Welch ein Zufall. Am heutigen 1. Oktober ist Welttag der älteren Menschen. Das werden alle mal. Wenn sie es schaffen. Und nicht mitten im Arbeitsleben aus der Bahn geworfen werden. Zum Beispiel, weil sie nicht auf ihre Gesundheit achten. Oder nicht drauf achten können. Dass der Unmut in unserer Gesellschaft so wächst, hat ja damit zu tun, dass Grundlegendes nicht geklärt ist. Da registriert man eher mit Stirnrunzeln, dass wir alle immer älter werden.
Denn was nutzt das, wenn diese Jahre noch von Armut geprägt sind, von Krankheit und Unerfülltheit? Was nutzt es da, 80 oder 90 zu werden?
Zumindest sollten alle Menschen im Alter die Chance haben, gesund und mobil zu bleiben. Das hat die Linksfraktion im Landtag schon 2016 in einen Antrag gepackt. Denn: Die Menschen in Sachsen leben immer länger. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer betrug 2015 schon 77,6 Jahre, die der Frauen 83,6 Jahre. Es bleibe viel zu tun, damit Männer und Frauen möglichst lange gesund und selbstbestimmt leben können, stellt die Linksfraktion fest. So muss im gesundheitspolitischen Bereich mehr für die Verhältnisprävention getan werden, damit das sächsische Präventionsgesetz zum Erfolg geführt werden kann.
Denn gesund bleibt man im Alter nicht, weil man ständig zum Arzt geht und Pillen schluckt, sondern weil man frühzeitig beginnt, sich gesund zu verhalten.
Der seniorenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Horst Wehner: „Ich konnte mich in vielen Gesprächen davon überzeugen, wie stark die Lebensbedingungen vor Ort die Lebensqualität im Alter beeinflussen. Klar ist: Die Menschen leben immer länger und bleiben trotzdem länger fit. Die neue Generation der Seniorinnen und Senioren unterscheidet sich deutlich von ihren Vorgängergenerationen. Ältere Menschen sind heute mobiler, sozial gut vernetzt, gesundheitlich und geistig fit und eine wichtige Stütze für ihre Familien und die Gesellschaft. Es ist ihr ausgeprägter Wunsch, so lange wie möglich selbstbestimmt und aktiv zu leben. Es bleibt zu wünschen, dass das Thema Seniorenmitbestimmung in Sachsen endlich ernst genommen wird.“
Und seine Fraktionskollegin Susanne Schaper, die gesundheits- und sozialpolitische Sprecherin: „Auch im Hinblick auf die zunehmende Altersarmut besteht Handlungsbedarf. Der Rentenwert Ost muss so schnell wie möglich an den Rentenwert für die alten Bundesländer angepasst werden. Unabhängig von ihrer Einkommenshöhe müssen alle in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, auch Selbstständige, Beamte und Politiker. Nur so kann das Rentenniveau steigen, ohne die gesetzlich Rentenversicherten weiter zu belasten. Unsere Forderungen – Stärkung der Gesundheitsförderung, eine gesetzlich geregelten Seniorenmitbestimmung, Bekämpfung von Altersarmut – bleiben aktuell. Nur wenn die Staatsregierung sie umsetzt, können Menschen auch im Alter gesund und aktiv mitbestimmen.“
Womit sie das ganze Dilemma zusammenfasst. Denn viele Sachsen steuern auf eine ärmliche Rente zu, haben kaum Möglichkeiten, irgendwie präventiv vorzusorgen.
Und so nebenbei sorgt genau dieses Rentendilemma – verbunden mit der gesetzlichen Steigerung des Renteneintrittsalters – dafür, dass immer mehr Sachsen auch nach dem 65. Lebensjahr noch arbeiten. Müssen.
Erstaunlich viele, wie auch das Sächsische Landesamt für Statistik feststellt.
„Von den 2016 in Sachsen lebenden Senioren im Alter von 65 bis 69 Jahren gingen 13,5 Prozent einer Erwerbstätigkeit nach. Das waren etwa 33.000 der 243.000 Senioren in dieser Altersgruppe. Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, lag die Quote 2006 noch bei 4,3 Prozent und hat sich damit im Zeitraum von zehn Jahren mehr als verdreifacht.“
Und dass es vielen dieser älteren Sachsen tatsächlich um den blanken Lebensunterhalt geht, betont das Landesamt ebenfalls: „Erwerbstätige Männer und Frauen im Alter von 65 bis 69 Jahren arbeiteten öfter als Selbstständige und in Teilzeit als jüngere Erwerbstätige. War 2016 von ihnen reichlich ein Viertel (28,9 Prozent) selbständig tätig, traf das bei Erwerbstätigen unter 65 Jahren auf knapp ein Zehntel (9,8 Prozent) zu. In Teilzeit bis maximal 36 Wochenstunden waren fast drei Viertel (74,0 Prozent) der 65 bis 69-Jährigen Erwerbstätigen beschäftigt. Bei den Erwerbstätigen unter 65 Jahren arbeitete knapp ein Viertel (23,9 Prozent) verkürzt.“
Was ja eindeutig bedeutet: Diese Älteren haben sich fast alle eine zusätzliche Tätigkeit organisiert, mutmaßlich natürlich, um eine kärgliche Rente aufzustocken durch einen Teilzeitjob oder eine selbstständige Tätigkeit.
Dass das genau so funktioniert, betont ein anderer Satz der Landesstatistiker: „Der überwiegende Teil der erwerbstätigen Männer (62,8 Prozent) und
Frauen (80,4 Prozent) in diesem Alter bestritten ihren überwiegenden Lebensunterhalt aus der eigenen Rente.“ Nur dass diese Rente augenscheinlich nicht ausreicht.
Und da die Zahlen seit 2012 so massiv angestiegen sind, kann man davon ausgehen, dass das so weitergeht und künftig immer mehr Rentner noch einen Zusatzjob annehmen, ja annehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Denn jetzt kommen all jene Jahrgänge ins Rentenalter, die nach 1990 eine gebrochene Berufskarriere verkraften mussten, meist mit Niedriglöhnen leben mussten und mittlerweile auch bei Bundestagswahlen ihren Unmut deutlich machen. Und es betrifft beide Geschlechter, auch wenn die Männer schon traditionell fünf Jahre länger arbeiten müssen.
„Männer wiesen in dieser Altersgruppe eine höhere Erwerbstätigenquote auf als Frauen. Beteiligten sich bei ihnen 17 von Hundert am Erwerbsleben, war es bei den Frauen jede Zehnte. Bei reichlich einem Drittel (35,8 Prozent) der erwerbstätigen Männer im Alter von 65 bis 69 Jahren stellte die eigene Erwerbstätigkeit auch die Haupteinkommensquelle dar. Bei den gleichaltrigen erwerbstätigen Frauen war dies bei knapp einem Fünftel (18,8
Prozent) der Fall. Der überwiegende Teil der erwerbstätigen Männer (62,8 Prozent) und Frauen (80,4 Prozent) in diesem Alter bestritten ihren überwiegenden Lebensunterhalt aus der eigenen Rente.“
Die Meldung des Statistischen Landesamtes.
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Sachsen.
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