Zur Diskussion um die Studie zum Doping in der Bundesrepublik Deutschland erklärt der innenpolitische Sprecher der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag Dr. André Hahn: Die nun endlich - wenn auch leider zumeist ohne konkrete Namensnennung - veröffentlichte Studie zur Anwendung von Doping im Leistungssport der Bundesrepublik erfordert aus meiner Sicht mindestens drei Konsequenzen.
Erstens: Die bislang auch und vor allem durch die herrschende Politik vertretene Behauptung, dass systematisches, flächendeckendes Doping im deutschen Spitzensport allein in der DDR existiert habe und es in Westdeutschland lediglich einige bedauerliche Einzelfälle gegeben hätte, ist nicht länger haltbar. Im so genannten “Kampf der Systeme”, der auch im Sport ausgetragen wurde, ist offenkundig auch in der Bundesrepublik über Jahrzehnte hinweg systematisch gedopt worden, und dies mit Unterstützung oder zumindest Mitwisserschaft seitens der Politik und von Sportfunktionären.
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Zweitens: Auch wenn ein Großteil der Vergehen vermutlich aufgrund der unzureichenden Rechtslage strafrechtlich ohnehin nicht oder infolge von Verjährung juristisch nicht mehr verfolgt werden kann, ist es im Zuge der gesamtdeutschen Geschichtsaufarbeitung dennoch notwendig, dass die Verantwortlichen aus Politik, Sport und Medizin persönlich benannt werden. Dies ist aus historischen Gründen wichtig, aber auch angesichts dessen, dass einige der fraglichen Personen womöglich heute noch hohe Funktionen in deutschen oder internationalen Sportgremien innehaben.
Drittens: Es ist allerhöchste Zeit – hier stimme ich dem Präsidenten des Deutschen Leichtathletikverbandes Clemens Prokop zu -, dass im Bundestag endlich ein wirkungsvolles Anti-Doping-Gesetz auf den Weg gebracht und verabschiedet wird. Wer dopt, gefährdet nicht nur seine eigene Gesundheit, sondern betrügt auch seine sportlichen Konkurrenten und erlangt mit unlauteren Mitteln Siegprämien sowie Sponsorengelder. Auch Trainer und Ärzte, die dazu Beihilfe leisten, müssen strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden können, insbesondere wenn in einem Abhängigkeitsverhältnis stehende minderjährige Sportlerinnen und Sportler zur Einnahme verbotener Mittel angestiftet oder gar gedrängt werden. Und schließlich müssen auch Sportfunktionäre, die von derartigen Praktiken wissen und diese dulden, bestraft werden können, zumindest mit mehrjährigen Sperren für die Übernahme jedweder Ämter im Sportbereich.
Doping ist und bleibt ganz entschieden abzulehnen, ob in Ost oder West, Nord oder Süd. Die Scheinheiligkeit vieler westdeutscher Politiker, die sich des Themas auch zum Zwecke der Delegitimierung des Sports in der DDR seit Jahren immer wieder gern angenommen haben, ist nun als solche auch wissenschaftlich entlarvt. Vielleicht ist deshalb jetzt ein guter Zeitpunkt dafür, den Kampf gegen Doping im Sport in ganz Deutschland zu verstärken und das überfällige Anti-Doping-Gesetz zügig in Kraft zu setzen. Der Bundesinnenminister muss endlich handeln!
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