Was hat ein Bergmann aus dem Erzgebirge mit einer fröhlich musizierenden Kapelle aus Tunesien zu tun? Außer dass beide demnächst eine neue Regierung wählen dürfen - der Bergmann 2014, die Tunesier schon im Dezember? Dann wählen die Tunesier - zwei Jahre nach der Revolution - eine neue Regierung. Daumendrücken ist da schon angesagt. Denn Tunesien ist eines der beliebtesten Sonnenländer der Deutschen.

Einige Länder Nordafrikas sind ja durch die Entwicklungen nach dem “Arabischen Frühling” in ein konfliktreiches Fahrwasser geraten – allen voran Ägypten und Libyen. In Tunesien regiert seit 2011 eine Übergangsregierung, die im Dezember durch eine frei gewählte Regierung abgelöst werden soll. “Eine schwierige Situation”, sagt Elyes Gharani, Botschafter der Tunesischen Republik in Deutschland. “Aber ich bin zuversichtlich, dass wir den schwierigen Prozess meistern werden.”

Eines jedenfalls haben die Tunesier seit der “Jasminrevolution” geschafft: wieder stabile gesellschaftliche Rahmenbedingungen herzustellen. Was auch und gerade für den Tourismus wichtig ist, denn der erbringt in Tunesien 10 Prozent der Wirtschaftsleistung. Und dass viele Touristen 2011 wegblieben, das spürte Tunesien deutlich. Die Einreisen gingen von 6,9 Millionen im Jahr 2010 auf 4,8 Millionen zurück. Auch die Deutschen mieden in großen Teilen die afrikanische Sonnenküste. Statt 458.631 wie noch 2010 reisten nur noch 270.632 an die Sonnenstrände Tunesiens.

Doch schon 2012 stiegen die Zahlen wieder, konnte Tunesien 411.828 Gäste aus Deutschland begrüßen, die Einnahmen stiegen. Und auch für 2013 ist Mohamed Saidi, Direktor des Fremdenverkehrsamtes Tunesien, zuversichtlich: 387.288 Einreisende aus der Bundesrepublik konnten bis Oktober gezählt werden, 3,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Mit Prozentzahlen wurde am Montag, 18. November, recht üppig hantiert. Die TMS Messen-Kongresse-Ausstellungen GmbH hatte zum Pressevorab-Termin in Barthels Hof geladen, denn am Mittwoch, 20. November, beginnt in Leipzig die 24. Touristik & Caravaning International, sind 70.000 Quadratmeter Hallenfläche auf der Neuen Messe gebucht, mehr als 1.000 Unternehmen angemeldet aus über 40 Ländern. “Und das auf einem sehr, sehr heiß umkämpften Markt”, sagt Anne Frank, Geschäftsführerin der TMS. “Wir sind wirklich froh, dass wir diese größte Reisemesse Ostdeutschlands auch wieder in Leipzig veranstalten können.”

Heiß umkämpft ist ein Messefeld aber eben nur dann, wenn eine Branche boomt und sich viele Akteure steigende Umsätze versprechen. Und Tourismus ist ein wachsendes Geschäftsfeld weltweit. Der moderne Mensch ist reiselustig und – anspruchsvoll. So jedenfalls sieht es Erwin Pfeiffer, Leiter Touristische Services des ADAC, den die TMS GmbH zum Pressetermin eingeladen hatte, damit er Hintergrundzahlen liefert. Hintergrundzahlen mit Einschränkungen. Denn der ADAC befragt für seinen jährlich erscheinenden Reise-Monitor nur seine Mitglieder. Und die sind von Natur aus: besessene Autofahrer, wie es Pfeiffer formuliert. Was auch heißt: Sie fahren auch in den Urlaub am liebsten mit dem Auto. 50,8 Prozent der ADAC-Mitglieder (18,4 Millionen sind es) packen ihre Urlaubsverpflegung ins Auto und fahren dann irgendwohin – im Durchschnitt (selbst das lässt sich erfragen) 550 Kilometer weit. Zumindest kommt diese Zahl heraus, wenn man die durchschnittlich gefahrenen 1.100 Kilometer aus Hin- und Rückreise halbiert.

4.000 ADAC-Mitglieder haben sich befragen lassen. Ihr zweithäufigstes Verkehrsmittel ist das Flugzeug. 38,9 Prozent nannten das. Aber da wird’s schon kompliziert. Natürlich kommt man zu vielen Reisezielen nur mit dem Flugzeug. Auch auf Tunesien trifft das für die meisten Reisenden zu. Im Reisebüro ist es eher schwierig, eine An- und Abreise nach Tunesien mit einer kombinierten Zug- und Fährverbindung zu buchen. Der moderne Reisende hat es eilig und möchte in der Regel noch am selben Tag am Zielort sein und ins Wasser hüpfen.

Aber die ADAC-Umfrage hat noch eine Einschränkung: Auskunft geben sollten die Befragten nur zu Urlauben von mindestens 5 Tagen Länge. Alles andere zählt nicht als Urlaub. Was dann auch das ganze Feld der Wochenendurlaube und Städtetrips ausschloss. Das macht schon etwas aus, wenn es um Verkehrsmittel geht, denn da spielen Züge und Busse logischerweise eine größere Rolle als Flugzeuge.

So passiert es, dass die ADAC-Mitglieder Busse, Bahn usw. nur noch marginal als Reisemittel nennen. Die Bahn mit 3,3 Prozent, Busse mit 2,1 Prozent.

Was Pfeiffer trotzdem zu einer wichtigen Aussage berechtigt: Auch diese Befragung zeigte, dass nicht nur der Sonnentourismus nach Tunesien wieder im Aufwind ist, sondern der Inlandstourismus in deutsche Destinationen weiter zulegt. Nicht in beängstigenden Sprüngen, eher so allmählich im Bereich von 1 bis 2 Prozent jedes Jahr. Was dann auch Frank Vogel zuversichtlich stimmt, Landrat im Landkreis Erzgebirge. Und da hat man dann die Antwort auf die oben hingeschriebene Frage: Tunesien ist offizielles Partnerland der Touristik & Caravaning, der Erzgebirgskreis ist Partnerregion. Eine kleine Partnerstadt gibt es auch. Das ist in diesem Jahr Großenhain.Die Tunesier freilich und der stolze Bergmann aus dem Erzgebirge kamen im Kostüm zum Pressetermin. Da standen sie dann beisammen, stolz und schweigend der Bergmann (einer von 2.000, wie Frank Vogel berichtet, die sich im Erzgebirge der kostümierten Traditionspflege widmen), bunt und fröhlich musizierend die 14-köpfige Musikgruppe GouGou.

Und logischerweise gingen dann die Wortbilder zur Konferenz hin und her zwischen der begründeten deutschen Sehnsucht nach Sonne, die Tunesien so gut erfüllen kann, und dem Tourismusmagneten “Weihnachtsland Erzgebirge”. Da kam Frank Vogel sichtlich ins Schwärmen, auch wenn das Erzgebirge derzeit mit zwei ganz anderen Projekten von sich Reden macht. Einmal ist es die Bewerbung als Bergbauregion um den Titel Welterbe, was 2014 in die heiße Phase geht. Offizieller Titel der grenzüberschreitenden Bewerbung mit ihren 500 einzelnen historischen Ankerpunkten: “Montane Kulturlandschaft Erzgebirge”.

Das zweite ist der Plan von Roland Stauder, seine Idee des Stoneman Miriquidi aus den Dolomiten auch ins Erzgebirge zu exportieren – 160 Kilometer Radstrecke für ausgefuchste Mountainbiker. Auch diese Strecke grenzüberschreitend ins tschechische Nachbarland. Da werden die dicken Kerle in ihren roten Mänteln bald verwirrt dreinschauen, wenn fitte Jungs und Mädchen in bunten Radfahreranzügen an ihnen vorbei die Berge hochstrampeln.

Der nicht so sportliche Teil der Menschheit sei nicht vergessen, verspricht Vogel: 2014 werden im Erzgebirgskreis 20 Stationen für E-Bikes eröffnet. Mit 50 E-Bikes will man loslegen und damit auch den eher Untrainierten das Radfahren im Mittelgebirge schmackhaft machen.

Der Rest ist dann geballte Fülle für alle, die noch nicht wissen, wo und wie sie ihren nächsten Urlaub verbringen wollen. Auch in unterschiedlichen Preislagen. Erwin Pfeiffer lieferte auch dafür Zahlen, auch wenn diese wohl genauso eher von einer speziellen Klientel erzählen: Zwischen 1.700 (Inland) und 3.900 Euro (Fernreise) geben die ADAC-Mitglieder im Durchschnitt jedes Jahr aus für ihre Haupturlaubsreise.

Fahren sie dann alle nach Tunesien? – Schön wär’s, würde wohl Mohamed Saidi sagen. Aber an der Spitze der Reiseziele liegen auch 2013 die klassischen Urlaubsländer der Deutschen: Spanien (13 %), Italien (11,9 %) und Österreich (7,9 %). Das wichtigste Urlaubsland Deutschland haben wir hier mal weggelassen. Tunesien spielt unter den Fernreisezielen eine nicht zu unterschätzende Rolle, auch wenn es da erst weit nach den USA, Asien, Australien oder auch Ägypten kommt.

Punkten könne Tunesien mit 1.300 Kilometer Küste, feinstem Sand, verspricht Ghariani. Es gibt Gebirge, durch die man kraxeln kann, und Wüstentouren. Und es gibt auch Kultur. Zum Beispiel im Bardo Museum in Tunis, wo man die weltweit größte Sammlung römischer Mosaiken bewundern kann. Und 2014 will die Hauptstadt Tunis etwa Besonderes feiern: die Tunisreise der beiden Künstler August Macke und Paul Klee, die die beiden in zahlreichen eindrucksvollen Bildern festgehalten haben und die just 1914 stattfand.

Aber weil die Europäer ja immer alles Mögliche suchen und nicht unbedingt Kultur, würde sich auch der tunesische Tourismus vermehrt auf Yoga, Surfen, Tauchen, Trekking und andere Formen des Aktivurlaubs einstellen, erklärt Elyes Gharani. Was das alles ist, kann, wer will, auf der Messe in Halle 5 am Stand E 29 erfahren.Der ganze Rest der Messe TC International in Stichpunkten

– Kulinarisch und gesund Reisen: die Sonderschau “Die Welt genießen” im Rahmen der Touristikmesse gibt es in Halle 3.

– Mit dem Messespecial “Urlaub Dich gesund!” stellt die Messe wieder hilfreiche Informationen, interessante Freizeit- und Urlaubsangebote und gesundheitsfördernde Produkte für die Reise und den Alltag bereit. In der Glashalle und in Halle 5 finden Besucher kompetente Ansprechpartner aus Medizin, Sport und Wissenschaft, welche ihre Angebote zum Thema Gesundheit präsentieren. Direkt vom Profi lernen können Besucher dazu am Freitag, den 22. November 2013, in der IBL-Lounge. An diesem Tag präsentiert die Toskanaworld GmbH ein spannendes Vortragsprogramm zum Thema Gesundheit. Anschließend, um 16.30 Uhr, wird der “Preis des Gesundheitstourismus” auf der Showbühne in Halle 5 verliehen.

– Geocaching in der Glashalle: Alle interessierten Besucher haben die Möglichkeit, das Geocaching bzw. die “GPS-Schatzsuche” mit der Unger Outdoor Team GmbH vor Ort zu testen. Versteckt in der Glashalle – in den gläsernen Zugängen sowie im Außenbereich – warten insgesamt 15 “Schatzpunkte” auf Entdeckung.

– Bühnenprogramm für Groß & Klein: Die Showbühne in Halle 5 sorgt für Urlaubsflair. Dabei reicht das Programm von landestypischen Tanz- und Musikpräsentationen unter anderem mit der tunesischen Gruppe “GouGou” über Kung Fu-Vorführungen bis hin zu Interviews mit prominenten Gästen. Täglich um 13.00 und 17.00 Uhr schlägt die Stunde der Glückspilze bei der großen TC-Tombola. Dabei wartet neben Sach- und Reisepreisen täglich eine Reise nach Tunesien auf die Gewinner.

– “abgefahren” – die Messe für Rad und Triathlon: Sie präsentiert zum zehnten Mal Trends und Produktneuheiten in Leipzig, neue Radmodelle, aktuelle Trends, passende Ausrüstung für ambitionierte Sportler und Freizeitradler, Tipps für den nächsten Aktivurlaub und ein spannendes Rahmenprogramm mit vielen Mitmach-Aktionen. Die Messe für Rad und Triathlon findet vom 22. bis 24. November parallel zur TC International statt. Auf rund 10.000 qm zeigen bekannte Herstellermarken in Halle 4 neben klassischen City-, Trekking- und Mountainbikes, Kinder-, Renn-, Liege-, Spezialrädern sowie Tandems die neuesten E-Bike- und Pedelecs-Modelle. Auch im Bereich Radreisen und sportlich aktivem Urlaub lässt die Messe “abgefahren” keine Wünsche offen. Ob Tourenradreisen, Mountainbike-Trips oder Ausflüge mit dem E-Bike – das Angebot ist groß, vielfältig und kompetent.

– Neue Regelung für Besucher mit Hund: In diesem Jahr können sich Besucher mit tierischem Begleiter freuen, denn einem gemeinsamen Messebesuch steht nichts im Wege. Auf der TC sind 2013 auch Hunde erlaubt. Für den Besuch ist ein gültiger Impfpass erforderlich.

Die Touristik & Caravaning International ist vom 20. bis 24. November täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Die Eintrittskarte kostet 9,00 Euro, ermäßigte Tageskarten gibt es für 7,50 Euro. Am Donnerstag, 21. November, können Senioren die Messe zum Preis von 6,50 Euro besuchen. Es gilt: zwei Messen – ein Preis, denn mit dem TC-Ticket kann die “abgefahren” – die Messe für Rad und Triathlon (22. bis 24. November) zusätzlich besucht werden. Die Eintrittskarten berechtigen außerdem am Besuchstag der Veranstaltung zur kostenlosen Hin- und Rückfahrt zum bzw. vom Messegelände mit den öffentlichen Personennahverkehrsmitteln des MDV (Mitteldeutscher Verkehrsverbund).

Die Messe TC International: www.touristikundcaravaning.de

Die Messe “abgefahren”: www.fahrradmesse-leipzig.de

Das Bardomuseum in Tunis: www.bardomuseum.tn

Die Unesco-Bewerbung des Erzgebirges: www.montanregion-erzgebirge.de

Die ADAC-Reise-Zahlen: http://media.adac.de/mediaservice/studien.html

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