Er fasziniert und weckt Emotionen wie kaum ein zweites europäisches Wildtier - canis lupus, der Wolf. In letzter Zeit macht insbesondere eine Bürgerinitiative um den Schäfer Manfred Horn von sich reden. Diese fordert den Abschuss einzelner Tiere und die Vertreibung eines ganzen Rudels (Zitat lt. LVZ vom 19.08. 2014 "Die Wolfsfamilie soll ruhig merken, dass hier kein Platz für sie ist").

Es wird das Bild eines Schafe reißenden Monsters vermittelt, welches leider die Presse oft unkommentiert aufgreift, meist mit den entsprechenden Fotos eines zähnefletschenden Wolfes unterlegt.

NABU-Landesvorsitzender Bernd Heinitz: “Der NABU vermisst die Ausgewogenheit in der Berichterstattung. Die Meinungen der Naturschutzverbände oder der Fachleute finden keine oder kaum eine Erwähnung.” Immerhin haben sich allein in Sachsen elf Verbände mit insgesamt mehreren zehntausend Mitgliedern gegen eine Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht ausgesprochen. Grund genug auch mal diese Seite zu hören. Richtig ist, seit 2002 gibt es im Freistaat Sachsen immer wieder Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere. Bisher ist aber kein Trend zu erkennen, dass die Anzahl der Nutztierschäden in Relation zur wachsenden Wolfspopulation dauerhaft ansteigt.

Das ist auch den präventiven Maßnahmen, insbesondere der Installation von Herdenschutzzäunen zu verdanken. Sollten hier dennoch Nutztiere gerissen werden, gibt es eine Entschädigung für die Halter. Und falls es doch einmal einen sogenannten Problemwolf gibt, kann dieser der Natur entnommen werden. Dies findet sich alles im Managementplan wieder, der übrigens nicht das Werk einzelner ist, sondern das Ergebnis der Arbeit von 50 thematisch berührten Vereinen, Verbänden, Bürgerinitiativen, Behörden und wissenschaftlichen Institutionen.

Aber es gibt auch Schäfer mit einer anderen Meinung. So Detlef Rohrmann, Vorsitzender des Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverbandes. Er sieht im Verlust von Weideflächen, insbesondere durch den Straßenbau, ein weitaus größeres Problem (SZ-online 26.08.2014).

Der Wolf gehört zu den prioritären Arten der FFH-Richtlinie, für deren Erhalt die Europäische Gemeinschaft – und damit auch Sachsen – in besonderem Maß verantwortlich ist. Nationale oder gar sächsische Alleingänge, die dem widersprechen, sind nicht möglich und auch nicht nötig. Das Zusammenleben von Wolf und Mensch wird sicherlich nie ganz konfliktfrei funktionieren, doch einseitig geschürte Hysterie ist vollkommen fehl am Platz. Vielmehr sollten wir die Rückkehr der Wölfe als Chance begreifen für die Artenvielfalt, das ökologische Gleichgewicht und nicht zuletzt auch für auch für die touristische Entwicklung in den Wolfsgebieten im Freistaat. “Der NABU und seine ehrenamtlich tätigen Wolfsbotschafter werden auch weiterhin sachlich und fachlich fundiert für ein Miteinander von Mensch und Wolf werben”, so Bernd Heinitz abschließend.

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