Zu Anfang des Jahres häuften sich die Meldungen über Klinikbehandlungen von Kindern auch in Sachsen, weil diverse Viren im Umlauf waren. Wie heftig es die Kliniken im Freistaat erwischt hat, macht jetzt eine Analyse der DAK deutlich. Sachsens Kinderkliniken erlebten im vergangenen Winter einen dramatischen Ansturm, insbesondere von am RS-Virus erkrankten Kindern. Die Sonderanalyse der DAK-Gesundheit zeigt nun, dass Babys am schwersten betroffen waren.

Die Zahl der Klinikbehandlungen wegen des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) lag bei den unter Einjährigen im 4. Quartal 2022 viermal höher als im gleichen Zeitraum 2018. Hochgerechnet auf alle im Freistaat lebenden Kinder mussten im Winter 2022 mehr als 1.000 Neugeborene und Säuglinge stationär behandelt werden. Ihr Anteil auf den Intensivstationen hat sich in dieser Zeit verdoppelt.

Bei den Kleinkindern (Ein- bis Zweijährigen) fiel der Anstieg deutlich geringer aus. Mediziner beobachten erhebliche Nachholeffekte nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen.

„Unsere Analyse zeigt noch einmal die dramatische Situation des vergangenen Winters auf“, sagt Christine Enenkel, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Sachsen. „Die eingeleiteten Sofort-Maßnahmen bei den Kinderkliniken waren ein wichtiger Schritt. Jedoch müssen bei der anstehenden Krankenhausreform auch die strukturellen Defizite angegangen werden, damit Kinder in Sachsen gut und gesund aufwachsen können.“

Drastischer Anstieg der Fallzahlen

Als erste Krankenkasse hat die DAK-Gesundheit die Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen in Sachsen mit Hinblick auf RSV-Infektionen bis Ende 2022 untersucht. Danach haben sich die Klinikbehandlungen von Neugeborenen und Säuglingen mit einer RSV-Infektion im Vergleich der vierten Quartale 2022 und 2018 vervierfacht – im Bundesschnitt haben sich die Zahlen sogar verfünffacht.

So wurden im Freistaat allein im Zeitraum Oktober bis Dezember 2022 fast doppelt so viele Kinder aufgrund von RSV in Krankenhäusern behandelt als in der kompletten Vor-Corona-Saison 2018/19, die ein gesamtes Jahr umfasst (rund 550 betroffene Babys in der Zeit von Juli 2018 bis Juni 2019).

Einen deutlichen Anstieg gab es auch bei den besonders schweren Fällen: So wurden im Freistaat im vergangenen Winter 120 Prozent mehr Babys intensivmedizinisch behandelt wie vor der Pandemie. Dennoch stiegen die Behandlungsfälle auf den sächsischen Intensivstationen deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt (plus 350 Prozent).

Kinder- und Jugendärzte sehen erhebliche Nachholeffekte

„Die Ergebnisse zeigen genau das, was wir in den Praxen erlebt haben“, sagt Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. RSV-Infektionen seien die Ursache typischer saisonaler Atemwegsinfektionen, die wellenförmig verlaufen. Diese Wellen seien unvorhersehbar stark ausgeprägt, was natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Krankheitslast nicht nur in den Kliniken habe.

„Die Saison 2020/21 ist wegen der Corona-Schutzmaßnahmen nahezu ausgefallen. Dieser Ausfall der Welle 2020/21 und das zeitliche Vorziehen der sehr starken Welle 2021/22 lassen den Schluss zu, dass es zu erheblichen Nachholeffekten infolge der Corona-Maßnahmen gekommen ist“, so Fischbach. Das verdeutlicht auch die DAK-Analyse: Während der Corona-Pandemie wurden im Freistaat nahezu keine Kinder mit RSV-Infektionen im Krankenhaus behandelt.

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 20.000 sächsischen DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahre, darunter fast 1.000 Neugeborene und Säuglinge im Alter von unter einem Jahr. Analysiert wurden die Jahre 2017 bis 2022. 

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