In der vergangenen Woche floh ein (höchstwahrscheinlich) 18-Jähriger aus halsbrecherischer Höhe vor der Polizei. Dass er sich dabei nicht schwerer verletzte, grenzt beinah an ein Wunder. Am Mittwochmorgen, den 12. Dezember 2018, fanden sich mehrere Kollegen der Kriminalpolizei gegen 06:00 Uhr, im Leipziger Stadtteil Schönefeld-Abtnaundorf ein. Dort hatten sie die Ermittlungen nach einem Raubüberfall auf eine 61-jährige Leipzigerin vom 23. November 2018 hingeführt.
In diesem Fall hatte ein unbekannter Täter die 61-Jährige auf der Gorkistraße von hinten überfallen und ihr mit Gewalt die Handtasche, samt Inhalt, entrissen. Die Frau wurde dabei verletzt und krankgeschrieben.
Ausgestattet mit einem richterlichen Beschluss zur Durchsuchung hofften die Beamten darauf, in der Wohnung in der Ploßstraße die im November erbeuteten Gegenstände oder andere tatrelevante Dinge zu finden. Zuerst trafen sie jedoch auf zwei junge Syrer (23, 18), die beide angaben, dort zu wohnen. Den Mietern wurde mit einem Dolmetscher erklärt, was die Polizei vorhatte, woraufhin beide relativ ruhig blieben.
Bei der Durchsuchung der Wohnung fanden die Kriminalisten Raubgut aus dem bereits genannten Überfall und zudem noch zwei Handtaschen, die bei zwei anderen Raubstraftaten gestohlen worden waren. Im ersten Fall vom 18. Oktober 2018, wurde eine 35-jährige Frau auf dem Weg zur Arbeit in der Kohlstraße von hinten zu Boden gestoßen und ihr danach die Handtasche, trotz Gegenwehr, entrissen. In dem anderen Fall vom 13. November 2018 griff der unbekannte Täter von hinten nach der Handtasche einer 32-jährigen Leipzigerin in der Taubestraße. Auch hier versuchte die Frau, ihr Hab und Gut noch festzuhalten, wodurch der Räuber zwar zu Fall kam, sich jedoch wieder aufrappelte und davonrannte.
Nachdem die beiden Syrer nun mit diesen Funden konfrontiert wurden, gelangte der Jüngere von beiden unter einem Vorwand auf den Balkon und hechtete im nächsten Moment über die Balkonbrüstung. Die Beamten blickten von der vierten Etage (12,50 m) nach unten und sahen, wie sich der 18-Jährige aus einem Gebüsch heraus aufrappelte und davonrannte. Das Gestrüpp hatte seinen Fall wohl abgemildert. Barfuß sollte er danach seine Flucht mit einem – wie sich später herausstellte – gebrochenen Arm fortsetzen.
Zwar begannen die Polizisten sofort, mit hinzugerufener Unterstützung nach dem jungen Mann zu suchen, doch ohne Erfolg. Zusätzlich informierten sie daraufhin die medizinischen Einrichtungen und Krankenhäuser der Stadt Leipzig, da nicht auszuschließen war, dass sich der Mann bei dem Sturz verletzt hatte. Und so kam es auch, dass die Polizisten am Freitag die Information erhielten, dass sich ein verletzter Syrer mit einem Armbruch in einer Klinik zur Behandlung eingefunden hatte. Dort, wie auch schon gegenüber den Kriminalisten während der Durchsuchung, nannte der Verletzte falsche Personalien. Dies hinderte einen Ermittlungsrichter jedoch nicht daran, ihm einen Haftbefehl zu eröffnen, da sich mittlerweile erhärtete, dass er die Raubstraftaten begangen hatte. Außerdem fanden die Beamten auch das Mobiltelefon, das der 61-Jährigen gestohlen worden war.
Nun sollte der, zudem noch vorbestrafte 18-Jährige allerdings im Krankenhaus wegen seines gebrochenen Armes operiert werden. Kurz vor 02:00 Uhr am Samstagmorgen verunsicherte die Meldung aus dem Krankenhaus jedoch alle Kollegen: Der Verhaftete war geflohen! In dünnen Schuhen, oberkörperfrei und mit dem Arm in einer Schlaufe hatte er die Klinik heimlich verlassen. Zum Glück wurde er durch einen Taxifahrer im Leipziger Zentrum gesichtet, sodass die Polizei den Flüchtigen knapp eine dreiviertel Stunde später wieder fassen und zurückbringen konnte. Dort verharrt er derweil auf eine weitere Operation, die in den kommenden Tagen durchgeführt werden soll, bis er ins Haftkrankenhaus überstellt werden kann. Die zur Bewachung eingeteilten Polizisten werden ihn so lange jedenfalls nicht aus den Augen lassen.
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