Unkenntnis oder falsches Verhalten der Straßenverkehrsteilnehmerinnen und Straßenverkehrsteilnehmer sind die häufigste Unfallursache an Kreuzungen von Schiene und Straße. „Das schaffe ich noch“, könnte häufig der letzte Gedanke sein, der dem Menschen durch den Kopf geht, der bei rotem Licht und geschlossenen Schranken versucht einen Bahnübergang zu überqueren.

Heute ab 09:30 Uhr klären Bundespolizei, Deutsche Bahn, ADAC und die Stadt Markranstädt am Bahnübergang in der Schkeuditzer Straße über den tödlichem Leichtsinn am Bahnübergang auf. Dabei werden Schülerinnen und Schüler der örtlichen Schulen mit Beispielen und Exponaten an die Gefahren herangeführt, die das Queren von Bahnübergängen mit sich bringen.

Die Veranstaltung ist Bestandteil der bundesweiten Präventionskampagne „Geblickt? Sicher drüber“, die seit 2002 gegen Unkenntnis, Unaufmerksamkeit, Leichtsinn und Irrglauben am Bahnübergang aufklärt. Die Feuerwehr Markranstädt beteiligt sich ebenfalls an der Kampagne und sorgt mit dem geöffneten Feuerwehrmuseum für einen Einblick in die Historie der Markranstädter Feuerwehr.

95 Prozent aller Bahnübergangsunfälle sind auf ein Fehlverhalten der Straßenverkehrsteilnehmer zurückzuführen. Doch das Leid trifft nicht nur Fahrzeugführer oder Fußgänger, sondern auch Lokführer, Zugbegleiter, Fahrgäste sowie die Rettungskräfte. Am 22. August 2021 konnte ein achtjähriger Junge in Miltitz knapp einer Tragödie entgehen. Er war seinem wegrollenden Fahrrad auf den Bahnübergang gefolgt – der Lokführer des herannahenden Intercity konnte gerade noch rechtzeitig bremsen.

Enorm langer Bremsweg

Oft werden die Geschwindigkeit des Zuges und der Bremsweg völlig unterschätzt. Selbst, wenn ein Lokführer eine sofortige Vollbremsung einleitet, benötigt ein 100 km/h schneller Zug rund 1000 Meter bis zum Stillstand, so die Faustregel.

„Durchschnittlich jeder vierte Unfall an einem Bahnübergang endet tödlich“, stellt Helmut Büschke, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik des ADAC Sachsen, fest. Hauptursache seien in den meisten Fällen Unkenntnis der Verhaltensregeln, Unaufmerksamkeit und Leichtsinn, so der Experte. „Auch wenn die Zahl der Unfälle seit Jahren rückläufig ist, sind geeignete technische Maßnahmen und eine kontinuierliche Aufklärungsarbeit nach wie vor unverzichtbar.“

Auf Hinweistafeln achten

Sachsenweit gibt es über 1.270 Bahnübergänge. Alle, egal ob mit oder ohne Schranken, werden mittels Verkehrszeichen angekündigt: Weiß-rote Baken weisen in 240 Metern, 160 Metern und 80 Metern Entfernung auf den Übergang hin. Unmittelbar vor dem Kreuzungspunkt signalisiert das Andreaskreuz, dass der Schienenverkehr Vorrang hat. Zudem warnen Züge mit Pfeifsignalen die Verkehrsteilnehmer an technisch ungesicherten Stellen.

Warum Verkehrsteilnehmer trotz rotem Blinklicht oder Warntafeln achtlos Bahnübergänge passieren, weiß ADAC Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino: „Ursache ist in vielen Fällen Zeitdruck und der Irrglaube, die Situation unter Kontrolle zu haben“, so der Experte. Zudem sieht er die Gefahr einer Routinehandlung: “Beim ersten Fehlverhalten liegt die Hemmschwelle vielleicht noch hoch, wenn jedoch zum wiederholten Male nichts passiert, sinkt das Risikobewusstsein”.

Deshalb spielt neben der Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer auch die gezielte Überwachung eine wichtige Rolle. „Im Falle eines sogenannten Gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr drohen strafrechtliche Konsequenzen – sogar Freiheitsstrafen sind möglich“, erinnert Yvonne Manger, Pressesprecherin der Bundespolizeiinspektion Leipzig. „Darüber hinaus sind Bußgelder bis zu 700 Euro, zwei Punkte und drei Monate Fahrverbot zu erwarten, wenn trotz geschlossener (Halb-)Schranke der Bahnübergang überquert wird.“

Um Bahnübergänge sicher zu passieren, geben ADAC, Bundespolizei und Deutsche Bahn diese Tipps:

  • Geschlossene Schranken bedeuten Stopp! Sie schließen nicht ohne Grund! Niemals geschlossene Schranken umfahren oder darüber klettern!
  • An beschrankten Übergängen bei gelbem Licht und rotem Blinklicht stehen bleiben, nicht erst, wenn sich die Schranken senken.
  • Erst weiterfahren, wenn das Rotlicht erloschen ist und die Schranken vollständig geöffnet sind
  • Bremsbereit und mit angepasster Geschwindigkeit (max. 50 km/h) auf den Bahnübergang zufahren
  • Niemals überholen!
  • Die Bahnstrecke nach beiden Seiten überblicken
  • Auf akustische Pfeifsignale achten
  • Sofort anhalten, wenn sich ein Zug nähert
  • Keine Panik bei einer Fahrzeugpanne auf den Gleisen! Das Auto sofort verlassen, sich in Sicherheit bringen und die 112 anrufen.

Hintergrund:

In der Präventionskampagne „Geblickt? Sicher drüber“ haben sich Deutsche Bahn, ADAC, Bundespolizei, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sowie die gesetzlichen Unfallversicherungen UVB und VBG zusammengeschlossen, um gemeinsam über das richtige Verhalten an Bahnübergängen zu informieren. Seit Kampagnenstart im Jahr 2002 konnte die Zahl der Bahnübergangsunfälle von bundesweit 294 auf 140 im Jahr 2016 gesenkt werden.

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