Anlässlich des Fußballspiels der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Leipzig zwischen Italien und Kroatien hat die Polizeidirektion Leipzig einen Einsatz zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung durchgeführt. Unterstützt wurde die Polizeidirektion dabei von allen Dienststellen und Einrichtungen der sächsischen Polizei, der Bundespolizei sowie den Landespolizeien Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Darüber hinaus sind auch Unterstützungskräfte aus Italien und Kroatien nach Leipzig gereist. Insgesamt waren rund 2.000 Polizeibedienstete im Einsatz.
Bereits am Sonntag waren in der Innenstadt viele kroatische Fans anwesend. Besonders im Bereich des Barfußgässchen und am Markt zündeten Unbekannte mehrfach Pyrotechnik. Des Weiteren wurde am Montagvormittag bekannt, dass sich acht sogenannte Risikofans, denen die Bundespolizei bereits am Vortag die Einreise nach Deutschland verweigert hatte, in Wurzen aufhalten sollen. Polizeikräfte konnten fünf Personen unmittelbar in Gewahrsam nehmen. Im Laufe des Tages wurden die Fünf einem Richter vorgeführt und der Präventivgewahrsam bis Dienstagvormittag bestätigt. Überdies wurden die restlichen Drei im Stadtgebiet erkannt, so dass schlussendlich alle Acht im Gewahrsam landeten.
Sowohl die Fan Zone als auch der Fan Meeting Point am Wilhelm-Leuschner-Platz eröffneten planmäßig 13:00 Uhr. Letzterer galt im Vorfeld als zentraler Treffpunkt für die kroatischen Fans. In der Spitze befanden sich über 3.000 Personen dort. Außerdem sammelten sich mehrere tausend Fans auf dem Markt, darunter auch vereinzelt italienische Fans. An beiden Plätzen zündeten Personen mehrfach pyrotechnische Erzeugnisse.
Neben Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz kann das Abbrennen von Pyrotechnik in einer Menschenmenge auch den Tatbestand einer versuchten gefährlich Körperverletzung erfüllen, weswegen auch diesbezüglich Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden. Im weiteren Verlauf wurde durch die kroatischen Fans für einige Minuten auf dem Marktplatz eine große Fahne als Choreografie ausgebreitet.
Der Fan Walk des kroatischen Fanlagers startete um 18:00 Uhr. Für diesen Zweck wurde der Martin-Luther-Ring zwischen Harkortstraße bis zum Roßplatz ab 17:30 Uhr für den Individualverkehr und den ÖPNV gesperrt. Das Stadion erreichte die circa 10.000 Fans um 19:00 Uhr. Während des Marsches mussten Straßen gesperrt werden, so dass es zu erheblichen Verkehrseinschränkungen im Bereich Zentrum-West kam.
Auch wenn immer wieder Pyrotechnik in der Menschenmenge gezündet wurde und die Polizei zahlreiche Ermittlungsverfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung gegen die identifizierten Tatverdächtigen und gegen Unbekannt einleiten musste, konnte die Grundstimmung als friedlich und ausgelassen angesehen werden. In der Innenstadt befanden sich zusätzlich circa 5.000 kroatische Fans. Die italienischen Fans erreichten das Stadion individuell und waren zuvor im Stadtgebiet verteilt.
Vor dem Spiel wurden mehrere hundert kroatische Risikofans auf der Jahnallee präventiv polizeilich kontrolliert. Ziel der Maßnahme war unter anderem das Auffinden von pyrotechnischen Erzeugnissen und deren Sicherstellung. Die Fans standen bereits durch die vergangenen EM-Spiele und Erkenntnisse von Polizeikräften aus Kroatien im Fokus der Polizei. Die Kontrollmaßnahmen konnten gegen 20:45 Uhr abgeschlossen werden, sodass eine Teilnahme am Spiel nicht verhindert wurde.
Außerdem kam es gegen 19:15 Uhr in einer Bar in der Käthe-Kollwitz-Straße durch sechs Personen zu verfassungsfeindlichen Rufen. Bei den Tatverdächtigen handelte es sich um Männer im Alter von 25 bis 47 Jahren (vier kroatisch, zwei deutsch). Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung aufgenommen.
Die Fan Zone am Augustusplatz war während des Spiels mit etwa 11.500 Besuchern sehr gut besucht. Innerhalb der Fan Zone kam es bis auf vereinzeltes Abbrennen von Pyrotechnik zu keinen Störungen. Der Fan Meeting Point am Wilhelm-Leuschner-Platz wurde während des Spiels sowohl von kroatischen als auch von italienischen Fans besucht.
Das Fußballspiel endete gegen 22:55 Uhr 1:1. Im Verlauf des Spiels mussten auch Kräfte im Stadion strafprozessuale Maßnahmen ergreifen. Becherwürfe und der Einsatz von Pyrotechnik erforderten hier strafverfolgende Handlungen. Nach Spielende leerte sich das Stadion zügig.
Auch bei diesem Fußballspiel wurden durch die Drohnenabwehr vier Drohnen in der Flugbeschränkungszone festgestellt, zur Landung gebracht und Ermittlungsverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Luftverkehrsgesetz gegen die ermittelten Piloten eröffnet. Viele Drohnenpiloten sind sich nicht bewusst, dass sie die Pflicht zur Flugvorbereitung haben und sich somit besonders über die geografischen Besonderheiten und damit verbundene Einschränkungen informieren müssen.
Während des gesamten Einsatzes wurden nach aktuellen Stand 45 Straftaten und fünf Ordnungswidrigkeiten registriert. Da die zahlreichen Straftaten im Bereich Markt und bei den Fanwalks noch nicht alle ausgewertet sind, ist hier noch eine zum Teil deutliche Steigerung der Fallzahlen zu erwarten. Bisher konnten 15 Tatverdächtige ermittelt werden.
Vordergründig wurden Ermittlungsverfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Zünden von Pyrotechnik eröffnet, aber auch wegen Volksverhetzung, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Körperverletzungen, Hausfriedensbrüchen und Verstößen gegen das Luftfahrtgesetz.
Zum Einsatz anlässlich des dritten Spiels im Leipzig Stadion lässt sich zusammenfassend feststellen, dass die meisten Einschreitanlässe der Polizei durch das Vielfache Verwenden pyrotechnischer Erzeugnisse nötig wurden. Dabei lag der Schwerpunkt bei den kroatischen Fans.
In den Nachtstunden werden weiterhin Einsatzkräfte, vorwiegende geschlossene Einheiten, im Stadtgebiet von Leipzig Präsenz zeigen, um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten.
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