Am vergangenen Wochenende fand in Dresden die hochschulpolitische Bilanzkonferenz der Fraktion Die Linke statt. Sie stand unter dem Titel: "Fünf Jahre schwarz-gelbe Wissenschaftspolitik in Sachsen - Quo vadis, Hochschule?". Diese Frage diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen, Studierenden, Landespolitik und Gewerkschaften.
Der Präsident der Fachhochschule Potsdam, Prof. Dr. Eckehard Binas, konstatierte, dass Ressourcen immer stärker auf den oberen Ebenen des Wissenschaftssystems – vor allem bei exzellenten Hochschulen und Forschungseinrichtungen – gebündelt würden, während die Aufgaben und Lasten bei der Breite der Hochschulen beständig zunähmen. Die Finanzierung der Hochschulen wachse nicht mit den Herausforderungen. Dabei seien Hochschulen auch Inkubatoren von Innovation und Ankerpunkte regionaler Entwicklung. Befristete Beschäftigung könne einem kontinuierlichen wissenschaftlichen Fortschritt entgegenstehen. Als Forderungen für die Zukunft formulierte Binas vor allem die Angleichung der Landeshochschulgesetze und den Wegfall des Kooperationsverbots. Hochschulen müssten durchlässiger werden.
Der Darmstädter Soziologe und Elitenforscher Prof. Dr. Michael Hartmann erkannte drei wesentliche Entwicklungen: Die zweite Bildungsexpansion – etwa die Hälfte eines Jahrgangs erwerbe heute die Hochschulzugangsberechtigung – die Umstellung der Studiengänge auf das Bachelor-Master-System und die Exzellenzinitiative. Zu beobachten seien Verteilungskämpfe zwischen und innerhalb von Hochschulen. Hochschulpolitik stehe dennoch weit unten auf den Agenden von Bundes- und Landespolitik. Gerade durch die Bildungsexpansion werde das Thema für mehr Familien relevant, Schwierigkeiten bei der Studienfinanzierung sowie der sich abzeichnende Studienplatzmangel gerade im Bereich der Masterstudiengänge würden die schlechte Situation der Hochschulen bald in das gesellschaftliche Bewusstsein rücken lassen. Die mangelhafte Finanzierung der Hochschulen lasse sich nicht mehr lange überdecken.
Der Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Pirmin Stekeler-Weithofer, warnte davor, die Bedeutung der Geisteswissenschaften zu unterschätzen. Führungskräfte stammten sehr häufig aus Studiengängen der Geistes- und Sozialwissenschaften; etwa sei das Mediensystem stark durch Absolventen solcher Fachrichtungen getragen. Auch wenn der gesellschaftliche Wert der Geistes- und Sozialwissenschaften nicht unmittelbar und sofort sichtbar werde, seien sie dennoch unverzichtbar.
“Fünf Jahre nach dem Antritt der CDU-FDP-Staatsregierung stehen Sachsens Hochschulen vor einer ungewissen Zukunft. Sicher scheint nur, dass der auf falschen Prognosen basierende Kürzungsbeschluss weiter exekutiert wird und der größte Brocken der Streichungen auf die Hochschulen erst noch zukommt. Eine durchdachte Entwicklungsplanung ist momentan nicht in Sicht, vielmehr wird die Hochschullandschaft wohl weiter auf Sparflamme gesetzt, was Verteilungskämpfe verschärft. Das macht Sachsens Hochschulen nicht nur für internationale Spitzenwissenschaftler wenig attraktiv. Der Verlust von Vielfalt ist vorprogrammiert”, fasst der hochschulpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Gerhard Besier, die Ergebnisse zusammen.
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