Eine wachsende Stadt wie Leipzig, das bedeutet auch für die Notfallretter: mehr Stress, mehr Einsätze. Schon heute erlebt man ja Stunden, da scheint in alle Richtungen ein Rettungswagen unterwegs zu sein. Aber wie sichert man das ab, wenn man nicht wirklich mehr Geld und Fahrzeuge zur Verfügung hat? Am 26. April informierte das Dezernat Umwelt, Klima, Ordnung und Sport über die Veränderungen.
Noch ist das nicht in trockenen Tüchern. Denn am 18. Mai muss erst einmal der Stadtrat darüber entscheiden.
Gutachten: Wie leistungsfähig ist eigentlich unser Rettungsdienst?
Im Juli soll dann der sogenannte Bereichsplan, der die Infrastruktur des Rettungswesens in Leipzig regelt, geändert und optimiert werden. Mit dem zum 18. Mai 2022 angestrebten Stadtratsbeschluss wird die Empfehlung eines externen Gutachtens zur Leistungsfähigkeit des Rettungsdienstes umgesetzt.
„Die Anpassung des Bereichsplans stellt den ersten Schritt auf dem Weg zur Umsetzung der umfassenden Rettungsdienststrategie 2030 dar und ist ein wichtiger Baustein zur Verbesserung und nachhaltigen Sicherstellung der notfallmedizinischen Versorgung“, erläuterte Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal.
„Hier gilt mein Dank allen am Rettungsdienst beteiligten Leistungserbringern, welche diesen Aufwuchs in enger Kooperation mit der Branddirektion erst möglich machen.“
Die Verlängerung der Gültigkeit des Bereichsplans gilt dann bis zum 30. Juni 2024.
Die wichtigste Änderung: mehr Rettungswagen
Das zentrale Ergebnis des Gutachtens war, dass Leipzig dringend mehr Rettungswagen in Bereitschaft braucht, um die wachsende Zahl von Notfällen aufzufangen.
Ab dem 1. Juli 2022 wird deshalb die Anzahl der zur Verfügung stehenden Rettungswagen von bisher 22 auf insgesamt 30 erhöht. Womit dann auch die Anzahl der „Jahresvorhaltestunden“ von 153.300 auf 202.935 in der Notfallrettung steigt
Also die Zahl der Stunden, in denen die Rettungswagen samt Mannschaft in Bereitschaft stehen.
Ermöglicht wird das dadurch, dass die Zahl der bereitstehenden Krankentransportwagen reduziert wird. Durch eine Reduktion von 43 auf 35 Krankentransportfahrzeuge verringert sich die Vorhaltung im Krankentransportbereich von 112.908 auf 90.238 Jahresvorhaltestunden.
Das ermöglicht dann die notwendige Erhöhung der Vorhaltung in der Notfallrettung.
Fazit: bedingte Leistungsfähigkeit
Grund für die Änderung war natürlich, dass das Leipziger Rettungssystem in den letzten Jahren mit dem Bevölkerungswachstum nicht schrittgehalten hat.
Schon im August 2019 wurde deshalb ein externer Gutachter beauftragt. Ziel war neben der Analyse des Ist-Zustandes vor allem die Ableitung von mittel- bis langfristigen Maßnahmen, um auch perspektivisch die Versorgung der Bevölkerung Leipzigs mit Leistungen der medizinischen Notfallrettung und des qualifizierten Krankentransportes adäquat zu gewährleisten.
Das Ordnungsdezernat fasst das Ergebnis mit sehr trockenen Worten zusammen: „Die aktuell im Gutachten eingestufte ‚bedingte Leistungsfähigkeit‘ des Rettungsdienstes ist neben den infrastrukturellen Gegebenheiten wie dem baulichen Zustand und einer ungünstigen strategischen Positionierung auch auf die zu geringe Anzahl an Einsatzmitteln und Vorhaltestunden in der Notfallrettung zurückzuführen. Im Bereich der Vorhaltung des
Krankentransportes wurde hingegen eine Reduktion der Vorhaltung empfohlen. Diese Empfehlungen des Gutachtens werden nun umgesetzt.“
Im Klartext heißt das, dass nicht nur Rettungswagen fehlten, um den Bedarf wirklich abzudecken. Sie stehen oft auch noch ungünstig im Stadtgebiet verteilt und haben deshalb lange Anfahrtswege („ungünstige strategische Positionierung“) und einige Standorte sind dringend fällig für eine Erneuerung („baulicher Zustand“).
Da muss also auch noch kräftig investiert werden. Eine Herausforderung für die nächste Zukunft.
Zustimmung des Stadtrats erwartet
Dass es nicht nur bei Fahrzeugen eng ist, macht das Dezernat dann mit dem Hinweis auf die gute Kooperation mit Krankenkassen und Rettungsdiensten deutlich: „Diese Anpassungen wurden in engen Abstimmungen mit den gesetzlichen Krankenkassen als Kostenträgern und den vertraglich gebundenen Leistungserbringern geplant. Durch die sehr gute und enge Zusammenarbeit der Stadt Leipzig mit DRK, ASB, MHD, Falck und KTOW konnte diese erhebliche Vorhalteerhöhung in der Notfallrettung, vor allem vor dem Hintergrund der aktuell vorherrschenden Fachkräftesituation, innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen realisiert werden.“
Denn so gewinnt man Fahrer aus den Krankentransporten auch gleich für die Notfallrettung. Dem Paket dürfte der Stadtrat in der nächsten Sitzung wohl ziemlich einmütig zustimmen.
Keine Kommentare bisher