Die Bäume erinnern sich noch an alte Zeiten. Da war jetzt um diese Zeit schon richtig Herbst und die Winde wehten. Also lassen sie ihre Blätter fallen. Und weil trotzdem die Sonne scheint, lohnt es sich, mal einen der Seen im Leipziger Norden zu erkunden. Oder erst einmal zu schauen, wie man am besten hinkommt. Denn die Wegweisung ab Leipzig ist quasi nicht existent. Vielleicht hab ich sie auch nur nicht gefunden. Was dasselbe ist.

Also nimmt unsereiner die logischste Strecke, fährt auf der Georg-Schumann-Straße bis zur Lindenthaler und dann natürlich auf der Lindenthaler Richtung Lindenthal, auch wenn dann erst mal die Landsberger draus wird, die aber trotzdem nach Lindenthal führt.

Man sieht die Lindenthaler Mühle schon von weitem – genauer: die Historische Mühle Lindenthal. Eine schöne Landmarke, während die Landsberger Straße immer schmaler wird und unter der rauschenden Louise-Otto-Peters-Allee hindurchführt.

Die Lindenthaler Mühle. Foto: Ralf Julke
Die Lindenthaler Mühle. Foto: Ralf Julke

Dahinter kommt – aktuell – erst einmal eine Baustelle, die hier die Straße An der Hufschmiede noch bis Ende November versperrt.

Im amtlichen Wortlaut des VTA: „Vollsperrung der Wiederitzscher Landstraße zwischen Zum Apelstein und An der
Hufschmiede und Vollsperrung An der Hufschmiede zwischen Zur Lindenhöhe und Wiederitzscher Landstraße. Ab 17.10.22 bis 01.11.22 Erweiterung der Baumaßnahme: Zusätzlich wird der Knoten An der Hufschmiede / Zur Lindenhöhe voll gesperrt.“

Straßenbau steht da als Erklärung. Hier muss man absteigen und sich auf dem schmalen Bürgersteig an der Baustelle vorbeischlägeln. Dahinter steht dann – für die Freunde der Völkerschlacht – der Apelstein Nr. 46. Aber wer zum Schladitzer See will, rattert von hier weiter An der Hufschmiede hinunter. Dieser Straßenabschnitt hat eine Generalkur eigentlich genauso nötig wie der Teil, an dem gerade gebaut wird.

Bis jetzt: Noch kein einziger Hinweis auf den Schladitzer See. Deshalb muss man jetzt aufpassen, wenn man – immer auf der Straße An der Hufschmiede geradeaus – auf die große ebenerdige Kreuzung mit der Louise-Otte-Peters-Allee kommt.

Die überquert man hier zwar schnurstracks. Aber auf der anderen Seite sollte man sich umdrehen, den hier hängt am Mast das erste Hinweisschild für Radfahrer, dass es hier tatsächlich zum Schladitzer See geht. Aber falsch herum.

Kreuzung Louise-Otto-Peters-Allee: Das erste Hinweisschild zum Schladitzer See. Foto: Ralf Julke
Kreuzung Louise-Otto-Peters-Allee: Das erste Hinweisschild zum Schladitzer See. Foto: Ralf Julke

Aus Richtung Lindenthal hat man nur eine weiße, leere Seite vor sich. Auf der anderen Seite des Schildes steht es dann endlich: „Schladitzer See 5,5 km“.

Womit wir tatsächlich schon die halbe Strecke hinter uns haben, wenn man der Seite leipzigerseen.de glauben darf, wo zu lesen steht: „Nur 11 Kilometer im Norden von Leipzig und 12 km südlich von Delitzsch lockt der Schladitzer See als echtes Freizeitparadies Sportbegeisterte und junge Familien zum fröhlichen Wochenendausflug.“

Stimmt aber. Es lohnt sich. Auch wenn man sein Rad vorher checken sollte. Der größte Teil der Strecke ist zwar richtig ordentlich asphaltiert und als Radweg ausgebaut. Aber es ist eben doch ein richtiger Tagesausflug. Und ein paar kräftige Steigungen gibt es auch unterwegs.

Wenn man dann die Kreuzung Richtung Norden überquert hat, fährt man auf so einem gut ausgebauten Radweg, der ein paar Kilometerchen direkt neben der Louise-Otto-Peters-Allee entlangführt.

Da könnten durchaus auch mehr Büsche und Bäume zwischen Allee und Radweg stehen, denn mit gemütlichem Sonntagsvergnügen ist da nicht viel, wenn motorisierte Zeitgenossen gleich daneben ihren Mustangs die Sporen geben.

Auf der Brücke über Bahnstrecke und Autobahn. Foto: Ralf Julke
Auf der Brücke über Bahnstrecke und Autobahn. Foto: Ralf Julke

Das Beste aber daran: Man kommt ihnen nicht in die Quere. Der Radweg führt – in weitem Bogen auf eine eigene Brücke über die Bahnlinie und die Autobahn hinweg. Mit schönem Blick auf Rasende und Raser. Bevor man den schönen Anstieg auf der anderen Seite wieder herunterrollen kann.

Da heißt der Radweg schon Haynaer Weg, denn genau da geht’s hin. Auch wenn der erst einmal wieder seinen Namen wechselt in Mittelstraße. Es ist immernoch derselbe Radweg. Und weil er so sauber durch die Landschaft führt, begegnet man hier schon mehreren eiligen Rennsportlern, die auf ihren Bikes den Rausch der Geschwindigkeit auskosten.

Willkommen am Schladitzer See. Foto: Ralf Julke
Willkommen am Schladitzer See. Foto: Ralf Julke

Der Weg führt dann über die nicht allzu stark befahrene Kölner Straße. Und da muss man dan wirklich nicht mehr rätseln. Da steht dann tatsächlich groß auf der Tafel: „Schladitzer See. Herzlich willkommen“. Fehlte nur noch ein Blumenmädchen, das einen mit Küsschen und Sträußchen begrüßt. Ist aber keines da.

Und so ganz sind wir auch noch nicht da. Denn hier schauen wir erst einmal nur auf hübschen herbstlichen Jungwald. Der Wegweiser verrät uns: Wir haben die Wahl. Geradeaus geht’s direkt nach Hayna. Und rechtsherum zum Haynaer Strand. Haynaer Strand? War da nicht was anderes? Wir jedenfalls sind rechtsherum abgebogen, um wirklich zu erfahren, was nach 800 Metern zu sehen ist. Oder auch nicht.

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