Die Debatte um die Gleichstellung der Geschlechter ist aus dem Alltag kaum wegzudenken, die Geschlechterspezifik menschlichen Verhaltens sollte hier mithalten können in vielen Bereichen, weit ist es allerdings bis dahin offensichtlich noch.
Lohnforderungen auf Kosten vieler Menschen
Gerade bemühen sich größere Volksmengen wieder einmal kreativ, zum Zwecke des Reisens und Vorankommens im Bundesgebiet eigene Lösungen zu finden. Warum bekomme ich das Gefühl, dass dieser GDL-Streik gerade am heutigen Frauentag bitter schmeckt?
Bemühen wir ausschließlich statistische Quellen, so gelangen wir zur Schlussfolgerung, dass jeder dieser Streiks eine durchaus geschlechterspezifische Maßnahme ist, auch wenn hier gewiss keine bewusste Ambition seitens der Akteure vorliegt. Vorwiegend männliches Streben nach Wohlstand wird allerdings wieder zum Nachteil einer vorwiegend weiblichen Personengruppe. Laut DB-Angaben wird der Dienst im Cockpit eines Eisenbahnfahrzeugs zu 95 % von Männern ausgeführt.
Auch der Gewerkschaftschef ist männlich. Das Statistische Bundesamt bezeugt, dass der Frau-zu-Mann-Anteil bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bei 20 % zu 14 % liegt. Eine überwiegend männliche Aktivität zu Ungunsten einer vorwiegend weiblichen Bevölkerungsgruppe ist vor diesem Hintergrund nicht mehr zu leugnen.
Ein Berufsvergleich
Bedenkt man zusätzlich, dass Krankenschwestern laut der verfügbaren Angaben mit einem circa 1.000 € unter dem Einkommen von Lokpersonal liegenden mittleren Monatsbruttoverdienst auszukommen haben, obgleich Ihr Bestreben, eigene Forderungen durchzusetzen, typischerweise nicht zur Last der Ihnen zugeteilten Kundschaft fällt, wird das Ungleichgewicht noch deutlicher. Ganz gleich, wie es um die Geschlechterverteilung von stationären Patienten steht, ist zu spekulieren, ob hier wiederum im Geschlecht zu verortende Unterschiede in der empathischen Verantwortung gegenüber der Kundschaft eine Rolle spielen.
Beide Berufe im Vergleich sind gesellschaftlich unerlässlich, bedeuten eine Vielzahl von Belastungen. Bei beiden ist der Wegfall der Dienstleistung schmerzlich spürbar. Welche körperliche oder psychische Belastung wir beim Triebfahrzeugpersonal auch anführen wollen, stets finden wir eine Entsprechung in einem dünn bezahlten Beruf, deren Zugehörige aus Empathie vor den potenziell Betroffenen einen Arbeitsausstand als Mittel zur Klage gegen berufliche Bedingungen als unangemessen einstufen würden oder einfach keine Streiktraditionen oder -förderer besitzen.
Gleicher Lohn für gleiche Aufgaben
Was bedingt heute die Geschlechterspezifik im Gehalt und wer kann ausgleichend helfen? Das führende Personal der Unternehmen ist gefordert, jedem weiter bestehenden Ungleichgewicht in der Entlohnung von Arbeit entgegenzuwirken, auch ganz unabhängig von geschlechtlichen Voraussetzungen. Es könnte durchaus auch sein, dass die Lohnunbalance zu einem Großteil ein sekundärer Effekt ist.
Laut Studien sind oft auffallend fleißige und uneigennützige Beschäftigte auch diejenigen, die eher ein zurückhaltendes Verhalten bei Lohnverhandlungen zeigen oder keine solchen initiieren. Traditionell entfällt die größere Uneigennützigkeit zu einem größeren Anteil auf Frauen.
Automatisierung als Abhilfe?
Industrielle Maßnahmen haben übrigens auch vor langer Zeit bereits das eine Geschlecht mehr getroffen als das andere. Die einst durch Scharen junger Frauen („Fräuleins“) in Funktion gehaltenen Vermittlungssäle der Telefongesellschaften wurden zum ausgehenden 19. Jahrhundert rasant durch Selbstwähltechnik gefüllt, was unzählige weibliche Beschäftigte der Arbeit beraubte.
Initiator war ein US-amerikanischer Bestattungsunternehmer, der argwöhnte, dass menschliche Voreingenommenheit die Ursache dafür war, dass ein konkurrierender Betrieb derselben Stadt bei telefonischen Begräbnisanfragen begünstigt wurde. Almon Strowger erfand 1888 das technische Kernstück der automatischen Telefonzentralen.
Eine großflächige Einführung vom sogenannten ATO, dem automatischen Zugbetrieb (engl.: automatic train operation), also ohne Triebfahrzeugpersonal, ist inzwischen technisch gesehen in den Startlöchern und könnte somit im historischen Kontext als nicht allzu ungerechter Fortschritt angesehen werden.
https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Verkehr/Mobilitaet-Frauen-Maenner.html
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