Am Donnerstag, 7. Februar, hat die Stadt ihren neuen Luftreinhalteplan vorgestellt. Darin wird erstmals auch ein besonderes Forschungsprojekt vorgestellt, das sich mit dem Feinstaub aus Öfen und Kaminen beschäftigt. Denn gerade einige der kalten Winter in den letzten Jahren ließen im Stadtgebiet die Feinstaubbelastung so stark steigen, dass man selbst im Amt für Umweltschutz an den eigenen Zahlen zweifelte. Und dann lieber ein Stadtgebiet besonders unter die Lupe nahm.

Das war das Wohnquartier rund um die Luftschadstoffmessstelle in der Lützner Straße in Lindenau, wo an Frosttagen regelrecht zu riechen ist, dass hier einige Leute immer noch oder schon wieder mit Öfen und/oder Kaminen heizen. Eigentlich ein Thema, von dem man nicht mehr glaubte, dass es relevant sei für die Stadt, da ja nun fast alle Wohnungen entweder mit Fernwärme, Gas oder Öl beheizt werden.

Aber andererseits haben viele Leute, die es sich leisten können, in den letzten Jahren auch wieder Öfen und Kamine in ihre Eigenheime eingebaut. Und was jetzt rund um die Lützner Straße gemessen wurde zeigt, was für massive Auswirkungen der Betrieb solcher Kleinfeuerungsanlagen auf die Feinstaub- und Rußbelastung in der Umgebung hat.

Das Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig hat diese Abschätzung für ein etwa 500 mal 600 Meter großes Gebiet, welches die Luftmessstation Lützner Straße (LLÜ) abdeckt, in zentraler Lage durchgeführt – und nicht nur für die durch Kleinfeuerungsanlagen verursachte PM10- und NO2-Belastung.

Dabei arbeitete man mit den zuständigen Bezirksschornsteinfegermeistern und Bezirksschornsteinfegermeisterinnen zusammen.

Verteilung gemeldeter Kleinfeuerungsanlagen im Leipziger Stadtgebiet. Grafik: Stadt Leipzig, Luftreinhalteplan 2018
Verteilung gemeldeter Kleinfeuerungsanlagen im Leipziger Stadtgebiet. Grafik: Stadt Leipzig, Luftreinhalteplan 2018

Die Informationen aus ihren Kehrbüchern wurden mit Daten zu Gebäuden innerhalb des Gebietes und deren Energiebedarfskennwerten kombiniert.

„Im Ergebnis war es möglich, eine Aussage dahingehend zu treffen, welchen Anteil die einzelnen Energiequellen (Gas-, Öl-, Festbrennstoffheizungen, Fernwärme) an der Deckung des Endenergiebedarfs im Untersuchungsgebiet haben. Dabei wurden die straßenabschnittsweise erhobenen Daten zunächst auf Blockebene, später im gesamten Untersuchungsgebiet aggregiert. (…) Ausgehend von diesem Ergebnis erfolgte eine Modellierung der durch Kleinfeuerungsanlagen verursachten PM10- und NO2-Belastung im Untersuchungsgebiet unter Anwendung des Rechenblattes BIOMIS [Baumbach et al. 2010]. Danach liegen die durch Kleinfeuerungsanlagen verursachten Immissionen im Jahresmittel in der Fläche zwischen 2 und 4 μg/m³ bei PM10 und zwischen 5 und 7 μg/m³ bei NO2.“

Das heißt: Wenn an der Messstation Lützner Straße ein Jahresmittel bei Feinstaub PM10 von 31 μg/m³ ermittelt wird, entfallen rund 10 Prozent des Feinstaubs auf die Kleinfeueranlagen in der direkten Umgebung. Und das, obwohl diese Öfen und Kamine nur zu maximal 1 Prozent der Energieversorgung im Gebiet beitragen. Dieses 1 Prozent wird ausgerechnet im Wohnquartier zwischen Josephstraße und Siemeringstraße erreicht. Wobei offen ist, ob das neue Kamine in den dort entstandenen neuen Eigenheimen sind oder alte Öfen in den noch nicht sanierten Häusern. Das Ergebnis jedenfalls ist, dass dieses Wohnquartier die Schadstoffbelastung an der Messstelle Lützner Straße stark beeinflusst.

Wobei Lindenau nicht der einzige Ortsteil ist, wo noch immer die Schlote qualmen.

Dazu gab es dann auch noch ergänzende Zuarbeiten aus dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG): „Das LfULG führte zur Aktualisierung des Sächsischen Emissionskatasters im Jahr 2015/2016 eine Befragung des schornsteinfegenden Personals im Freistaat Sachsen durch. Dabei wurden u. a. Daten zur räumlichen Verteilung, zur Art der Feuerstätte, zum Brennstoff und Baujahr sowie zur Leistung erfasst. Die räumliche Information steht auf der Ebene der Postleitzahl zur Verfügung.“

Anteil der verschiedenen Emissionsquellen an der Feinstaubbelastung an den drei Messstellen in der Stadt. Grafik: Stadt Leipzig, Luftreinhalteplan 2018
Anteil der verschiedenen Emissionsquellen an der Feinstaubbelastung an den drei Messstellen in der Stadt. Grafik: Stadt Leipzig, Luftreinhalteplan 2018

Das Ergebnis: Das untersuchte Gebiet an der Lützner Straße gehört zu einem Untersuchungsgebiet mit stadtweit der zweithöchsten Dichte an Festbrennstofffeuerungsanlagen.

„Der PLZ-Bereich 04177 rangiert stadtweit an zweiter Stelle was die Anzahl an Kohlefeuerungen anbelangt“, so der Bricht zum Luftreinhalteplan. „Da sich die im Bestand vorhandenen Anlagen auf ein vergleichsweise kleines PLZ-Gebiet verteilen, ist ein erhöhter Einfluss dieser Anlagen auf die Luftqualität im Gebiet selbst bzw. daran angrenzenden Gebieten sehr wahrscheinlich. Gleichwohl ergaben die im Zeitraum von 03/2015-03/2016 durchgeführten Analysen der an LLÜ beprobten PM10-Inhaltsstoffe Selen, Kalium und Mangan, als Marker für Holz- und Kohleheizung, keine dies bekräftigenden Anhaltspunkte. Einzig die an LLÜ registrierten PAK-Konzentrationen liegen geringfügig höher als an den sonstigen städtischen Luftmessstationen in Sachsen, was ein Indiz für einen erhöhten Anteil Festbrennstofffeuerung sein kann.“

Dennoch geht das Amt für Umweltschutz davon aus, dass im Bereich der Messstelle Lützner Straße 13 Prozent der Feinstaubbelastung aus den dortigen Kleinfeuerungsanlagen stammen. Der städtische Hintergrund, der an der Messstelle Leipzig-West in Grünau gemessen wird, liegt bei 4 Prozent. Es deutet also viel darauf hin, dass der Betrieb von Öfen und Kaminen in einigen Leipziger Wohngebieten die Feinstaubbelastung deutlich erhöht. Und zwar nicht deren „natürlichen“ Anteil, den es auch gibt, sondern gerade deren Rußanteil. Denn das steckt hinter der Abkürzung PAK: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Und die sind im Wesentlichen der krebserregende Anteil im Feinstaub, um den es in der Feinstaubdiskussion immer geht.

Einschätzungen zu Luftqualität und Lärmbelastung haben sich seit 2015 verschlechtert

Einschätzungen zu Luftqualität und Lärmbelastung haben sich seit 2015 verschlechtert

 

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Es gibt 2 Kommentare

Sieht eher wie stochern im Nebel oder Smog aus: Es wird nicht unterschieden zwischen Holz und Kohle, nicht zwischen uralten und neuen Öfen (schärfere Grenzwere) und dann findet man keine Marker für Holz und Kohle bei der Analyse des tatsächlichen Feinstaubes? Trotzdem vermutet man? Ehm, ja, klar…

Schade, dass schon im 3. Absatz dieses Artikels folgendes steht: “… viele Leute, die es sich leisten können, … Öfen und Kamine in ihre Eigenheime eingebaut.” Auch das ist klassisches, gerade hier viel moniertes Framing. Schublade auf, Sachverhalt rein, egal ob’s passt, Urteil gefällt? Gibt es dort überhaupt Eigenheime? Eher nein. Die dunkelste Fläche oben links in der Karte zum Beispiel ist Standort der Nachbarschaftsschule in der Gemeindeamtsstrasse, nach ihrer Sanierung ausgerüstet mit einer Pelletheizung.

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