Er wurde Staffel-Weltmeister und Deutscher Meister (4x100m), holte im vergangenen Jahr u.a. Bronze über die 200 Meter bei den Deutschen Meisterschaften – jetzt tauscht SC DHfK-Sprinter Felix Straub die Tartanbahn gegen den Eiskanal.
Seit Anfang Juni gehört der 25-Jährige offiziell zum Bobteam Friedrich um Rekordweltmeister und Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich. Zeitgleich bleibt Straub Mitglied im SC DHfK. Was den Wahl-Leipziger zum Wechsel in den Bobsport bewogen hat und was er sich für die Zukunft erhofft, erzählt er im Interview.
Felix, herzlichen Glückwunsch zum Wechsel ins erfolgreichste Bobteam der Welt! Die Tartanbahn gegen den Eiskanal einzutauschen ist ja eher ein ungewöhnlicher Weg. Was waren für Dich die Gründe, Deine Leichtathletik-Laufbahn zu beenden?
Felix Straub: Der Gedanke hat mich schon seit einer Weile beschäftigt, auch schon in der letzten Saison. In der Leichtathletik habe ich mich im gehobenen Mittelfeld eingefunden. Ich hätte mir zwar zugetraut, über 200 Meter noch eine 20,5 Sekunden zu laufen (aktuelle Bestzeit: 20,79 sek, Anm. d. Red.), vielleicht auch eine EM-Norm, aber da hätte ich mein Limit dann schon gesehen. Hinzu kam, dass ich mit der Ausbildung bei der Polizei zwischenzeitlich nicht vollumfänglich so trainieren konnte wie der Rest unserer Sprintgruppe.
Wie kam dann der Kontakt zum Bobsport zustande?
Im Winter habe ich das Gespräch zu unserem Bundestrainer Ronald Stein gesucht, der selbst mal erfolgreich im Bobsport war und mir Kontakte vermitteln konnte. Wir hatten uns darauf verständigt, noch eine ordentliche Saison zu machen. Doch dann hatten mich Corona und noch ein weiterer Infekt erwischt, sodass ich über einen Monat raus war und gerade bei Tempoläufen mit einem Pfeifen in der Lunge zu kämpfen hatte.
Wir haben uns anschließend entschieden, die Wintersaison wegzulassen, auch weil ich nach der abgeschlossenen Ausbildung bei der Polizei arbeitsmäßig verstärkt eingebunden war.
Und dann war auch die Sommersaison kein Thema mehr und der Wechsel zum Bobsport schnell beschlossen?
Ja. Im Februar hatte ich das erste Gespräch mit Gerd Leopold, dem ehemaligen Bundestrainer von Ronald Stein und aktuellen Trainer von Francesco Friedrich. Er war gleich sehr offen und sagte, sie hätten mich gerne im Team. Er hatte meine Kraftwerte, fliegenden Zeiten und mein Gewicht gesehen und gesagt: „Da kann eigentlich nichts schief gehen“.
Ich hätte die Leichtathletik und den Bobsport dann noch dual laufen lassen können, aber das wäre nicht so ideal gewesen, da ich für den Bobsport auch Gewicht zulegen muss und ein spezielles Training fürs Anschieben benötige. Und dann dachte ich: Das ist eine Chance, die bekommst du wahrscheinlich nicht mehr. Dann habe ich von einem auf den anderen Tag entschieden, dass ich diesen neuen Weg zu 100 Prozent gehen möchte.
Wie waren die Reaktionen aus Deinem Umfeld?
Meine Trainer haben es gut aufgefasst und auch meine Trainingskollegen haben sich für mich gefreut. Auch mein Papa, der selbst Leichtathletik-Trainer ist, war begeistert von der Idee.
Kurz zum Verständnis: Du bleibst dem SC DHfK trotz des Wechsels aber weiterhin treu?
Ja, genau. Ich bin jetzt Mitglied im BSC Sachsen Oberbärenburg, Francesco Friedrichs Verein, aber weiterhin auch im SC DHfK. Das war mir auch wichtig. Ich bin seit 2017 in Leipzig und habe mich hier immer wohlgefühlt. Und es ist auch schön, hier noch die Verbindung zu haben und die Leute zu sehen.
Wie hat sich Dein Training seit dem Wechsel umgestellt?
Zeitlich investiere ich genauso viel wie in meiner Leichtathletik-Zeit, nur anders. Es ist viel kraftlastiger geworden. Das, was wir beim Sprint mehr auf der Bahn gemacht haben, mache ich jetzt im Kraftraum. Dort fühle ich mich auch wohler. Da kann ich mich auspowern.
Unser Bobtrainer schickt mir regelmäßig Trainingspläne, kommt ab und zu auch nach Leipzig. Manchmal trainiere ich auch noch auf der Nordanlage. Und einmal pro Woche bin ich dann auf der Trockenbahn in Riesa oder manchmal auch mit den Jungs vom Bobteam in Dresden oder Chemnitz. Dann schieben wir als Team gemeinsam an.
Wie war Dein erstes Aufeinandertreffen mit dem Team, allen voran mit Francesco Friedrich?
Das war superherzlich. Er hat mich direkt umarmt. Obwohl er sich mit seinen Erfolgen hochstellen könnte, war Francesco von Anfang an auf Augenhöhe. Er hat mir Tipps und Ratschläge gegeben und sich herzlich gekümmert. Die anderen aus dem Team habe ich dann das erste Mal beim Schieben getroffen und fühlte mich da auch direkt sehr gut aufgenommen.
Welche Eindrücke nimmst Du aus den bisherigen Trainingseinheiten für Dich?
Es erleichtert mich zu sehen, dass ich aktuell auf einem Level mit den anderen bin, und zeigt mir, dass alles soweit läuft. Man fühlt sich ja am Anfang nicht ganz so wohl dabei, wenn man noch gar nichts in diesem Bereich geleistet hat. Da haben sich manche vielleicht gefragt, ob das klappen würde. Aber so kann ich sagen: Auf der Trockenbahn ist schon mal die Grundlage gelegt.
Hattest Du vorher schon einen Bezug zum Wintersport?
Als Jugendlicher bin ich viel Snowboard mit Freunden gefahren, da Garmisch-Partenkirchen und die Berge von meiner Heimat Franken nicht so weit weg waren. Und Wintersport geschaut habe ich auch immer gerne.
Ging es für Dich schon mal den Eiskanal runter und falls nicht, wie groß ist Dein Respekt?
Bislang noch nicht. Aber ich hoffe und denke, dass ich dafür ganz gut gewappnet bin. Ich bin ja eh ein bisschen der Adrenalin-Typ, fahre zum Beispiel gern Motorradrennstrecke. Aber ich denke, das Abfahren und in der Geschwindigkeit nichts sehen zu können, wird sicher nochmal abenteuerlich.
Wie sieht Dein restliches Jahr jetzt aus?
Ab September gibt es wieder Eis im Kanal in Altenberg. Dann verlegen wir das Mittwochstraining dorthin. Erstmal bin ich an Anschub-Position vier vorgesehen, später vielleicht auch an Position zwei. Es wird sich zeigen, ob ich direkt bei den ersten Rennen im Bobteam Friedrich mitfahren darf oder erst später einsteige.
Was wünscht Du Dir für Deinen neuen Weg?
Ich hoffe, dass es für mich der Start in eine lange Zeit im Eiskanal ist. Zunächst einmal möchte ich das Team bestmöglich unterstützen. Die Zeit mit Francesco ist ja auf vier Jahre begrenzt, da er seine Karriere 2026 beenden möchte. Ich hoffe sehr, dass ich mit ihm gemeinsam den Bob bei seinen letzten Olympischen Winterspielen anschieben darf.
Was ich mir darüber hinaus vorstellen könnte, ist vielleicht nicht nur an Position zwei oder vier zu schieben, sondern auch mal einen Pilotenlehrgang mitzumachen und zu schauen, ob es mir liegt oder nicht. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt heißt es erst einmal ankommen und gemeinsam Gas geben.
Vielen Dank, lieber Felix! Wir wünschen Dir viel Erfolg auf Deinem neuen Weg.
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