Am Mittwoch, dem 14. August, wurde durch eine Reportage des MDR-Magazins Exakt bekannt, dass bereits im Juni im Flüchtlingsheim in der Torgauer Straße die Leiche von Hisham Yazbek gefunden wurde. Zu diesem Zeitpunkt lag der Tote dort bereits seit mehreren Wochen in seinem Zimmer, und das trotz vielfacher Hinweise an das Wachpersonal über üble Gerüche.

“Wir trauern um Hashim Yasbek, einem jungen Menschen, der auf der Suche nach einem besseren Leben nach Deutschland kam”, so Kim Schönberg vom Initiativkreis: Menschen.Würdig. Schönberg weiter: “Obwohl Herr Yazbek lange Jahre versucht hat, in der deutschen Gesellschaft anzukommen, wurde ihm kein dauerhafter Aufenthaltstitel gewährt. Was er in Deutschland vorfand, war die Endlosschleife des Asylverfahrens, die zwangsweise Unterbringung in menschenunwürdigen Gemeinschaftsunterkünften und gesellschaftliche Isolation. In dieser Perspektivlosigkeit verfiel er den Drogen und fand schließlich den Tod.”

Dieser Todesfall ist ein tragisches Beispiel für die Konsequenzen, die die deutsche Asylgesetzgebung haben kann: Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben nach Deutschland kommen, erfahren hier eine systematische Ausgrenzung: Der Zwang in Lagern zu leben, das Verbot zu arbeiten und den Landkreis zu verlassen, die Ungewissheit über die gestattete Aufenthaltsdauer. All dies kann dazu führen, dass Geflüchtete die Hoffnung auf ein normales Leben aufgeben und resignieren.

Im Juli 2012 meinte Leipzigs OBM Burkhard Jung noch: “Die Torgauer Straße ist menschenunwürdig. Sie wird zugemacht. Definitiv!” Nun wurden im vergangenen Winter drei Aufgänge saniert und die Anzahl der Bewohnerinnen und Bewohner hat sich von ca. 220 auf ca. 300 erhöht. Laut Aussage des Sozialamts erwägt dieses nun noch weitere drei Aufgänge zu sanieren, so dass dort bis zu 400 Geflüchtete wohnen müssten.
Der Initiativkreis: Menschen.Würdig. fordert die Stadtverwaltung auf, das vom Stadtrat im Juli 2012 mit einer breiten Mehrheit beschlossene Konzept “Wohnen für Berechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Leipzig” endlich umzusetzen und die Torgauer Straße zu schließen. Kim Schönberg dazu: “Statt die Unterkunft in der Torgauer Straße sogar noch zu vergrößern, sollte die Stadt der menschenunwürdigen Unterbringung endlich ein Ende bereiten und dafür sorgen, dass Geflüchtete nicht weiter isoliert werden.”

Der tragische Tod von Hisham Yazbek, aber auch der marode Zustand des Heims in der Torgauer Straße zeigen, dass der Betreiber der Einrichtung, die A&S LAVAL GmbH schon jetzt nicht in der Lage ist, für ein menschenwürdiges Leben der Geflüchteten zu sorgen. Unsere Kritik richtet sich jedoch nicht nur an den Betreiber, sondern generell an die dauerhafte Unterbringung von Geflüchteten in Heimen und Lagern sowie eine Gesetzgebung, die Geflüchtete aus der Gesellschaft ausschließt.

Wir fordern selbstbestimmtes Wohnen für Flüchtlinge, nicht nur in Leipzig. Die Neuorientierung der Unterbringung Asylsuchender ist jedoch nur ein erster wichtiger Schritt, um die menschenunwürdige Lebenssituation von Flüchtlingen zu verbessern. An der schlechten Gesamtsituation Asylsuchender ändert das schließlich aber nichts.

Der Initiativkreis: Menschen.Würdig solidarisiert sich mit den bundesweiten Flüchtlingsprotesten. So protestieren u.a. in Bitterfeld seit Anfang August Flüchtlinge und Unterstützer_innen. Diese laden am 20.08.2013 zu einer Pressekonferenz in ihr Protestcamp (Walther-Rathenau Straße/Grüne Lunge).

Weitere Informationen unter:

http://refugeeprotestbtf.blogsport.de

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