Am 31. März berichtete die „Freie Presse“ in Chemnitz unter dem Titel „Zu viel gearbeitet: Ärztin soll 300.000 Euro zahlen“ über eine niedergelassene Ärztin in Sachsen, die, weil sie zu viele Patienten behandelt hat, auf einmal mit einer ruinösen Regressforderung der Kassenärztlichen Vereinigung konfrontiert wurde. Unser Gesundheitssystem ist zu etwas geworden, was Ärzte und Patienten abschreckt und ausblutet.

Die porträtierte Ärztin ist nicht die einzige, die deutlich mehr Behandlungen durchgeführt hat, als vom durchgetakteten und in Abrechnungspunkte zerhackstückten deutschen Kassensystem toleriert wird. Und das in Sachsen, wo die Politik seit Jahren darüber diskutiert, dass Land- und Hausärzte fehlen. Wohin aber gehen dann die Patienten, wenn sie keinen Arzt finden?

Ein System, das Ärzte und Patienten derart gängelt und frustriert, ist selbst krank.

Es macht Patienten zum Spielball einer Politik, die Gesundheit wie eine Taktstraße betrachtet, wo jeder genau so zu funktionieren hat, wie es sich kleinkarierte Bürokraten ausgerechnet haben.

„Viele Ärzte in Sachsen beklagen, dass sie massiven Rückforderungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ausgesetzt sind. Sie haben mehr Patienten behandelt als vom starren Honorarsystem vorgesehen. Dieses und die damit verbundene Bürokratie kann ein Grund für den Ärztemangel sein“, erklärt Simone Lang, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, zum Bericht der Freien Presse und dem darin geschilderten Anliegen der „IG Med“, in der sich schon über 150 Ärzte und Ärztinnen zusammengefunden haben, denen es genauso geht.

„Drohende Rückforderungen sorgen dafür, dass keine neuen Patienten mehr aufgenommen werden oder dass sich Ärztinnen und Ärzte gar nicht erst dort niederlassen, wo ihnen so etwas droht“, stellt Lang fest.

„Regresse dürfen nicht dazu führen, dass Ärzte notwendige Behandlungen nicht verordnen oder gründliche Gespräche nicht mehr führen. Die Patientinnen und Patienten dürfen nicht zum Spielball zwischen KV, Ärzten und Krankenkassen werden. Es müssen dringend Gespräche mit allen Beteiligten geführt werden, um eine vernünftige Lösung für das Problem zu finden. Hier kann die Gesundheitsministerin ihre Möglichkeiten, die sie derzeit als Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz hat, nutzen, um zügig Hindernisse für eine ausreichende Ärzteversorgung aus dem Weg zu räumen.“

Aber bevor man diese Ärzte findet – wenn man sie denn bei solchen Regress-Orgien überhaupt noch findet – muss irgendjemand ja wohl die ärztliche Versorgung in den betroffenen Regionen sicherstellen. Aber wer, wenn die dortigen Ärzte keinen Patienten mehr aufnehmen dürfen, als vorgeschrieben?

Das Sächsische Staatsministerium für Soziales soll, nach Beschluss des Landtages, noch in dieser Legislatur einen aktualisierten Plan zur Bekämpfung des Ärztemangels vorlegen. Auch die Budgetierungspraxis und die Bürokratie müssen dabei eine Rolle spielen, diese Forderung habe die SPD in den letzten Wochen noch einmal deutlich gemacht,

„Wenn wir nicht die jetzigen Probleme lösen, nützen auch plakative Maßnahmen, die erst in den 2030er Jahren wirken könnten, nichts. Darauf haben wir immer wieder hingewiesen“, so Lang.

Trotz Landarztstipendium droht in weiten Teilen Sachsens eine Unterversorgung mit Ärzten

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