Die Universität Leipzig hat eine neue Spezies hervorgebracht: den Kustos im Porzellanladen. Als höchstmögliche Unsensibilität gegenüber der historischen Entwicklung der Leipziger Universität bezeichnet der Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Feist die jetzt veröffentlichten Einschätzungen des dort angestellten Kustos bezüglich der von ihm betriebenen Ausbürgerung der historischen Kirchenkanzel in die museale Abstellkammer.
In der Leipziger Volkszeitung von Samstag hatte Kustos Hiller einen Einbau der historischen Kanzel unter klimatischen Gesichtspunkten als unhaltbare Forderung abgestempelt. Seiner Ansicht nach bliebe die einzig mögliche Lösung eine Musealisierung des Predigtstandes. “Dies ist nicht nur unsensibel in höchstmöglichem Ausmaß”, so der Leipziger Abgeordnete. “Hiller macht sich mit diesem perfiden Plan zum nachträglichen Testamentsvollstrecker derjenigen, die mit der Sprengung der Paulinerkirche das Miteinander von Religion und Wissenschaft an der Universität endgültig auf den Schutthaufen der Geschichte befördern wollten.” Es sei ihm völlig unverständlich, wie das Gedankengut der DDR-Kulturfunktionäre fröhliche Urständ feiert, ohne dass die Universitätsleitung sich gegen solchen Unfug wehrt, so Feist. “Wer die Forderung nach der Fernhaltung der Kanzel aus dem Neubau des Paulinums bzw. der Paulinerkirche erhebt, zeigt sich als williger Vollstrecker der kommunistischen Universitätssäuberung.”
Täglich erreichen uns unzählige Meldungen aus Leipzig, Sachsen und darüber hinaus, die nicht immer gleich oder nie Eingang in den redaktionellen Alltag finden. Dennoch sind es oft genug Hinweise, welche wir den Lesern der “Leipziger Internet Zeitung” in Form eines “Informationsmelders” nicht vorenthalten möchten …
“Mit der Formulierung einer solchen Forderung scheint der Fachkräftemangel nun auch mit aller Wucht an der Leipziger Universität angekommen zu sein”, so die Einschätzung von Feist, der sich bereits seit Jahren für einen toleranten und selbstbewussten Umgang der Leipziger Universität mit ihrem kirchlichen Erbe einsetzt. “Es muss nochmals in aller Deutlichkeit gesagt werden: Was die Sozialisten mit der Sprengung 1968 nicht erreicht haben, würde die Empfehlung des Kustos jetzt schaffen – nämlich dass das kirchliche Erbe in dunklen Museumsecken abseits einer alltäglichen Öffentlichkeit verstaubt und aus dem Blickfeld und dem Bewusstsein der Studierenden verschwindet. Wer die Rolle der Kirche für das Entstehen der Leipziger Universität dergestalt verschweigt, sollte sich vielleicht Gedanken über seine Berufung machen. Mit dem diesjährigen Motto “Reformation und Toleranz” in der Lutherdekade hat die Haltung der Uni und ihres Kustos jedenfalls ebenso wenig zu tun wie dem immer wichtiger werdenden ethischen Blick innerhalb universitärer Forschung und Lehre”, so der Vertreter der Leipziger Christdemokraten im Deutschen Bundestag, der im Ausschuss für Bildung und Forschung zuständiger Berichterstatter für Technikfolgenabschätzung und Ethik ist.
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