In der Vergangenheit berichtete nicht nur die Leipziger Polizei immer wieder über dreiste Täter, die sich gegenüber älteren Menschen als Polizisten, Mitarbeiter der Bank, der Stadtwerke oder der Wohnungsverwaltung ausgaben. Diese Täter nutzten dabei die Arglosigkeit der Menschen aus, verschafften sich Zutritt zu deren Wohnungen, stahlen Bargeld aus den heimischen vier Wänden und bemächtigten sich durch schmeichelnde Zungen der EC-Karten und PIN-Nummern der Opfer.
Einem solchen Betrüger konnte die Kriminalpolizei in Leipzig vor kurzem das Handwerk legen. Dem Mann, bei dem es sich um einen 55-jährigen Deutschen handelt, können aktuell im Zeitraum von Januar 2015 bis Oktober 2018 über ein Dutzend Fälle nachgewiesen werden. Dabei gab er sich gegenüber seinen Opfern als angeblicher Kriminalbeamter, Mitarbeiter der Wasserwerke, des Vermieters oder der Bank aus. Im Gespräch erschlich er sich die EC-Karten und die PIN-Nummern seiner Opfer und hob im Nachgang, zumeist noch am selben Tag, keine geringen Bargeldmengen ab.
Besonders respektlos war dabei sein Versuch, bei einer älteren Dame (87) in Leipzig-Plagwitz gleich fünf Mal vorstellig zu werden. Die 87-Jährige erkannte ihn nach seinem zweiten „Besuch“ jedoch als den Betrüger, der er war und ließ ihn von da an nicht mehr in ihre Wohnung. Stattdessen informierte sie die Polizei, die jeden Betrugsversuch dokumentierte.
Im Dezember 2018 veröffentlichte die Leipziger Pressestelle dann eine Fahndung nach einem falschen Polizisten, der im September 2017 und im Juni und August 2018 in Leipzig aktiv geworden ist. Hierbei wurden Bilder der Überwachungskamera einer Bank veröffentlicht, die den Täter sehr gut darstellten. Nach dieser Veröffentlichung, die auch Online erschienen ist, stellte sich der abgebildete Mann selbst. Erstaunlich daran war: Der 55-Jährige wohnte nicht etwa in Leipzig, sondern im Vogtland und fuhr für seine Betrugshandlungen immer extra nach Leipzig.
Danach begann für den einzelnen Ermittler der Kriminalpolizei in Leipzig erst die Sisyphusarbeit. Akribisch suchte er sich die Akten und Fälle zusammen, die vom Modus Operandi her auf den 55-Jährigen zutrafen und begann, Spuren auszuwerten und DNA-Abgleiche zu fertigen. Hiernach war klar: Mit konkreten Beweisen konnte er den 55-Jährigen mit 15 Fällen konfrontieren, die er alle einräumte und gestand!
Insgesamt erlangte der mutmaßliche Betrüger durch die Diebstähle aus den Wohnungen und späteren Abhebungen mit den errungenen EC-Karten über 27.500 Euro. Dabei besteht eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit, dass der 55-Jährige noch weitaus mehr aus Taten erbeutete, die der Polizei nie bekannt geworden sind. In solchen Fällen sind die Opfer entweder dement und erinnern sich nicht mehr an den Betrug oder sie schämen sich und wagen es nicht, zur Polizei zu gehen. Den 55-Jährigen könnte nun wiederum eine Bewährungsstrafe bis hin zu fünf Jahren Haft erwarten, was jedoch ein Richter zu entscheiden hat.
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