Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat an das Schicksal der Kriegsgefangenen in den von Deutschen eingerichteten Lagern während der Nazi-Schreckensherrschaft erinnert. Bei einer Gedenkstunde zum 70. Jahrestag der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Zeithain sagte Tillich: "Hier herrschten entsetzliche Bedingungen. Zehntausende Gefangene erfroren, verhungerten, verdursteten oder starben an den Folgen katastrophaler hygienischer Verhältnisse. Dieses Lager war einer von vielen Orten, an denen Deutsche andere Menschen erniedrigten, folterten, ermordeten."
Der Ministerpräsident mahnte, die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten. “Diktatur und Krieg enden nicht mit einer geschichtlichen Stunde Null. Sie müssen vielmehr in den Köpfen überwunden werden. Wir alle tragen dafür Verantwortung, dass sich so etwas nie wiederholt. Orte und Gedenkstätten wie Zeithain sind auch Nachdenkstätten und ein Appell an uns alle, jeden Tag aufs Neue für Menschenwürde und Demokratie einzutreten.”
In seiner Gedenkrede erinnerte er auch daran, dass die Gefangenen einst zu Nummern degradiert worden seien, um ihre Identität als Menschen auszulöschen. Tillich verwies darauf, dass die Toten dann mehrere Jahrzehnte namenlos geblieben seien. Ausdrücklich dankte er in dem Zusammenhang der Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Durch umfangreiche Recherchearbeit sind die Namen von 23.000 Toten bekannt geworden. Auf Stelen wird nun an sie erinnert.
“Die Gedenkstätte rückt damit das Schicksal des Einzelnen in den Mittelpunkt. Entstanden ist so ein würdiger Ort, an dem individuelles Gedenken stattfinden kann”, betonte Tillich.
Der Regierungschef lobte ausdrücklich auch die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Unter anderem mit seinen Jugendprojekten trage er zu Demokratieerziehung und kritischer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bei.
An der feierlichen Gedenkstunde nahmen auch Landtagspräsident Matthias Rößler sowie diplomatische Vertreter jener Länder teil, aus denen Kriegsgefangene des Zeithainer Lagers stammten.
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