzt, ohne sich dabei zu verheben.
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