Gleich doppelten Grund zur Freude hatten die bosnischen Sitzvolleyballer am Wochenende in Leipzig. Beim LE-Cup, der traditionell am ersten Adventswochenende ausgetragen wird, gewannen sie sowohl beim Vereinsturnier als auch den Wettbewerb der Nationalmannschaften und untermauerten damit wieder einmal ihre führende Rolle im europäischen Sitzvolleyball. Beim Turnier für die Clubmannschaften rangierten hinter dem Siegerteam aus Brcko der Vorjahresfinalist Dresdner SC und Gastgeber LBRS Leipzig auf den folgenden Rängen. Bei den Nationalteams kamen die Ukraine und Deutschland auf die Plätze 2 und 3.
Trotz einer knappen Niederlage im letzten Spiel gegen die Ukraine war Herren-Bundestrainer Michael Merten sehr zufrieden mit der Leistung seiner Auswahl: „Wir hatten hart umkämpfte Spiele gegen hervorragende Gegner. Das war genau das, was wir zu diesem Zeitpunkt gebraucht haben. Jetzt wissen wir noch genauer, woran wir arbeiten müssen, um im März in Bestform zu sein.“ Das ist auch nötig, um den letzten Paralympics-Startplatz zu erkämpfen.
Beim Qualifikationsturnier Mitte März in Edmond (Oklahoma, USA) treffen die deutschen Männer neben Gastgeber USA dann auch wieder auf die Ukrainer, Kroaten und Niederländer, die alle am Wochenende in Leipzig angetreten waren.
Dem Ziel Tokio 2020 ordnen sehr zur Freude des Bundestrainers auch die Vereine ihre Interessen unter. Die Spitzenteams aus Dresden, Leverkusen oder Koblenz traten bei dieser – eigentlich als Clubturnier angelegten – Veranstaltung ohne ihre Nationalspieler an oder verzichteten schweren Herzens auf die Teilnahme.
Auch die deutschen Frauen hoffen noch auf die Paralympics-Teilnahme. Ende Februar wird das letzte Tokio-Ticket beim „Final Qualifyer“ in Halifax (Nova Scotia, Kanada) vergeben. Und deswegen hatte Frauen-Bundestrainer und LE-Cup-Organisator Christoph Herzog mit dafür gesorgt, dass die Frauen-Auswahl beim Vereinsturnier des LE-Cups mitspielen durfte. „Das war ein guter Auftakt in die heiße Phase der Vorbereitungen auf Halifax“, so Herzog. In wenigen Tagen erwartet er seinen kompletten Kader beim Nationalmannschaftslehrgang in Hoffenheim.
Reihenweise Komplimente für die perfekte Organisation erhielten die Organisatoren des Leipziger Behinderten- und Reha-Sportvereins (LBRS). Auch die neue Austragungsstätte auf dem Campus Jahnallee wurde gelobt. „Wir sind der Uni Leipzig sehr dankbar, dass wir die Ernst-Grube-Halle sowie die GutsMuths-Halle nutzen durften. Gerade im Hinblick auf die Anzahl der Spielfelder, die Barrierefreiheit, die Anzahl der Umkleiden usw. war diese Lösung an der Sportfakultät eigentlich alternativlos“, erklärt LBRS-Geschäftsführer Heiko Marx. Diese Argumente habe man überzeugend dargelegt und so die nicht ganz einfach zu bekommende Genehmigung zur Hallennutzung erhalten.
Wie sich die Traditionsveranstaltung in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird, ist noch nicht ganz klar. Auf jeden Fall ist das Experiment, zwei Turniere im Rahmen einer Veranstaltung zu organisieren, geglückt. Nun sind es strategische Überlegungen zur Ausrichtung und Schwerpunktsetzung: Vereine, Nationalteams oder wieder beides?
Christoph Herzog, der als ehemaliger Nationalspieler, als Turnierorganisator und als Frauen-Bundestrainer die ganze Angelegenheit aus mehreren Blickwinkeln betrachten kann, will dazu mit Verband und Vereinen sowie mit den Partnern Stadt Leipzig und Uni Leipzig im regen Austausch bleiben.
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