Am 25. August 1839 wurde der Schwind-Pavillon (damals Garten- oder Musiksalon genannt) in Rüdigsdorf feierlich eingeweiht. Erbaut wurde er von Heinrich Wilhelm Leberecht Crusius (1790-1858). Er hatte die Güter Sahlis und Rüdigsdorf 1824 von seinem Vater Siegfried Leberecht Crusius geerbt und ließ sie zu seinem Sommerwohnsitz umbauen. Den Winter über wohnte die Familie in Leipzig im Haus, "Die Marie" in der Grimmaischen Straße.
Den Sommer verbrachte die Familie in Rüdigsdorf. Wilhelm Crusius ließ von 1829 bis 1839 die Orangerie mit dem daran angeschlossenen Gartensalon erbauen. Da er sehr kunstinteressiert war und mit vielen Künstlern in Leipzig und Dresden in Verbindung stand, konnte er einige namhafte Künstler mit der Ausgestaltung des Salons beauftragen: Gustav Adolf Hennig malte das Deckengemälde und fertigte Entwürfe für die Wandbilder zum Märchen “Amor und Psyche” (die dann allerdings nicht verwirklicht wurden und sich jetzt im Museum der Bildenden Künste Leipzig befinden). Pläne zur Dekoration des Saales fertigte der Dresdner Architekt und Maler Die Blattranken an der Decke malte Hermanns Freund der Dresdner Hof-und Dekorationsmaler Otto Wagner.
Die Arbeit an den großen Wandbildern zum Märchen “Amor und Psyche” teilten sich Moritz von Schwind und sein Freund Leopold Schulz. Die Wahl und Reihenfolge der Bilder ging dabei von Wilhelm Crusius aus und Schwind und Schulz entwarfen jeweils die von Ihnen gemalten Bilder. Die Bilder wurden nicht in der eigentlichen Freskotechnik (auf feuchtem Putz), sondern auf eine Kalkschicht, die auf dem trockenen Putz aufgetragen wurde, gemalt. Diese Technik war weniger aufwendig. Die Künstler wohnten während der Zeit ihrer Arbeit im Hause der Familie Crusius. Schwind war sehr musikalisch. Er spielte Cello und musizierte zusammen mit Crusius, der Bratsche spielte, dem Kohrener Kantor und anderen. Auch spielte er nach der Arbeit mit den Kindern und malte ihnen kleine Bildchen.
Die Pläne der Innendekoration von Woldemar Hermann wurden später von Gottfried Semper noch einmal überarbeitet, hauptsächlich ging es hierbei um die farbliche Gestaltung der Wände und der Einfassungen der Bilder.
Der Saal war mit vier Ecksofas eingerichtet, an denen Tische standen. Dort konnte man, ganz nach englischer Manier, seinen Tee trinken. Da alle Mitglieder der Familie musikalisch waren, sangen oder Instrumente spielten (die Crusius-Kinder bekamen in Leipzig Gesangsunterricht bei Mendelssohn-Bartholdy), wurde im Salon viel musiziert.
Trotz zweier Weltkriege, Enteignung und Bodenreform blieb der Saal erhalten. Es erfolgten bereits in den 30er und 40er Jahren Umbauten am Gebäude. Die Orangerie wurde seit ca. 1930 nicht mehr als Gewächshaus genutzt. 1948 kam es zu ersten Restaurierungsarbeiten. 1951 wurden die Sofas entfernt und eine Bank aufgestellt. 1961 übernahm die Stadt Kohren-Sahlis den Saal. Er wurde restauriert und 1968 wiedereröffnet. Seitdem finden die Sommerkonzerte statt. 2005/2006 wurden die Wandbilder und Deckenmalereien wieder restauriert und das Gebäude trockengelegt.
Der Schwind-Saal gehört heute zu den Museen der Stadt Kohren-Sahlis. Im Sommer kann er besichtigt werden und es finden die beliebten Sommerkonzerte statt. Außerdem kann man sich hier im romantischen Ambiente das Ja-Wort geben.
Die Festwoche
Das Jubiläum begehen die Museen der Stadt Kohren-Sahlis mit einer Kulturwoche im Schwind-Pavillon, welche am Sonntag, 24. August, 11:00 Uhr eröffnet wird. Der Tag ist als “Familientag” geplant. Zunächst wird aus den Lebenserinnerungen einer Crusius-Tochter gelesen, anschließend das Märchen von Amor und Psyche für Kinder erklärt.
Um 15:00 Uhr führt die Traditionelle Marionettenbühne Dombrowsky aus Engertsdorf das Märchen “Der Froschkönig” im Saal auf. Vor dem Saal können “Alte Spiele” gespielt und Spielzeug und Accessoires des Biedermeiers gebastelt werden. Für Verpflegung ist an diesem Tag gesorgt. Die weiteren Veranstaltungen werden unter anderem neue Erkenntnisse zur Geschichte des Saals vermitteln.
Am Mittwoch, 27. August, 15:00 Uhr liest die Sachbuchautorin Dagmar Schäfer aus Leipzig aus ihrem Buch “Moritz von Schwind – eine Spurensuche in Sachsen”. Am Donnerstag, 28. August, 15:00 Uhr wird das im Saal dargestellte Märchen in Auszügen aus dem Original gelesen; 16:00 Uhr werden historische Fotografien der Rittergüter Sahlis und Rüdigsdorf gezeigt. Die Kulturwoche endet am Samstag, 30. August, 17:00 Uhr mit einem Konzert. Die Leipziger Kammersolisten unter Leitung von P. Linde spielen Kammermusik des 18. Jahrhunderts bis zur Frühromantik (u.a. Werke von Haydn, Mendelssohn-Bartholdy ).
Informationen zur Kulturwoche und Kartenreservierungen für das Konzert am 30. August bekommt man im Töpfermuseum Kohren-Sahlis, Baumgartenstr. 18, 04655 Kohren-Sahlis. Tel. (034344) 61547; E-Mail: museen@kohren-sahlis.de.
www.kohren-sahlis.de/museen.html
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