Der Krieg, den Wladimir Putin gegen die Ukraine entfesselt hat, lenkt derzeit fast die komplette Aufmerksamkeit auf sich. Dabei schmilzt vor unseren Augen das Zeitfenster, in dem wir die Klimaerhitzung noch bremsen können. Und auch Leipzig muss sich anpassen und vorbereiten auf heiße Sommer und neue Hitzerekorde. Die Stadt muss sich deshalb besonders um hitzeempfindliche Gruppen kümmern, stellt die Linksfraktion fest.
Der beschleunigte Klimawandel hat dramatische Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die auch in der Bundesrepublik immer spürbarer werden. Für die Menschen in unserem Land geht es vor allem um die Folgen ansteigender Hitze und zunehmender Extremwetterereignisse, kommentiert die Linksfraktion diese Entwicklung. Von den sich häufenden Hitzesommern sei auch Leipzig nachdrücklich betroffen, wie die signifikante Übersterblichkeit im Sommer 2018 unterstreicht.
Die entsprechende Grafik dazu findet man im „Sozialreport 2021“ auf Seite 168, wo eigentlich der Fokus auf der Übersterblichkeit durch COVID-19 lag. Aber die Spitze bei den Todesfällen im Hitzesommer 2018 ist unübersehbar.
„Mit dem Sofortmaßnahmenprogramm zum Klimanotstand 2020 gibt es in Leipzig ein solides Fundament für die Gestaltung der Klimaanpassung, explizit genannt ist das Handlungsfeld Klimawandel und Gesundheit allerdings nicht“, stellt die Linksfraktion fest.
„Auch einzelne Aktivitäten der Stadt wie z. B. Stadtkühlung durch einzelne Begrünungsmaßnahmen, mehr Trinkbrunnen oder die Gesundheitstipps für heiße Tage können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ausarbeitung eines strukturierten Hitzeaktionsplanes erst noch erfolgen muss, damit Klimaschutz und Gesundheit in unserer Stadt künftig eine bessere Allianz bilden und zur Lebensqualität beitragen können.“
Um vor allem hitzesensible Gruppen zu schützen – zu denen unter anderem ältere Menschen, Kinder, pflegebedürftige, körperlich und psychisch vorerkrankte, geistig behinderte und suchtkranke Menschen, Schwangere und unter freiem Himmel Arbeitstätige gehören – beantragt die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat bis zum II. Quartal 2023 die Ausarbeitung eines Hitzeaktionsplans mit mehreren Schwerpunkten.
Neben einer besseren Risikokommunikation, um die Anpassungsfähigkeit der Bevölkerung an Hitze zu steigern, und dem Management von Akutereignissen geht es vor allem um langfristige Maßnahmen zur Vorbeugung hitzebedingter Gesundheitsschäden.
Bei der Erarbeitung des Hitzeaktionsplans sollen neben den zuständigen Verwaltungsstellen auch umfassend die gesundheitsbezogenen Institutionen, wissenschaftliche Institute, die Stadtgesellschaft, Träger sozialer Einrichtungen wie Seniorenheimen, Kindertagesstätten und Schulen sowie natürlich auch externe Fachleute einbezogen werden.
„Wir begrüßen sehr, dass die Letztgenannten am 24. März 2022 im Rahmen der Fachmesse ‚therapie LEIPZIG‘ zu einem Hitzeforum einladen, um für dieses wichtige Thema die Öffentlichkeit weiter zu sensibilisieren“, so die Linksfraktion.
Und betont auch noch extra, dass die zurückliegenden Hitzesommer wohl erst der Vorgeschmack dessen waren, was noch auf uns zukommt: „Hitze ist in Großstädten vor allem wegen des urbanen Hitzeinseleffekts das gravierendste Gesundheitsproblem im Zuge des Klimawandels. Für den Hitzesommer 2018 ist in Leipzig eine signifikante Übersterblichkeit nachweisbar. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird für die BRD eine Verdreifachung der jährlichen Hitzewellentage auf fast 40 Tage erwartet. Dabei ist Sachsen sowohl heute als auch perspektivisch eines der am meisten betroffenen Bundesländer.“
In Frankreich wurde nach dem dortigen Hitzesommer 2003 schon ein solcher Hitzeplan wirksam, der dann im Jahr 2018 half, die hitzebedingte Sterblichkeit 2018 im Vergleich zum August 2003 um 90 Prozent zu senken.
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