Die Ereignisse in Heidenau in den letzten Tagen schockieren und machen uns fassungslos. Derartige Zustände, Gewalt, Straßenschlachten, Dutzende Verletzte, erlebte Deutschland seit über zwanzig Jahren nicht. Der Hass auf andere Menschen - Ausländer, Geflüchtete, deren Unterstützer, Journalisten und die Polizei -, der bereits in Freital, Meißen und andernorts offen zu Tage trat, bahnte sich hier seinen Weg bis zur Verwüstung eines ganzen Stadtteils.
Auf diese Eskalation darf nun nicht eine Politik der warmen Worte folgen. Die dort “demonstrierenden” Menschen werden sich nicht von einer Verurteilung ihrer Taten durch den Ministerpräsidenten oder die Bundeskanzlerin beeindrucken lassen. Die Lage erfordert eindeutiges politisches Handeln: Auf den Hass dieser Ausländerfeinde und Hetzer muss mit der größtmöglichen Offenheit gegenüber Flüchtlingen und Zugewanderten geantwortet werden, es braucht eine echte und frühzeitige Integration in unsere Gesellschaft, mehr Anstrengungen denn je, um diesen Menschen ein sicheres und lebenswertes Leben in unserer Mitte zu bescheren. Sachsen benötigt eine ehrliche Willkommenskultur, gestützt von der Zivilgesellschaft und forciert von der etablierten Politik und Prominenz.
Mit Blick auf die vorherrschende Ideologie und die Vorurteile gegenüber Ausländer sieht sich der LSR Sachsen in der Forderung nach mehr und besserer politischer Bildung im Freistaat bestätigt. Um frühzeitig zu verhindern, dass derartige Ressentiments weiter reproduziert werden, bedarf es deutlich mehr Unterrichtsstunden an den Schulen, in denen politische Bildung stattfindet und Extremismusprävention geleistet wird.
Zu den Herausforderungen der Integration sagt Friedrich Roderfeld, stellvertretender Vorsitzender des LSR Sachsen: “Es wurde lange genug weggeschaut, als Geflüchtete und Zugewanderte in Sachsen zur Zielscheibe von Hass und Aggression geworden sind. Wir müssen diesen Menschen endlich Sicherheit und ein normales Leben bieten. Die Bemühungen zu Integration bedürfen auf allen Ebenen massiver Verstärkung. Besonders Schulen und andere Bildungs- sowie Kultureinrichtungen spielen hierbei eine wichtige Rolle: Sie sollten zu Orten der interkulturellen Begegnung, des Dialogs und des Miteinanders werden. An vielen Schulen gibt es bereits engagierte Gruppen von Schülern, Lehrern und Eltern, die Veranstaltungen zum gegenseitigen Kennenlernen organisieren. Die Staatsregierung muss solche Initiativen an allen Schulen des Freistaates fördern.”
HINWEIS: Der LandesSchülerRat Sachsen äußert sich gewöhnlich nicht zu Themen und Debatten, die nicht bildungspolitischer Natur sind. Angesichts der aktuellen Situation in Heidenau und den vorherigen Ereignissen in Freital, Meißen, Lunzenau u. a. sah sich der Vorstand gezwungen, eine Stellungnahme abzugeben.
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