Es sollte das Spiel des Jahres werden – und es wurde das Spiel des Jahres! Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben in einer packenden Handballschlacht den Deutschen Meister SC Magdeburg mit 33:32 (15:16) niedergerungen. Schon in der ersten Halbzeit waren die um jeden Zentimeter kämpfenden Sachsen die bessere Mannschaft, gingen aber dennoch mit einem knappen Rückstand in die Pause.
Im zweiten Abschnitt übernahmen die Messerstädter mit einem fantastischen Tempospiel das Kommando, setzten sich bis auf fünf Treffer ab und sorgten dafür, dass die 6.000 Zuschauerinnen und Zuschauer in der ausverkauften ARENA in einen regelrechten Handballrausch versetzt wurden. Beim Abpfiff gab es dann kein Halten mehr – auf dem Spielfeld und auf den Tribünen lag sich die grün-weiße Handballfamilie kollektiv in den Armen.
Nationalspieler Luca Witzke setzte mit seinem Treffer zum 1:0 den ersten Akzent der Partie. Auch das Rückzugsverhalten und Deckungsspiel stimmten von der ersten Minute an, sodass Torhüter Kristian Saeveras gleich in der Anfangsphase mehrere Würfe des Vereinsweltmeisters abwehren konnte. In der 4. Spielminute meldeten sich dann auch die Gäste aus Magdeburg zu Wort. Gisli Kristjansson netzte zum 2:1-Anschluss, doch nur vier Sekunden später schlug es wieder auf der Gegenseite ein. Namensvetter Viggó Kristjánsson traf direkt aus der schnellen Mitte ins leere Magdeburger Tor zum 3:1.
Der SC DHfK blieb am Drücker und führte nach knapp zehn Minuten völlig verdient mit 6:4. Dann kam es aber zu einer dieser berüchtigten Phasen, die den SC Magdeburg in den letzten Jahren zu einem der besten Teams der Welt gemacht hatte. Binnen 60 Sekunden erzielten die Gäste drei schnelle Tore nacheinander – und plötzlich lag die Auswärtsmannschaft in Führung. Obendrein war der gut aufgelegte Leipziger Regisseur Luca Witzke nach einer Viertelstunde schon mit zwei Zeitstrafen vorbelastet.
Mit einem Doppelpack innerhalb von 16 Sekunden durch Moritz Preuss (es war sein erstes Heimtor für den SC DHfK Leipzig) und Luca Witzke schlug der SC DHfK zurück. Die Leipziger erspielten sich kurzzeitig sogar eine 14:11-Führung, allerdings ließen Patrick Wiesmach, Simon Ernst, Moritz Preuss und Luca Witzke in der Schlussphase der ersten Halbzeit mehrere gute Gelegenheiten liegen, sodass Magdeburg die ersten 30 Minuten mit einem 5:1-Lauf beendete und sich mit der Schlusssirene eine eher schmeichelhafte 15:16-Pausenführung ergatterte.
Aber es war ja noch längst nicht aller Tage Abend. Zwar startete Magdeburg mit Ballbesitz in den zweiten Abschnitt, doch der SC DHfK Leipzig ließ es in der gesamten Partie nicht ein einziges Mal zu, dass die Gäste mit mehr als einem Treffer in Führung gingen. Immer wieder glich Leipzig das spannende Match aus, um dann nach gut 40 Minuten endlich wieder selbst in Führung zu gehen. Wiesmach traf zum 20:19, Witzke zum 21:20. Lukas Binder und Patrick Wiesmach stellten wenige Minuten später sogar auf 24:21 – und in der ARENA kochte die Stimmung mehr und mehr über.
Von dem Knistern, was in der gesamten Halle spürbar war, ließ sich offensichtlich sogar die Technik anstecken, denn die Partie musste kurz unterbrochen und die Spielstandsanzeige neu gestartet werden. Die Hausherren konnte das allerdings überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Als das Spektakel wieder angepfiffen wurde, klaute Leipzig den nächsten Ball und Wiesmach erhöhte per Konter auf 27:23.
Für die 6.000 Fans in der QUARTERBACK Immobilien ARENA hieß es jetzt noch eine Viertelstunde klatschen, schreien und Nägel kauen. Zehn Minuten vor dem Ende hatte der 3-Tore-Vorsprung noch immer Bestand. Kristjánsson und Witzke trieben die Führung schließlich sogar auf fünf Treffer in die Höhe (32:27). Siebeneinhalb Minuten vor Schluss waren die beiden Punkte gegen die „Übermannschaft“ der letzten anderthalb Jahre zum Greifen nah. Allein das herausragende Trio Viggó Kristjánsson (10 Tore), Luca Witzke (7) und Patrick Wiesmach (6) hatte dem SC Magdeburg bis hierher 23 Treffer eingeschenkt.
Der Deutsche Meister trommelte jedoch noch einmal zur Schlussoffensive. Damgaard, Smits und Mertens besorgten drei SCM-Tore in Folge zum 32:30. Vier Minuten vor Schluss war das mitreißende Ostderby wieder offen. Doch Kapitän Lukas Binder sorgte mit dem 33:30 für die Vorentscheidung und ließ die Halle beinahe explodieren. Die letzten 180 Sekunden der Partie mobilisierten die DHfK-Handballer ihre allerletzten Kraftreserven und packten in der Deckung nochmal ordentlich zu.
Als Trainer Rúnar Sigtryggsson 18 Sekunden vor Ende bei einer 2-Tore-Führung seine letzte Auszeit nahm, konnten sich die Fans schon auf die große Derbysiegerparty einstimmen. Das Anschlusstor für Magdeburg in der letzten Sekunde der Begegnung hatte längst keine Bedeutung mehr, denn auf und neben dem Spielfeld brachen alle Dämme. Der Sieger im ersten Ostduell des Jahres 2023 heißt verdient SC DHfK Leipzig.
Bennet Wiegert (Trainer SC Magdeburg):
„Herzlichen Glückwunsch an Leipzig zum absolut verdienten Sieg heute. Wir hatten fast zwei gleiche Halbzeiten gesehen, in denen Leipzig dominanter war. Die erste Hälfte hatten wir zum Glück mit einem guten Ergebnis abschließen können. Gleich am Anfang der zweiten Halbzeit sind wir jedoch mit einem verschenkten Fehlwurf gestartet und hatten schnell zwei Treffer Rückstand.
Zum Schluss hat Leipzig dann mit einer bombastischen Effektivität angegriffen, das waren unglaubliche Quoten. Wenn wir uns dann mal einen Ballbesitz erspielt haben, wurden wir im Gegenstoß sofort gekontert. Das Tempospiel, was eigentlich unsere Stärke ist, hat heute ganz eindeutig Leipzig dominiert. Der Umgang mit dieser Niederlage ist jetzt wichtig für uns. Es ist essenziell, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen. Die Anzahl der technischen Fehler war heute einfach zu hoch, um gegen Leipzig bestehen zu können.“
Rúnar Sigtryggsson (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Wir sind überglücklich, dass wir heute Abend gegen eine der besten Mannschaften der Welt einen Sieg geholt haben. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Wir hoffen, an diesen Erfolg im nächsten Spiel anzuknüpfen.“
SC DHfK Leipzig gegen SC Magdeburg 33:32 (15:16)
Tore SC DHfK: Kristjánsson (10/6), Witzke (7), Wiesmach (6), Binder (4), Ivic (2), Preuss (2), Gebala (1), Krzikalla (1)
Tore SC Magdeburg: Smith (11/4), Kristjansson (6), Hornke (6/2), Meister (3), Bergendahl (2), Mertens (2), Musche (1), Damgaard (1)
Strafminuten: Leipzig 12 Min, Magdeburg 4 Min
Siebenmeter: Leipzig (6/6), Magdeburg (6/7)
Schiedsrichter: Mirko Krag & Marcus Hurst
Zuschauer: 6.000 Handballfans in der QUARTERBACK Immobilien ARENA
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